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Nicky Hayden: «Der Ducati-Traum ist zu Ende»

Von Michael Scott
Ducati-Werkspilot Nicky Hayden wurde bei Ducati für seine Anstrengungen nicht belohnt. Mit Aprilia will er wieder Erfolgserlebnisse feiern.

Nicky Hayden absolviert die elfte Saison als Werksfahrer in der Königsklasse. Er war Weltmeister 2006, er hat drei GP-Siege gefeiert, er fuhr von 2003 bis Ende 2008 bei Repsol-Honda, jetzt ist er das fünfte Jahr bei Ducati. In den ersten drei Jahren gelang ihm jeweils ein dritter Platz pro Saison, 2012 und 2013 nicht mehr. Deshalb wird er gegen Cal Crutchlow getauscht; Hayden pilotiert 2014 eine Aprilia im Power Electronics Team von Jorge «Aspar» Martinez.

Wir haben in Aragón mit Nicky Hayden über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft gesprochen. Hier der zweite Teil des Exklusiv-Interviews.

Nicky, es sieht so aus, als würdest du nächstes Jahr eine Aprilia fahren. Richtig?

Ja, aber das ist noch nicht offiziell. Wir müssen noch ein paar Details klären. Aber wir stehen kurz vor einer Einigung. Aber ich will nicht zuviel darüber plaudern, bevor alles unterzeichnet ist.

Was erwartest du bei Aprilia? Andrea Dovizioso hat gesagt, die Aprilia von Aleix Espargaró sei in den Kurven schneller als die Werks-Ducati. Ausserdem habe sie mehr Power im unteren Drehzahlbereich.

Das ist wahr. Man sieht, dass die Aprilia bei ihm gut funktioniert. Aleix quetscht sehr viel aus diesem Motorrad heraus. Das Chassis lässt sich gut einlenken, er kann das Bike auf der Linie halten. In den Kurven sind die Aprilia sehr flott unterwegs.

Das wird eine nette Abwechslung für dich?

Ja... Ich habe schon erwähnt, dass ich es hasse, Ducati ohne Resultate verlassen zu müssen. Ich muss mir klar werden, dass dieser Traum vorbei ist. Aber anderseits bin ich bereit, etwas anderes zu probieren. Ich will schauen, was ich mit einem anderen Motorrad zustande bringe.
Wir haben jetzt noch vier Rennen. Ich weiss, das ist Rennfahrer-Gequatsche, aber ich meines es ernst. Ich will mein Bestes geben.
Wir wissen, dass wir unsere besten Chancen bei gemischten Verhältnissen hätten, bei einem flag-to-flag-race. In Sepang und Phillip Island bestehen solche Möglichkeiten.
Es wäre grossartig, wenn ich noch irgendein anständiges Resultat stehlen könnte, bevor es vorbei ist.

Was bereitet dir auf einem MotoGP-Motorrad das grösste Vergnügen? Ist das körperlich, mental – oder geht es nur um das Ergebnis?

Ich denke, das Resultat vermittelt die grösste Genugtuung. Wenn du den Schauplatz zufrieden verlässt in dem Wissen, dass du das Beste aus dem Motorrad herausgeholt hast. Dass du gute Arbeit geleistet hast. Das Fahren mit diesen Maschinen macht Spass. Aber es geht nicht nur ums Fahren. Es geht um den Erfolg, es geht um die Leistung.
Ich mag die Arbeit. Ich mag es, wenn ich diese mühsame Arbeit in Gang setze wie eine Mühle, wenn man den Prozess in Gang bringt, wenn man nachher den Lohn der Mühen erntet.
Manchmal funktioniert das Motorrad gut, du denkst, du kannst niedrige 1:32er-Zeiten fahren, es wird aber eine hohe 1:31er. Dann passt alles zusammen, das fühlt sich ziemlich gut an. Aber dieses Gefühl vermisse ich seit geraumer Zeit.

Hast du dir als Kind jemals ausgemalt, dass du deinen Lebensunterhalt eines Tages mit dem Motorradsport verdienen könntest?

Ich habe geträumt, als ich ein Kind war. Ich dachte: «Ich liebe diesen Sport. Ich möchte davon leben.»
Ich habe gesehen, wie meine Helden auf diesen Rennstrecken herumflitzten, vor Zehntausenden von Zuschauern. Da dachte ich: «Yeah, das will ich auch machen.»
Aber ich habe wahrscheinlich mehr erreicht, als ich erwartet habe. Ich habe mehr gesehen, als ich mir vorgestellt habe.
Aber ich hatte als Kind gewaltige Träume. Ich habe aber nicht davon geträumt, der schnellste Fahrer im Bundesstaat Kentucky zu sein und trotzdem nicht genug zu essen zu haben.

Was ist das Schlimmste an diesem Beruf?

Es kann manchmal ein frustrierendes Spiel sein. Wenn du überzeugt bist, dass du und das Team alles tust, wenn aber die Resultate trotzdem zu wünschen übrig lassen. Dann kommt wirklich Frust auf.
Wenn du nur 80 Prozent deiner Fähigkeiten investierst und du nur 80 Prozent deiner Möglichkeiten rausholst, ist es okay.
Aber wenn du dich pausenlos mit allen Kräften anstrengst und du kein Licht siehst, dann ist es mühsam. That’s life.
Ich bin sicher, viele andere Menschen erleben das in ihren Berufen.

Was war dein bestes Überholmanöver in diesem Jahr?

Ich denke, ich sollte wohl nicht Indy erwähnen. Denn diese Aktion war vielleicht ein bisschen übertrieben. Und ich habe keinen Platz gewonnen, weil Bradley innen vorbei gefahren ist, als Dovi und ich in der letzten Runde in der Zielkurve neben der Piste waren...
Es gab nicht viele aufregende Momente in diesem Jahr. Das Finish in Indy war abwechslungsreich, Dovi und ich mussten über die Kerbs springen...
Wenn du jemanden attackierst, um Achter statt Neunter zu werden, kannst du schwer behaupten, das war ein gutes Überholmanöver.

Wie oft hast du das Vorderrad in einem Rennen ausser Kontrolle verloren? Was bleibt den TV-Kameras verborgen?

Sehr viel. Die Kameras werden unserem Sport nicht gerecht. Manchmal, wenn sie High-speed zeigen und ganz nahe rücken... Aber manchmal sind die Kameras einfach viel zu weit weg. Wie in Katar. Es sieht aus, als würden wir Racing for Fun machen, einen Track-day absolvieren.
Man sieht nie, wenn einem Fahrer das Vorderrad wegrutscht. Dabei gibt es Kurven, wo das Vorderrad jede Runde wegdriftet.
Manchmal schaue ich mir mit meinen Mechanikern ein Video von einer Trainingssession an. Ich will ihnen dann so einen Vorderradrutscher zeigen. Damit sie nicht nur hören, was ich erzähle, sondern auch die entsprechenden Bilder erleben. Dann sagen sie: «Wow, das war knapp, diesen Slide hast du gerade noch gerettet.» Ich entgegne dann: «Wenn du am Motorrad sitzt, fühlt es sich noch schlimmer und abenteuerlicher an.»
Wie die Geschichte mit dieser Rechtskurve in Deutschland, das war im Fernsehen gut zu erkennen. Aber oft sieht man nur harmlose Slides. Für den Fahrer auf dem Motorrad war es jedoch oft aber ein Riesenrutscher.

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