Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Aufklärung tut not: Warum Ducati nicht Open fährt

Von Günther Wiesinger
Andrea Iannone: stark gefahren, aber mit Werks-Ducati von allen Open-Vorteilen profitiert

Andrea Iannone: stark gefahren, aber mit Werks-Ducati von allen Open-Vorteilen profitiert

Es ist schwierig, den Überblick zu bewahren. Deshalb klären wir hier noch einmal genau auf, wie Ducati als Factory-Team in den Genuss der Open-Vorzüge kam.

Viele Berichterstatter und Teammitglieder sind in Katar verunsichert. Die Fans sowieso. Sie fragen sich: Warum kann Ducati Corse innerhalb weniger Wochen vom Factory-Team in die Open Class wechseln, dann in die Factory 2 – und jetzt wieder zurück in die Factory-Version?

Und trotzdem bekommen sie ähnliche Vergünstigungen und Zugeständnisse wie die Open Class-Teilnehmer?

Es ist an der Zeit, hier ein paar Details richtig zu stellen.
Das Ducati-Werksteam war nie in der Open Class akzeptiert. Gigi Dall’Igna hat zwar Dovizioso, Crutchlow und Iannone am 28. Februar für die Open Class nachnominiert.

Aber dann haben Honda und Yamaha dagegen Protest eingelegt.
Und da diese beiden Hersteller in der MSMA auch in der Grand Prix Commission ein Mitspracherecht haben, hat die GP-Kommission Ducati nicht in der Open Class akzeptiert.

Dorna und FIM haben als Mitglieder der GP-Kommission für 11. März einen Kompromissvorschlag vorbereitet. Für Ducati sollte die Factory-2-Kategorie geschaffen werden. Die Idee: Ducati verwendet seine eigene Upgrade-Software von Magneti Marelli, die andern Open-Teams die letztjährige Einheits-ECU.

Dazu hätte Ducati die weichen Hinterreifen die Testerleichterungen, zwölf statt fünf Motoren bekommen sollen, 24 statt 20 Liter und obendrein keine eingefrorene Motorentwicklung. Bei einem Sieg, zwei zweiten oder drei dritten Plätzen hätte Ducati aber auf 22,5 Liter Sprit umsteigen müssen.

Das passte Honda und Yamaha natürlich auch nicht. Warum sollte ein Werk plötzlich mit dem Arme-Leute-Teams wie Ioda und PBM wetteifern?

Also wurde eine Woche lang gefeilscht, bis folgender Kompromiss gefunden wurde: Ducati bleibt ein Factory-Team, bekommt aber Zugeständnisse, weil das Werk im Vorjahr keinen GP-Sieg errungen hat und deshalb die Möglichkeit haben soll, technologisch zu den Wettbewerbern aufzuschliessen.

«Wir wollen, dass die Show besser wird», sagt Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta. «Wir wollen, dass einem Hersteller, der in der jüngsten Vergangenheit nicht besonders erfolgreich war, ein paar technische Zugeständisse eingeräumt werden. Das neue Konzept wird für abwechslungsreiche Rennen sorgen.»

Vorläufig hat Ezpeleta keine Angst, dass TV-Kommentatoren, Reporter und Fans die Übersicht verlieren. «Am Ende geht es im Rennsport nur darum, wer Erster, Zweiter oder Dritter wird – und wer bester Open-Fahrer wird.»

Wenn Ducati stärker wird, gehen nach den ersten Erfolgen die Vorteile teilweise wieder verloren. Bei einem Sieg, zwei zweiten oder drei dritten Plätzen wird der Tankinhalt auf 22 Liter reduziert. Die Testvorteile bleiben erhalten. Bei drei Siegen verliert Ducati die weichen Reifen. Diese Ergebnisse werden saisonübergreifend gewertet, es werdem also die Siege von 2014 und 2015 addiert.

«Ja, all diese erforderlichen Platzierungen gelten saisonübergreifend», erläuterte IRTA-Generalsekretär Mike Trimby im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Die Vergünstigungen fallen also auch weg, wenn Ducati bei den letzten zwei Rennen 2014 und beim ersten Grand Prix 2015 jeweils dritte Plätze erreicht.»

Warum Ducati diese Zugeständnisse von vornherein auch für 2015 eingeräumt wurden, versteht niemand.

«Die GP-Kommission kann das Reglement jederzeit wieder anpassen, wenn etwas schiefläuft. Es ist nichts in Stein gemeisselt», versicherte Mike Trimby.

Und was passiert, wenn Ducati 2014 plötzlich zehn Rennen hintereinander gewinnt?

Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta: «Wir können in der GP-Kommission immer wieder neue Handicap-Formeln in Kraft setzen. Das würde heissen, weniger Sprit oder weniger Motoren.»

Trotzdem versteht keiner, warum Ducati gleich alle Open-Vorteile bekam. Und warum auch gleich für 2015?

Ich wiederhole mich: Es hätte gereicht, wenn man Ducati von der eingefrorenen Motorenentwicklung befreit hätte.

Die Erfolge des Ducati-MotoGP-Werksteams seit 2003:

2003:
Loris Capirossi WM-Rang 4 mit 177 Punkten
Troy Bayliss WM-Rang 6 mit 128 Punkten
2004:
Loris Capirossi WM-Rang 9 mit 117 Punkten
Troy Bayliss WM-Rang 14 mit 71 Punkten
2005:
Loris Capirossi WM-Rang 6 mit 157 Punkten
Carlos Checa WM-Rang 9 mit 138 Punkten
2006:
Loris Capirossi WM-Rang 3 mit 229 Punkten
Sete Gibernau WM-Rang 13 mit 95 Punkten
2007:
Casey Stoner Weltmeister mit 367 Punkten
Loris Capirossi WM-Rang 7 mit 166 Punkten
2008:
Casey Stoner WM-Rang 2 mit 280 Punkten
Marco Melandri WM-Rang 17 mit 51 Punkten
2009:
Casey Stoner WM-Rang 4 mit 220 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 13 mit 104 Punkten
2010:
Casey Stoner WM-Rang 4 mit 225 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 7 mit 163 Punkten
2011:
Valentino Rossi WM-Rang 7 mit 139 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 8 mit 132 Punkten
2012:
Valentino Rossi WM-Rang 6 mit 163 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 9 mit 122 Punkten
2013:
Andrea Dovizioso WM-Rang 8 mit 140 Punkten
Nicky Hayden WM-Rang 9 mit 126 Punkten

31 MotoGP-Siege:

Erster MotoGP-Sieg beim Barcelona-GP 2003 durch Loris Capirossi.
Casey Stoner: 23 Siege (2007: Katar, Istanbul, Shanghai, Barcelona, Donington Park, Laguna Seca, Brünn, Misano, Phillip Island, Sepang; 2008: Katar, Donington Park, Assen, Sachsenring, Phillip Island, Valencia; 2009: Katar, Mugello, Phillip Island, Sepang; 2010: Aragon, Motegi, Phillip Island)
Loris Capirossi: Sieben Siege (2003: Barcelona; 2005: Motegi, Sepang; 2006: Jerez, Brünn, Motegi; 2007: Motegi)
Troy Bayliss: ein Sieg (Valencia 2006).

Podestplätze:

Erstes MotoGP-Podest für Ducati war der dritte Platz von Loris Capirossi beim Saisonauftakt in Suzuka 2003.
2003: Neun Podestplätze (1x Sieg, 2x zweiter Platz, 6x dritter Platz)
2004: Zwei Podestplätze (2x dritter Platz)
2005: Vier Podestplätze (2x Sieg, 1x zweiter Platz, 1x dritter Platz)
2006: Neun Podestplätze (4x Sieg: Troy Bayliss siegte als Ersatzfahrer in Valencia, 4x
zweiter Platz, 1x dritter Platz)
2007: 18 Podestplätze (11x Sieg, 4x zweiter Platz, 3x dritter Platz)
2008: Elf Podestplätze (6x Sieg, 3x zweiter Platz, 2x dritter Platz)
2009: Neun Podestplätze (4x Sieg, 1x zweiter Platz, 4x dritter Platz)
2010: Zehn Podestplätze (3x Sieg, 2x zweiter Platz, 5x dritter Platz)
2011: Zwei Podestplätze (2x dritter Platz)
2012: Zwei Podestplätze (2x zweiter Platz)
2013: Kein Podestplatz

Die Podestplätze des Pramac-Ducati-Kundenteams:

2007: Alex Barros (Mugello)
2008: Toni Elias (Brünn und Misano)

Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Dr. Helmut Marko: «Wir wissen, was zu tun ist»

Von Dr. Helmut Marko
Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko blickt in seiner SPEEDWEEK.com-Kolumne auf die Saison zurück und erklärt, wie sich Max Verstappen weiter verbessern konnte. Und er sagt, warum wir uns auf 2025 freuen dürfen.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Mo. 23.12., 12:35, Motorvision TV
    US Pro Pulling
  • Mo. 23.12., 15:20, Motorvision TV
    Tourenwagen: Supercars Championship
  • Mo. 23.12., 16:15, Motorvision TV
    Tourenwagen: Supercars Championship
  • Mo. 23.12., 17:10, Motorvision TV
    IMSA Sportscar Championship
  • Mo. 23.12., 19:15, ServusTV
    Servus Sport aktuell
  • Di. 24.12., 01:45, Hamburg 1
    car port
  • Di. 24.12., 03:45, Hamburg 1
    car port
  • Di. 24.12., 03:55, Motorvision TV
    On Tour
  • Di. 24.12., 05:10, Motorvision TV
    US Pro Pulling
  • Di. 24.12., 05:15, SPORT1+
    NASCAR Cup Series
» zum TV-Programm
6.762 20111003 C2312054515 | 5