Stefan Bradl: Sind weitere Podestplätze möglich?

Für Stefan Bradl (23) beginnt am übernächsten Freitag mit dem ersten Indy-GP-Training die zweite Saisonhälfte. Der bayerische LCR-Honda-Pilot liess seit dem Assen-GP einen klaren Aufwärtstrend erkennen. In den Niederlanden fuhr Bradl als Dritter erstmals in die erste Startreihe. Auf dem Sachsenring gelang ihm zwei Wochen später erstmals die Freitag-Bestzeit; im Rennen führte er sechs Runden lang, ehe er auf Platz 4 zurückfiel. In Laguna Seca glänzte Bradl am ersten Tag mit Platz 2, am Samstag gelang ihm die Pole-Position, am Sonntag die Bestzeit im Warm-up und dazu Platz 2 im Rennen. Das bedeutete den ersten Podestplatz im 27. MotoGP-WM-Lauf, nachdem der Moto2-Weltmeister von 2011 mehr als 18 von 32 Runden geführt hatte.

Stefan, Indy zählte bisher nicht zu den Strecken, auf denen dir grosse Erfolge gelungen sind.

Nein, 2008 war ich mit der 125er Dritter, ein Jahr später Siebter. In der Moto2 bin ich 2011 Sechster geworden.

Im Vorjahr bin ich mit der MotoGP-Honda recht gut zurechtgekommen – Platz 6.

Die Strecke ist ziemlich alt und holprig, sie braucht dringend einen neuen Belag. Ausserdem lässt am ersten Trainingstag meistens der Grip zu wünschen übrig. Und da diese Piste mit dem Infield sehr wenig benützt wird, ist sie immer sehr dreckig. Den Freitag verbringen wir Rennfahrer meistens damit, die Strecke zu säubern.

Du bist jetzt in der WM auf den sechsten Platz vorgerückt. Crutchlow ist Fünfter. Wenn du 3,5 Punkte pro Rennen auf ihn aufholst, kannst du ihn noch übertreffen. Ist das ein Ziel? Ist das möglich?

Ich kann es probieren. Aber es wird schwierig. Crutchlow hat in Laguna Seca sein bisher schwächstes Rennen in dieser Saison gehabt, er ist Siebter geworden. Aber er sonst ist er eigentlich immer vorne dabei.

Mein erstes Ziel ist jetzt, bei den Rennen mit ihm mithalten zu können. Denn in letzter Zeit, ist er meistens mit deutlichem Vorsprung vor mir ins Ziel gekommen. Bei den nächsten Rennen will ich mit ihm mitfahren und vielleicht auch manchmal vor ihm ins Ziel kommen. Das wird man sehen.

Aber generell werde ich schauen, dass wir dort weitermachen, wo wir in Laguna Seca aufgehört haben.

Das Problem ist: Seit Laguna ist so viel Zeit vergangen. Ich weiss gar nicht mehr, wie ich das gemacht habe. Ich muss wieder frisch anfangen. (Er schmunzelt). 

Das nächste Problem ist. Dass Lorenzo und Pedrosa nach ihren Schlüsselbeinbrüchen wieder genesen sind.

Ja, aber das ist kein Problem. Das ist Realität. Das ist der Normalzustand. Wir müssen in der Lage sein, auch dann Topergebnisse einzufahren, wenn alle Spitzenfahrer fit und einsatzfähig sind. Ich glaube, dass es möglich ist. Wir haben in Laguna auf jeden Fall einen guten Job gemacht. Jetzt gilt es, diese Leistungen zu wiederholen.

Vor der Saison hiess das Ziel, immer unter die ersten fünf oder sechs zu fahren. Jetzt geht es darum, möglichst an Crutchlow dranzubleiben, ihn manchmal zu besiegen und gleichzeitig Rossi anzugreifen. Nur dann lassen sich weitere Podestplätze bewerkstelligen.

Ja, das ist nicht so weit weg von meinen Vorstellungen. Crutchlow und Rossi sind auf einem ähnlichen Niveau, sie liegen nicht weit auseinander. Und ich glaube, dass ich nicht weit dahinter bin. Jetzt will ich natürlich aufschliessen.

Deine Fans fragen sich, wie es mit deinem Honda-Vertrag aussieht. Ist da eine Entscheidung gefallen? Den Platz bei LCR-Honda hätte dir ja nur Crutchlow streitig machen können. Und der hat für zwei Jahre bei Ducati unterschrieben.

Ich glaube, Honda trifft die Entscheidung in Indy. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Entscheidung zu meinen Gunsten ausfallen wird. Ich habe mir in der Rennpause jedenfalls keine Sorgen gemacht.

Ich gehe davon aus, dass ich 2014 das dritte Jahr bei LCR-Honda fahren werde. Es besteht ja diesbezüglich ein Agreement mit HRC seit November. Es müssen zwar noch einige Details geklärt werden. Aber Teamchef Lucio Cecchinello plant fix mit mir. Die Sponsoren sind mit unseren Leistungen zufrieden.