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MotoGP-WM 2015: Lorenzo zu Honda? Was tut Crutchlow?

Von Günther Wiesinger
Für 2015 scheinen nur drei Fahrer gesetzt: Márquez bei Honda, Rossi bei Yamaha, Dovizioso bei Ducati. Pedrosa, Crutchlow, Lorenzo und Co. könnten ein tüchtiges Sesselrutschen veranstalten.

Es liegen zwar erst vier von 18 Grand Prix hinter uns, aber längst werden hinter den Kulissen die Weichen für 2015 gestellt.

Wer mit wachem Auge durch das MotoGP-Fahrerlager spaziert, sieht immer wieder einen geschäftigen Fahrer-Manager in irgendeinem Motorhome, in einer Hospitality oder einem engen Büro verschwinden – bei einem klandestinen Meeting mit einem hoch dekorierten Teammanager oder Teambesitzer.

Denn wir wissen: Am Jahresende 2014 laufen alle Verträge der Top-Ten in der MotoGP-Klasse aus.

Wir reden also von Assen wie Márquez, Lorenzo, Pedrosa, Rossi, Dovizioso, Crutchlow, Bautista, Bradl, Smith, Iannone, Aleix Espargaró.

Nur Pol Espargaró hat bei Yamaha einen Zwei-Jahres-Vertrag.
Und wir gehen davon aus, dass Rossi bei Yamaha bleibt, dass Márquez bei Repsol-Honda weiterfährt und Dovizioso bei Ducati 2015 die Früchte seiner Arbeit erntet. Bei Honda und bei Yamaha war er ja schon...

Jorge Lorenzo hat soeben seine siebte Saison für das Yamaha-Werksteam unter die Räder genommen. Er hat bisher immer erwähnt, er wolle dort bleiben.

Aber momentan knirscht es im Gebälk.

Yamaha-Rennchef Kouichi Tsjuji zweifelte am Sonntag ein bisschen daran, ob Lorenzo wirklich wegen der geänderten äusseren Verhältnisse Platz 3 verspielt hatte. Lorenzo schimpft seit Monaten über die neuen Bridgestone-Reifen, macht Fehler (Doha und Austin) und räumt dann noch konditionelle Mängel ein.

Er könnte den Verlockungen von HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto erliegen, der langsam einsehen muss, dass Dani Pedrosa wohl auch im neunten Jahr bei Repsol-Honda keinen Titel gewinnen wird.

Aber wenn Lorenzo bei HRC nicht anbeisst, könnte Pedrosa auch 2015 bei Repsol neben Márquez erste Wahl sein.

Dass sich Pedrosa (28) zum Beispiel Suzuki antut, kann ich mir nicht vorstellen. Da hört er lieber auf. Er hat jetzt schon 215 Grand Prix auf dem Kerbholz.

Cal Crutchlow: Verlässt er Ducati?

Cal Crutchlow könnte Bewegung in das Transfer-Karussell bringen. Er hat bei Ducati eine Ausstiegsklausel, wenn die Resultate nicht seinen Vorstellungen entsprechen und die Desmosedici nicht gut genug für Podestplätze ist.

Crutchlow-Manager Bob Moore knüpft schon wieder Kontakte zu HRC und Yamaha. Auch bei Suzuki steht Crutchlow auf der Einkaufsliste.

Aber: Er verdient bei Ducati 2,5 Millionen im Jahr, das kann Gresini-Honda oder LCR-Honda nicht einmal annähernd bezahlen, auch nicht mit Unterstützung von HRC. Und Suzuki wird 2015 keine Bäume ausreissen.

Also wird Crutchlow voraussichtlich bleiben, wo er ist. Obwohl seine Aussagen nach dem Jerez-GP nicht gerade ein Treueschwur in Rot oder eine Liebeserklärung an Ducati waren.

Im Yamaha-Werksteam könnte für den Engländer nur dann eine Tür aufgehen, wenn Lorenzo zu Repsol-Honda verduftet.

Stefan Bradl ist jetzt WM-Sechster und peilt den fünften WM-Rang an, Dovizioso liegt 15 Punkte vor ihm. Trotzdem scheint seine Position bei LCR-Honda nicht sonderlich gefährdet, wenn er nach der Unterarm-Operation wieder ähnliche Resultate zeigt wie in Texas (Platz 4) und Las Termas (Platz 5).

Wenn es jetzt heisst, es drängen viele junge Fahrer nach, dann muss man sich zuerst einmal umschauen und fragen: Wer denn, bitte?
Tito Rabat ist noch lange nicht Moto2-Weltmeister. Und wenn, dann wird er wohl bei MarcVDS Racing eine Open-Yamaha mit Kalex-Chassis fahren, bis Scott Redding seinen Zwei-Jahres-Vertrag bei Gresini abgedient hat und zurückgeholt wird.

Falls Mika Kallio die Moto2-WM gewinnt, gehören seine Aussichten, als vielversprechendes Talent durchzugehen, wohl auch schon der Vergangenheit an. Mit 32 Jahren wird er keinen Platz mehr in einem MotoGP-Werksteam finden.

HRC hat ein Auge auf Maverick Viñales

Der einzige wirklich heisse Kandidat für einen Platz bei Go&Fun-Gresini-Honda (statt Bautista) oder LCR-Honda wäre Maverick Viñales, der gleich sein zweites Moto2-WM-Rennen (in Texas) gewann, jetzt grossartiger WM-Dritter ist, von Kevin Schwantz schon im September 2011 in einem Atemzug mit Márquez und Simoncelli genannt wurde und bei HRC mit seinen gerade 19 Jahren höchst aufmerksam beobachtet wird. Siegertypen sind bei Honda jederzeit willkommen.

Zur Erinnerung: Viñales hat eine Honda-Vergangenheit. Er kämpfte 2012 auf FTR-Honda um den Moto3-WM-Titel gegen Sandro Cortese/KTM und gewann ihn 2013 auf der Calvo-KTM.
HRC könnte ihn aber auch gleich neben Marc Márquez ins Repsol-Werksteam stecken und ihn neben dem Seriensieger behutsam aufbauen.

Der Haken an der Geschichte: Maverick hat einen Zwei-Jahres-Vertrag mit Sito Pons für die Moto2-WM.

Fakt ist: Bautistas Platz ist momentan stärker gefährdet als jener von Bradl. Erstens gibt es genug Spanier auf konkurrenzfähigen Bikes, zweitens will Dorna-Chef Ezpeleta einen starken Deutschen im Feld, drittens ist Bradl vier Jahre jünger als Bautista, viertens hat LCR-Chef Cecchinello dank Bradl eine enge Connection zu HRC und zu Honda Deutschland. Fünftens muss HRC erst einen finden, der verlässlich unter die Top-5 fährt. Und sechstens sitzen eh schon drei Spanier auf den vier Honda-Prototypen – Márquez, Pedrosa und Bautista.

Ausserdem: Ducati hat schon im Juli und August 2012 einmal bei Bradl mit einem lukrativen Angebot angeklopft. Del Torchio, Gobmeier und ein Audi-Vorstand suchten Kontakt zum schnellen Bayern. Der deutsche Eigentümer Audi könnte auch für 2015 auf Bradl zukommen.

Klar, wir bewegen uns hier vielfach im Bereich der Spekulation.
Bei Pedrosa, Bradl, Bautista, Crutchlow, Aleix Espargaró, Smith und so weiter hängt viel von den Resultaten bei den nächsten Rennen ab.

Bradley Smith wäre zum Beispiel ein Anwärter für Suzuki. Bei Honda, Yamaha und Ducati sind für ihn die Türen für einen Werksvertrag zu, bei Suzuki könnte er eine Stange Geld verdienen und das neue XR-H1-Motorrad mit dem Reihen-Vierzylinder entwickeln.

Auch Aleix Espargaró hat bereits eine Anfrage von Suzuki-Rennchef Sahara in der Tasche. Er hat einen Zwei-Jahres-Vertrag bei Forward, kann aber bei einem Werksfahrer-Angebot aussteigen.

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