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Debütant Martin Bauer: «Ich habe keine Helferlein»

Von Matthias Dubach
Der Österreicher schaffte es im ersten MotoGP-Training auf Rang 22. Der Suter-BMW-Fahrer über das Handicap mit der Standardelektronik, falsche Erwartungshaltungen und das Alptraum-Szenario für den Brünn-GP.

Martin Bauer hat die ersten 45 Minuten als MotoGP-Debütant hinter sich. Der 37-jährige Österreicher aus Mödling erreichte auf der Suter-BMW von Remus Racing by S&B Motorsport im ersten freien Training am Freitagmorgen den 22. Rang der 25 Teilnehmer. Mit seiner besten Rundenzeit von 2:01,441 min büsste der Wildcard-Pilot 4,743 sec auf die Bestzeit von Jorge Lorenzo (Yamaha) ein. Bis zu Lokalmatador Karel Abraham auf Rang 20 scheinen die Gegner für Bauer in Reichweite, erst zu Suter-BMW-Markenkollege Danilo Petrucci (2:00,316 min) auf Platz 19 klafft eine Lücke.

Bauer hatte Petruccis Iodaracing-Teamkollegen Lukas Pesek, der mit 7,939 sec Rückstand Letzter wurde, aber klar im Griff. Über die 107-Prozent-Qualifikationshürde braucht sich das Team von Fritz Schwarz und Andreas Bronnen wie erwartet keine Gedanken zu machen, sie lag im ersten Training bei 2:04,866 min.

Martin, in einem Interview im Vorfeld habe ich gelesen, dass du dich gar nicht auf den Brünn-GP freust, weil die Erwartungshaltungen in Österreich mittlerweile unrealistisch geworden sind.

Es ist nicht grad so, dass ich mich gar nicht freue. Aber es ist keine eine Euphorie da, ich sage nicht, ‹Hurra, wir fahren ein Rennen›. Denn ich weiss, auch wenn es gut läuft für uns und viele Sachen sehr positiv verlaufen, werden wir nicht weiter nach vorne kommen als auf den 21. oder 20. Platz. Mehr wird nicht gehen. Aber dafür muss schon alles perfekt laufen. Die Leute werden sich dann fragen, ‹warum sagt der, es war perfekt, wenn er 20. wird?›

Das ist dem Nicht-Expertenpublikum schwierig zu vermitteln.

Das ist schwer. Ich weiss, selbst ich wenn ich zufrieden sein sollte, weil wir sehr viel geschafft hatten in den wenigen Testtagen, wird es trotzdem nicht so ankommen. Es wird trotzdem so sein, dass es heisst, ‹naja, so toll war es auch wieder nicht›.
Das ist ein bisschen in meinem Hinterkopf, deshalb sage ich nicht ‹Hurra›. Wenn ich sage, ‹es wäre super, wenn wir bei den vorderen CRT-Bikes mitfahren›, ist das zwar geil, aber es geht realistischerweise derzeit nicht. Dafür ist es zu früh. Die anderen haben so viel mehr Erfahrung, die wissen, wie das Bike bereitstehen muss, damit es fahrbar ist. Erinnere dich mal zurück wie es war, als die CRT-Jungs begonnen haben! Die waren ja irgendwo. Wir müssen uns mit denen damals vergleichen, da sind wir schon jetzt um Meilen schneller. Klarerweise wirst du aber nicht mit dem verglichen, was vor einem Jahr war. Deshalb müssen wir mit ungleich langen Spiessen in den Wettkampf treten.

Zumindest den Vergleich mit den anderen Claiming-Rule-Teams werdet ihr aber aushalten müssen.

Was man aber nicht vergessen darf: Wir haben einen deutlich schwächeren Motor als die Jungs da drüben zum Beispiel (Anm.: In der Nebenbox ist das Suter-BMW-Team Came Iodaracing eingerichtet). Aber teilweise auch deshalb, weil wir keine Elektronik haben, mit der wir einen extrem spitz ausgelegten Motor wieder fahrbar machen könnten. Wir haben normale Standardelektronik, ich habe keine grossartigen Fahrhilfen drinnen. Deshalb musste Fritz darauf achten, dass der Motor auch fahrbar bleibt. Das war eine der wichtigsten Aufgaben.
Wir hatten nicht die Möglichkeit, eine mörderische Spitzenleistung zu machen, denn die wäre irgendwann gar nicht mehr fahrbar. Die Werksteams gehen alle in die Richtung der maximalen Leistungsausbeute, die Fahrbarkeit wird dann über die Elektronik erreicht. Wir fahren einfach mit der BMW-Standardelektronik, wie jedes Serienmotorrad. Es ist alles manuell zu fahren, ich habe keine Helferlein, gar nichts.
Das muss man auch berücksichtigen. Da sind die anderen Jungs (Ioda) auch deutlich weiter, denn die haben eine hochwertige Elektronik, die können das regeln und können deshalb mit dem Motor extrem scharf werden. Das summiert sich alles irgendwann. Ich denke, die anderen sind vom Fahrzeug her sicher 1,5 sec schneller als wir. Wenn nicht sogar 2 sec.

Was muss in Brünn alles passieren, damit du sagst: Das war ein perfektes Wochenende.

Das wäre sicher bei einem 20. Rang der Fall, wenn wir in der Lage sind, ein paar der Gegner zu schlagen. Ich möchte zumindest im 1:59er Bereich bei den Rundenzeiten fahren. Wenn das so aufgeht, dann wäre es ein Topwochenende. Mehr ist nicht zu erwarten.

Wie sieht das Alptraum-Szenario aus?

Das Worstcase-Szenario wäre, wenn wir auch noch wechselnde Wetterbedingungen haben. Das wäre eine mittlere Katastrophe, denn ich bin mit dem Motorrad noch keinen einzigen Meter im Regen gefahren. Ich hätte keine Ahnung, bei den Tests hatten wir nie Regen. Wir haben sowieso wenig Erfahrung, wenn es dann auch noch Mischwetter geben würde, das wäre der absolute Super-GAU.

In Indianapolis rollte Wildcard-Pilot Blake Young in der ersten Runde aus. Ich hoffe, das bleibt dir erspart!

Genau… unser Ziel ist in erster Linie, ein sauberes Wochenende abzuliefern. Eine Zielankunft im Rennen, nicht irgendwo Stress machen, keine blöden Aktionen, bei denen wir irgendjemanden gefährden, eine halbwegs gute Performance zeigen, dass die Technik gut hält – wenn wir das zeigen können, ermöglicht uns das alleine schon das Weitermachen. Dann sagen die Dorna und die IRTA auch, ‹ihr habt einen super Job gemacht, ihr könnt gerne nochmals kommen›.

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