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Jorge Lorenzo: Wie stark reizt ihn Honda?

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez hat seinen Honda-Vertrag verlängert, jetzt ist Jorge Lorenzo am Zug. Was spricht gegen seinen Wechsel zu Repsol-Honda? Wohin treibt es Crutchlow?

Es sind zwar in diesem Jahr erst fünf von 18 Motorrad-Grand Prix gelaufen, aber längst werden von eifrigen Fahrer-Managern bei geheimen Meetings mit geschäftstüchtigen Teammanagern und Teambesitzern neue Deals ausgeheckt.

Denn am Jahresende 2014 laufen alle Verträge der Top-Ten in der MotoGP-Klasse aus. Bisher hat nur Marc Márquez einen Schachzug gemacht – und seinen HRC-Vertrag bis Ende 2016 verlängert.

Seine MotoGP-Kollegen wie Lorenzo, Pedrosa, Rossi, Dovizioso, Crutchlow, Bautista, Bradl, Smith, Iannone und Aleix Espargaró sind noch zu haben. Nur der starke Le-Mans-Vierte Pol Espargaró hat bei Yamaha einen Zwei-Jahres-Vertrag – und Nicky Hayden bei Jorge Martinez.

Dass sich Rossi demnächst (vielleicht schon vor Mugello) für zwei weitere Jahre mit Yamaha einigen wird, daran gibt es nicht den geringsten Zweifel. Er kennt seinen Marktwert, Yamaha kennt seinen.

Andrea Dovizioso wird bei Ducati beiben, auch wenn sein umtriebiger Manager Simone Battistella pflichtgemäss alle anderen Möglichkeiten abklärt, von Suzuki bis zu Honda. Schliesslich muss er die Gage von «Dovi» in die Höhe treiben, der am dichtesten von allen Herausforderern an die «Grossen Vier» (Márquez, Lorenzo, Rossi, Pedrosa) herankommt und seinem neuen Teamkollegen Cal Crutchlow bereits völlig entnervt hat. Dovi hat beim «best of the rest»-Fight die Nase vorne.

Dovizioso wird nicht zu Honda oder Yamaha zurückkehren, er war schon bei Scot-Honda, bei Repsol-Honda und bei Tech3-Yamaha, Suzuki kann seine Gage (sie wird wohl 2015 bei 3 Millionen Euro liegen) nicht bezahlen, ausserdem ist die neue XR-H1 keine Rakete.

Jorge Lorenzo muss sich entscheiden

Jorge Lorenzo bestreitet 2014 seine siebte Saison für das Yamaha-Werksteam; es ist etwas Sand ins Getriebe gekommen. Repsol-Honda könnte eine attraktive Braut für ihn werden.
Aber mein Tipp lautet: Repsol macht ein Jahr mit Pedrosa weiter und engagiert dann den aktuellen Moto3-Weltmeister Maverick Viñales (19), der in seiner ersten Moto2-Saison für Furore sorgt (Sieg beim zweiten Rennen in Texas!) und in der WM an dritter Stelle liegt.
Lorenzo hat bei Yamaha langfristig die besseren Aussichten, bei HRC steht ihm die Nr. 93 im Weg.

Aber was passiert, wenn HRC den zweifachen MotoGP-Weltmeister Lorenzo trotzdem an die Seite von Márquez holt?

Dann werden die loyalen Japaner Pedrosa einen Platz in einem Kundenteam anbieten – bei Gresini oder LCR. Diese Erniedrigung wird er ablehnen. Dann bleibt eine Rochade mit Lorenzo ins Yamaha-Werksteam – und womöglich ein Rücktritt. Den hat Dani bereits vor seiner Erfolgsserie 2012 einmal in Erwägung gezogen, als ihn eine Verletzung nach der andern heimsuchte.

Cal Crutchlow könnte Schwung ins Transfer-Karussell bringen, denn er kann am Saisonende bei Ducati wegen der bockigen Desmosedici aussteigen – und will es momentan auch tun. Sonst würde er nach Rennen wie in Jerez und Le Mans seine Zunge besser hüten.

Crutchlow-Manager Bob Moore knüpft schon wieder Kontakte zu HRC und Yamaha. Für Suzuki ist Crutchlow genau so zu teuer wie Pedrosa, der gleich 8 Millionen forderte, das kann auch kein HRC-Kundenteam bezahlen.

Also muss Crutchlow womöglich bleiben, wo er ist. Im Yamaha-Werksteam könnte nur dann eine Tür aufgehen, wenn Lorenzo zu Repsol-Honda geht und Pedrosa dort unerwünscht ist.

Stefan Bradl: Bautista als direkter Gegner

Stefan Bradl ist jetzt WM-Sechster und peilt den fünften WM-Rang an, Dovizioso liegt 16 Punkte vor ihm, Lorenzo sechs. Trotzdem scheint seine Position bei LCR-Honda nicht wirklich gefährdet. Honda setzt mit Márquez, Pedrosa und Bautista schon drei Spanier auf Honda-Prototypen ein, Bradl ist vier Jahre jünger als die zwei Letztgenannten, Crutchlow ist nicht wirklich besser als er. Moto2-Pilot Takaaki Nakagami hätte eine Bedrohung werden können, weil HRC in der Königsklasse bald wieder einen Japaner vorne sehen will, aber der geht momentan in der Moto2Klasse bei Idemitsu Honda-Asia-Team unter: Platz 21 in Le Mans.

«Wir müssen mit Stefan den fünften WM-Rang anpeilen, möglichst oft um Podestplätze fighten und den Rückstand zur Spitze verkürzen», weiss LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello.

Fakt ist: Es wäre für Bradl hilfreich, die WM vor Bautista abzuschliessen, denn dieser ist wegen seines Alters (28 Jahre) und seiner spanischen Herkunft sowie seiner drei Stürze zum Saisonstart stärker gefährdet als Bradl. Zumal sich der mächtige Dorna-Chef Ezpeleta einen starken Deutschen im Feld wünscht – allein wegen der TV-Rechte. Sonst bezahlt kein deutscher Sender 3,5 Millionen Euro im Jahr.

Bradley Smith gilt als Anwärter für Suzuki, Aleix Espargaró denkt ebenfalls über einen Wechsel von Forward Yamaha zu Suzuki nach. Er könnte dort mit Andrea Iannone oder Smith eine schlagkräftige Fahrerpaarung bilden. Aleix hat einen Zwei-Jahres-Vertrag bei Forward, kann aber bei einem Werksfahrer-Angebot aussteigen.

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