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Bridgestone: Forderung nach Phillip-Island-Test

Von Otto Zuber
Phillip Island: Es drehte sich alles um die Bridgestone-Reifen

Phillip Island: Es drehte sich alles um die Bridgestone-Reifen

Der MotoGP-Reifenhersteller erlebte in Australien ein denkwürdiges Debakel. Motorsport-Entwicklungs-Manager Shinji Aoki stellt sich kritischen Fragen.

Beim Grand Prix auf Phillip Island wurde Bridgestone vom neuen Asphalt auf dem falschen Fuss erwischt. Sogar die harten Reifen gingen nach zehn Runden kaputt, dabei hätten sie eine Renndistanz von 27 Runden halten müssen. Nur durch das in der Not geänderte Rennformat mit nur noch 19 Runden und einem vorgeschriebenen Motorradwechsel nach spätestens zehn Runden retteten den Australien-GP.

Bei den Japanern wird nun bereits daran gearbeitet, dass sich das Debakel bei der Rückkehr 2014 nicht mehr wieder holt. Das Interview mit Shinji Aoki, dem Manager der Motorsport-Entwicklungsabteilung.

Letzten Sonntag kam es zum ersten Flag-to-Flag-Rennen im Trockenen der MotoGP-Geschichte. Was hat genau dazu geführt?

Grundsätzlich haben die Hinterreifen, die wir für Phillip Island vorgesehen haben, auf dem viel besseren neuen Asphalt überhitzt, was sich auf die Langlebigkeit ausgewirkt hat. Das sehr hohe Level der Traktion auf diesem neuen Belag hat dazu geführt, dass bei einigen die Laufflächen aufbrachen und rissig wurden. Das haben wir definitiv nicht erwartet. Es wurde klar, dass so keine volle Renndistanz möglich sein wird, wir haben mit der Dorna, der FIM und der IRTA eine Lösung für das Rennen gesucht. Bedenkt man die Situation, die wir mit den zugeteilten Reifen hatten, bin ich zufrieden, dass die Fans am Sonntag ein sicheres und spannendes Rennen sehen konnten.

Aber das Rennformat hatte sogar nach dem Warm-up nochmals angepasst werden müssen. Statt Flag-to-Flag mit 26 Runden wurde die Distanz auf 19 Runden reduziert. Warum?

Diese Entscheidung für das 26-Runden-Rennen fällte die Rennleitung gemäss unseres Hinweises, dass das Maximum für den Hinterreifen 14 Runden sein wird. Das sagten unsere Analysen vom Samstag aus. Da wir aber an die Sicherheit der Fahrer denken mussten, haben wir die Piloten gebeten, im Warm-up Long-runs zu fahren, um zu sehen, welchen Einfluss die veränderten Bedingungen haben. Die Analysen vom Sonntag zeigten, dass zehn Runden eine sicherere Distanz wären. Bei einem Stopp wäre also ein 19-Runden-Rennen das Beste. Es schien, dass sich die verbesserten Abstimmungen der Motorräder den Fahrern eine bessere Performance boten und damit den Stress für die Reifen im Vergleich zum Samstag weiter verstärkten.

Was macht den neuen Asphalt auf Phillip Island so speziell?

Wir wussten, dass die Strecke neu asphaltiert und der Belag rauer wurde. Obwohl wir aus diesem Grund spezielle Hinterreifen mit der extra-harten Mischung genau deshalb mitgebracht haben, hat uns die verbesserte Streckenbeschaffenheit Probleme bereitet. Das Hauptproblem waren die konstant sehr hohen Temperaturen, die wir vor dem Wochenende auf dieser Strecke nicht erwartet haben. Unsere anfänglichen Erkenntnisse gingen dahin, dass nicht der bessere Grip des Asphalts an sich die Probleme verursacht haben. Der Fehlen der Bodenwellen in den Kurven bedeutet, dass die Reifen mehr konstanten Kontakt zum Boden haben, das hat die Temperatur noch höher rauf getrieben. Der um zwei Sekunden bessere Rundenrekord als 2012 zeigt, wie viel der Extra-Grip im Vergleich zum letzten Jahr ausmachte. Wir haben höhere Temperaturen erwartet, aber die tatsächlichen Werte waren weit weg von unseren Erwartungen.

Im vierten freien Training testeten die zwölf Werksfahrer einen eingeflogenen extra-harten Slick, aber dieser kam im Rennen nicht zum Einsazu. Warum?

Dieser Reifen hat gegenüber der ursprünglich vorgesehenen harten Mischung keinen Vorteil gebracht. Der extra-harte Reifen bekam dieselben Überhitzungsprobleme, bot aber weniger Haftung. Deshalb kam diese Mischung für das Rennen nicht in Frage. Normalerweise ist eine härtere Mischung restistenter gegen die Hitzeentwicklung, aber das war an diesem Wochenende nicht der Fall.

Wie will Bridgestone sicherstellen, dass solche Probleme in Zukunft nicht mehr auftreten?

Es wird sehr wichtig sein, dass wir vor dem nächsten Rennen auf Phillip Island dort testen können. Da aber diese Strecke derzeit nicht genutzt wird für offizielle IRTA- oder private Teamtests, suchen wir derzeit eine Lösung, wie wir mit einigen MotoGP-Fahrern in Australien testen können. Auf diese Weise könnten wir die Daten sammeln die wir brauchen, um besser passende Reifen für diesen neuen Asphalt zu entwickeln.

Diesen Test vorausgesetzt – wie zuversichtlich ist Bridgestone, dass nächstes Jahr in Australien die Reifen eine ganze Renndistanz halten werden?
Wir sind zuversichtlich, dass wir mit einem Test zu Beginn des nächsten Jahres mit Werksfahrern einen Reifen entwickeln können, der 27 Runden halten wird. Es wird eine grosse Herausforderung für uns, aber eine, an die wir sehr sorgfältig herangehen werden. Wir müssen einen Reifen entwickeln, der genügend Langlebigkeit und Hitzebeständigkeit hat, aber gleichzeit weiterhin den Griplevel und die Aufwärmeigenschaften ausweist, die auf Phillip Island gefragt sind. Das ist die Priorität unserer Ingenieure im Bridgestone-Technikzentrum in Japan.

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