Marc Marquez verteidigt Ducati: «Reden über Peanuts»

Am Ende lag Marc Marquez wieder vorne
Bis zur Halbzeit des 10-Runden-Sprints lag Marc Marquez in Tschechien in Führung, kontrollierte das Geschehen und hatte bereits 2,5 sec Vorsprung auf Verfolger Pedro Acosta aus dem Team Red Bull KTM. Dann ließ sich der Ducati-Star zurückfallen und kreuzte in der sechsten Runde mit 0,1 sec Rückstand als Zweiter den Zielstrich.
Was war passiert? Marquez bekam auf seinem Dashboard angezeigt, dass sein Reifendruck zu niedrig ist. Fährt er zu lange so, brummen ihm die FIM-Stewards nach dem Rennen eine Acht-Sekunden-Strafe auf, die ihn auf Platz 15 zurückgeworfen hätte.
In der vorletzten Runde stellte Marc Marquez gegen Acosta die Hackordnung wieder her, musste anschließend vor dem Podium zusammen mit dem Ducati-Werksteam aber bange Minuten warten, bis die erlösende Nachricht kam: Elfter Sprint-Sieg im zwölften Rennen!
Weil Bruder Alex lediglich als 17. die Zielflagge sah, konnte Marc seinen Vorsprung in der Weltmeisterschaft auf komfortable 95 Punkte ausbauen. Die Silber- und Bronzemedaille gingen an die KTM-Werksfahrer Acosta und Enea Bastianini.
«Wenn wir über den Reifendruck reden», holte der Seriensieger etwas aus, «dann muss ich sagen, dass wir ein genügend großes Fenster haben, um ordentlich arbeiten zu können. Aber der Punkt ist: Wir stehen im Wettbewerb. Auf einigen Rennstrecken gehen die Ingenieure mit dem Reifendruck ans Limit, weil wir damit manchmal eine bessere Performance haben – nicht immer. Manchmal müssen wir auch mit höherem Druck fahren, weil der in anderen Aspekten hilft.»
«Es kamen zwei Dinge zusammen», erklärte der achtfache Weltmeister. «Am Freitag fuhren wir nicht im Trockenen und der neue Asphalt ist supergut, er hat viel Grip. Wenn du hinten zu viel Grip hast, dann musst du anders fahren und kannst den Vorderreifen nicht genügend beanspruchen und aufheizen. Das alles macht das Leben der Ingenieure ein bisschen komplizierter. Ich schätze sie sehr, weil sie immer versuchen, das Beste zu finden. Der einfache Weg wäre den Reifendruck zu erhöhen und der Fahrer muss den Rest erledigen. Aber sie wollen uns die bestmögliche Performance geben. Im Rennen waren wir sehr nahe am Limit – wir reden über Peanuts. Sobald ich im Windschatten war, lag ich wieder im vorgeschriebenen Bereich.»
«In der vierten Runde nahm ich zur Kenntnis, dass der Reifendruck nicht hoch genug ist», ergänzte Marquez. «Dann pushte ich eine Runde maximal auf der Bremse, um den Druck zu erhöhen, das nützte aber nichts. Also entschied ich mich vom Gas zu gehen und auf den zweiten Fahrer zu warten, in diesem Fall auf Acosta.»
Millionen Motorsportfans weltweit fassen sich wegen dieser Regel an den Kopf, sie wurde vom Weltverband FIM eingeführt, weil Einheitsreifenausrüster Michelin sonst nicht für die Sicherheit seiner Produkte garantieren kann.
Marquez verteidigt diese Vorgehensweise: «Würde ein Reifen auf der Geraden explodieren, wäre das ein großes Problem. Ich stimme dieser Regel zu, weil sie der Sicherheit dient. Sind die Strafen zu hoch? Ja, es könnten weniger Sekunden sein. Derzeit gibt es 8 sec im Sprint und 16 sec im langen Rennen, sie sollten diese Strafen halbieren. Das sind riesige Strafen, da ist es besser, wenn du auf die anderen wartest, wenn du vorne liegst.»
Aufmerksame Beobachter wunderten sich, dass Marc beim Harren auf die Podiumszeremonie im Gegensatz zu seinem Team ruhig und entspannt war. «Sie wussten, dass mein Fall untersucht wird, ich nicht», lachte Marc. Gigi Dall’Igna fragte seinen Superstar, ob er innerhalb des vorgeschriebenen Drucks war, «ich sagte ihm, laut Dashboard ja. Ich stand wohl nur unter Beobachtung, weil ich so nahe am Limit war. In so einem Fall schauen sie sich das Messsystem von Ducati und jenes der Meisterschaft genau an, weil es manchmal winzige Variationen gibt und du aus dem erlaubten Bereich fällst. Dieses Mal haben beide Systeme gleich funktioniert.»
Ergebnisse MotoGP Brünn, Sprint (19. Juli):
1. Marc Márquez (E), Ducati, 10 Runden in 19:05,883 min
2. Pedro Acosta (E), KTM, +0,798 sec
3. Enea Bastianini (I), KTM, +1,324
4. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +1,409
5. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +2,292
6. Raúl Fernández (E), Aprilia, +3,358
7. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +3,648
8. Johann Zarco (F), Honda, +3,920
9. Pol Espargaró (E), KTM, +4,748
10. Brad Binder (ZA), KTM, +5,902
11. Jorge Martin (E), Aprilia, +6,000
12. Jack Miller (AUS), Yamaha, +6,379
13. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +7,081
14. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +7,612
15. Luca Marini (I), Honda, +8,681
16. Ai Ogura (J), Aprilia, +8,992
17. Alex Márquez (E), Ducati, +9,404
18. Alex Rins (E), Yamaha, +9,871
19. Joan Mir (E), Honda, +11,487
– Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, 5 Runden zurück
– Takaaki Nakagami (J), Honda, 9 Runden zurück
– Augusto Fernández (E), Yamaha, 9 Runden zurück
WM-Stand nach 23 von 44 Rennen:
1. M. Marquez, 356 Punkte. 2. A. Marquez 261. 3. Bagnaia 200. 4. Di Giannantonio 142. 5. Morbidelli 139. 6. Bezzecchi 136. 7. Zarco 106. 8. Acosta 108. 9. Quartararo 92. 10. Aldeguer 92. 11. Vinales 69. 12. Binder 60. 13. R. Fernandez 55. 14. Bastianini 49. 15. Ogura 49. 16. Marini 48. 17. Miller 46. 18. Rins 41. 19. Mir 32. 20. Nakagami 10. 21. Savadori 8. 22. A. Fernandez 6. 23. Oliveira 6. 24. Chantra 1. 25. A. Espargaro 0. 26. Martin 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 405 Punkte. 2. Aprilia 167. 3. KTM 159. 4. Honda 143. 5. Yamaha 123.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 556 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 353. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 281. 4. Red Bull KTM Factory Racing 168. 5. Aprilia Racing 144. 6. Monster Energy Yamaha 133. 7. Red Bull KTM Tech3 Racing 119. 8. LCR Honda 107. 9. Trackhouse MotoGP Team 104. 10. Honda HRC Castrol Team 80. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 55.