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Valentino Rossi: Wieso sind Südeuropäer überlegen?

Von Günther Wiesinger
Valentino Rossi

Valentino Rossi

Die Briten und Amerikaner spielen in der MotoGP-Klasse keine überragende Rolle mehr. Marc Márquez und Valentino Rossi suchen nach Erklärungen.

In den 1970er, 1980er- und 1990er-Jahren dominierten in der Königsklasse (500 ccm) jahrelang die Amerikaner – von Kenny Roberts über Pat Hennen, Randy Mamola, Steve Baker bis zu Wayne Rainey, Kevin Schwantz, Eddie Lawson und John Kocinski.

Doch der letzte Titelgewinn in der Königsklasse (Nicky Hayden auf Honda 2006) liegt acht Jahre zurück. Zuvor hatte Kenny Roberts junior im Jahr 2000 auf Suzuki die 500er-WM für sich entschieden.

Jetzt räumen die Spanier ab, auch in den kleinen Klassen Moto3 und Moto2.

Zur Erinnerung: In der Saison 2013 gewannen die Spanier 47 von 52 WM-Rennen, sie beschlagnahmten über alle drei Klassen hinweg 113 von 156 Podestplätzen.

Auch in diesem Jahr dominieren die Italiener und Spanier die Königsklasse: Es führt Márquez vor Pedrosa, Rossi, Divizioso, Lorenzo, Dovizioso, Aleix und Pol Espargaró, Iannone ist WM-Achter.
Stefan Bradl liegt als bester Nordeuropäer auf dem neunten WM-Rang.

Die Engländer haben seit Barry Sheene (1977) keinen WM-Titel mehr gewonnen und seit Barry Sheene (1981 in Anderstorp/Schweden) keinen GP-Sieg mehr errungen.

Was ist also aus der einstigen anglo-amerikanischen Übermacht geworden?
Warum sind die Südeuropäer so dominant?

Liegt es an der Vielzahl der Rennstrecken, der Sponsoren, der Teams, an der Professionalität der Verbände?

«Das lässt sich schwer einschätzen», sagt Marc Márquez. «Über Italien weiss ich nicht so genau Bescheid. Aber in Spanien haben wir viele gute Fahrer, schon an der Basis, in den nationalen Klassen. Sie bekommen bereits in jungen Jahren die Gelegenheit, ihr Talent zu zeigen. Das ist eine grosse Hilfe. Meine Familie konnte es sich zum Beispiel nicht leisten, ein Motorrad für mich zu kaufen. Aber ich konnte mich zu geringen Kosten an einem Markenpokal beteiligen und dort mein Talent unter Beweis stellen. Dann wurde ein Team auf mich aufmerksam, das war in meinem Fall sehr wichtig. Es muss möglichst früh eine Unterstützung für die wahren Talente geben. Die Länder, in denen es keine erfolgreichen Rennfahrer gibt, müssen sich in Italien und Spanien umsehen, wie die Talentförderung dort gehandhabt wird.»

«Zuerst hängt es von den gewissen Zeitphasen ab», sagt Valentino Rossi. «Vor 20 Jahren hatten wir viele Spitzenfahrer aus England und aus den USA. Sie haben viel gewonnen, besonders in der Königsklasse. Aber momentan sieht es so aus, als würden die jungen Fahrer in Spanien und Italien bessere Chancen vorfinden als die Talente in England oder in den USA. In Grossbritannien und in den USA kommt dazu, dass in den Meisterschaften die Superbikes und die Supersport-Maschinen im Vordergrund stehen. Deshalb kommen die Talente zuerst mit solchen Maschinentypen in Kontakt. Der Weg in den MotoGP-Sport führt aber über die Moto3 und Moto2. Wenn du nicht mit GP-Maschinen aufgewachsen bist, ist es schwierig, den Fahrstil anzupassen. Du musst das mit jungen Jahren lernen.»

Liegt es nicht auch am Ehrgeiz, Entschlossenheit oder am Charakter? Oder an der Leidenschaft?

Rossi: «Die Dorna ist für die MotoGP-WM verantwortlich, alle Mächtigen in diesem Business kommen aus diesem Land... Wir haben dort vier Grand Prix. Aber ehrlich gesagt: Ich weiss keine schlüssige Antwort.»

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