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Jorge Lorenzo: «Wäre auch auf Honda schnell!»

Von Thomas Baujard
Yamaha-Star Jorge Lorenzo erlebte einen schwierigen Start in die Saison 2014. Doch er kämpfte sich zurück und fordert nun wieder Marc Márquez heraus. SPEEDWEEK.com traf den Spanier.

Nach den enttäuschenden ersten Saisonrennen arbeitete Jorge Lorenzo hart an seiner physischen Verfassung. Zuvor hatte er beklagt, sich nicht völlig fit zu fühlen. Mit Hilfe seines neuen Trainers nahm er in drei Monaten vier Kilo ab. In Brünn schaffte er es erstmals in dieser Saison vor Marc Márquez ins Ziel, doch er musste sich einem anderen Honda-Piloten geschlagen geben: Dani Pedrosa. Auch im Rennen von Silverstone verpasste zweifache MotoGP-Weltmeister im Zweikampf mit Márquez nur knapp den Sieg.

Jorge, laut spanischen Medien hast du in diesem Sommer die perfekten Strände von Cancun verlassen, um dich auf deinem Mountainbike zu quälen?

Ja, das ist richtig. Ich habe in diesem Jahr zweimal meinen Trainer gewechselt. Mit dem ersten klappte das Training nicht wie gewünscht. Daher kam es zum zweiten Wechsel. Ich wollte meine physische Verfassung in diesem Jahr verbessern. Das funktioniert mit meinen neuen Trainier seit fünf Monaten sehr gut. Wir trainieren viel mit dem Mountainbike, weil ich nicht laufen kann. Ich habe dabei Schmerzen im Rücken und in den Knien. Mountainbike fahren ist ein guter Sport, weil er abwechslungsreich und förderlich für die Kondition ist. Ich fahre viel in den Bergen, aber bergab gehen wir kein großes Risiko ein.

Wie SPEEDWEEK.com bereits berichtete, hast du durch deinen neuen Trainer in drei Monaten vier Kilo verloren.

Ja, ich habe viel trainiert und eine strenge Diät absolviert. Nun wiege ich 64 Kilo.

War dies ausschlaggebend dafür, dass du wieder konkurrenzfähig bist oder hat es mehr mit dem besseren Seitengrip der Bridgestone-Reifen und der sanfteren Yamaha-Elektronik zu tun?

Es ist wohl eine Kombination aus all dem. Was sich zwischen meinen Siegen 2013 und den ersten Rennen 2014 veränderte, war eine Kombination aus negativen Dingen. Die Reifen hatten plötzlich weniger Seitengrip. Ich konnte nicht mehr den Kurvenspeed fahren, den ich fahren will. Zudem war die Yamaha etwas aggressiver, da wir einen Liter Benzin sparen mussten. Auch meine körperliche Verfassung war schlecht. Außerdem war Marc schneller als im letzten Jahr. Diese Kombination führte zu den großen Unterschieden zwischen den Resultaten 2013 und 2014.

Wann werdet ihr, wie die Honda-Fahrer, ohne kuppeln Herunterschalten können?

Ich weiß nicht genau, was Honda nutzt. Und Honda weiß im Gegenzug nicht, was wir einsetzen. Doch wir brauchen wahrscheinlich schon eine schnellere Lösung für die Schaltvorgänge. Yamaha arbeitet daran für das nächste Jahr. Dadurch würde sich auch der Bremsweg etwas verkürzen. Doch die Vorteile von Honda beim Bremsen kommen nicht nur daher.

Die Yamaha scheint wie für dich und deinen Fahrstil geschaffen zu sein. Denkst du trotzdem manchmal, dass du auf einer Honda schneller wärst?

Viele sagen, dass die Yamaha sehr gut zu meinem Fahrstil passt und ich auf einer Honda oder auf einer aggressiven Maschine wie der Ducati nicht so schnell wäre. Doch ich denke, dass es eine meiner Stärken ist, mich sehr schnell an jede Art von Maschine anzupassen. Gib mir eine Supermotard oder ein Superbike und ich bin trotzdem schnell. Ich war auch mit 50-ccm- und 125-ccm-Straßenmotorrädern, mit einer 125er-Honda, 125er-Derbi, 250er-Honda, 250er-Aprilia und mit der Yamaha schnell. Wenn ein Fahrer einen gewissen Speed hat, dann hat er ihn normalerweise auch auf anderen Bikes. Doch man muss bedenken, dass nur Stoner ein solches Supertalent war, um mit der Ducati zu gewinnen. Valentino hatte ein anderes Modell in einem anderen Jahr, aber er war damit nie so schnell wie Casey. Doch generell sind schnelle Fahrer auf allen Maschinen schnell. Mit einer Honda würde ich später bremsen und weniger Kurvenspeed fahren, aber die Rundenzeiten wären trotzdem gut. Wenn man Márquez oder Pedrosa auf eine Yamaha setzt, dann werden sie auch auf die Zeiten von mir und Valentino kommen.

In Assen hast du ein Albtraum-Rennen erlebt. Hast du zusammen mit deinem Sportpsychologen die Bilder von deinem Unfall im letzten Jahr an die Oberfläche geholt und verarbeitet, um auf dem Sachsenring konkurrenzfähig zu sein?

Nein, das war nicht der Fall. Ich habe früher mit einem Sportpsychologen zusammengearbeitet: 2005 und von 2007 bis 2008. Mit meinem zweiten Psychologen habe ich nur bei bestimmten Anlässen gearbeitet. Seit 2010 habe ich meine mentale Stärke selbst im Griff und kontrolliere sie. Für manche ist es gut, wenn sie immer mit einem Psychologen arbeiten, aber ich hatte das Gefühl, dass ich es nicht mehr brauche. Ich bin gut darin, meine Probleme zu erkennen und zu lösen.

Da Valentino Rossi nach der Trennung von seinem langjährigen Crewchief Jeremy Burgess wie beflügelt wirkt, machen sich Gerüchte breit, dass auch andere Top-Fahrer wie Dani Pedrosa diesem Trend folgen. Hast du vor, dich von deinem Crewchief Ramon Forcada zu trennen?

Das sind nur Gerüchte. Es ist ein Gerücht, dass Ramon ein Angebot von Suzuki hat. Die Wahrheit ist, dass wir noch nicht mit Yamaha über die Crew für das nächste Jahr sprechen. Das wird erst in ein paar Wochen der Fall sein. Im Moment fühle ich mich mit meinem Team sehr wohl.

In Brünn hast du Marc Márquez erstmals in diesem Jahr geschlagen, in Silverstone hättest du es beinahe wieder geschafft. War es eine große Erleichterung? Wie willst du ihn erneut besiegen?

Ich habe ihn zwar besiegt, aber Dani hat gewonnen. Marc hatte mehr Probleme als üblich und Dani war sehr motiviert. Mir fehlten nur vier Zehntel zum Sieg. Ich konnte den harten Reifen nicht einsetzen, weil er Chattering verursachte. Beim Test am Montag haben wir dann unterschiedliche Einstellungen versucht und machten einen Schritt nach vorne. Es war trotzdem schade, dass es nicht zum Sieg reichte. Ich stand in den letzten vier Rennen auf dem Podest und bin in guter Form. Doch es bleibt schwierig, Marc zu schlagen, denn er ist auf allen Strecken schnell. Wir sind aber sehr nah an ihm dran.

Viele Fahrer trainieren ihr Gefühl für das Sliden beim Dirt-Track fahren. Du scheinst kein großer Freund des Offroad-Sports zu sein?

Alles, was zwei Räder hat, ist gut für das Training. Trial, Motocross und Dirt-Track sind alles gute Trainingsmöglichkeiten. Derzeit brauche ich es aber nicht und trainiere so weiter, wie es sich bewährt hat. Sliding ist nicht immer effektiv. Mit der Yamaha macht es derzeit nicht viel Sinn sehr ausgiebig zu sliden. Mit der Honda ist das anders.

Du bist ein enger Freund von Max Biaggi. Er hat dich beim Rennen in Indianapolis besucht. Fragst du ihn manchmal um Rat?

Er kommt zu den Rennen, weil er mich sehen will und weil er den Sport liebt. Zudem ist er gerne im Paddock. Wir sprechen über alles, natürlich auch über den Rennsport. Wir sind gute Freunde, daher gibt er mir manchmal auch gute Ratschläge.

Im letzten Winter hast du beim ersten Reifentest in Sepang mit Bridgestone eine Enttäuschung erlebt. Wie wird es mit Michelin sein? Werden die 17-Zoll-Reifen mehr Seitengrip bieten und mehr Kurvenspeed ermöglichen?

Bridgestone macht vieles richtig. Sie nehmen sich die Aussagen der Fahrer meist zu Herzen. Im letzten Jahr brauchten die Reifen sehr lange, bis sie die richtige Temperatur hatten. In dieser Hinsicht sind sie nun viel besser. Doch die Reifen haben weniger Seitengrip und sind schwerer zu kontrollieren. Es hat lange gedauert, bis sie verstanden haben, dass sie die Reifen etwas abändern müssen. Nun sind sie zwar nicht so gut wie im letzten Jahr, aber es ist ein Kompromiss. Michelin muss nun darauf achten, dass die Sicherheit gleich bleibt und die Reifen schnell auf Temperatur kommen. Normalerweise waren die Michelin-Reifen hinten immer besser als vorne. Doch nun wird wieder alles anders sein.

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