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Wayne Rainey krempelt jetzt die US-Meisterschaft um

Von Günther Wiesinger
Seit Jahren fehlt es an amerikanischen Rennfahrertalenten. Der dreifache Weltmeister Wayne Rainey hat jetzt mit einigen Hintermännern «MotoAmerica» gegründet. Er will in den USA einen Gegner für Marc Márquez suchen.

Die glorreichen Zeiten der amerikanischen GP-Rennfahrer gehören längst der Vergangenheit an. Kenny Roberts, Pat Hennen, Randy Mamola, Mike Baldwin, Freddie Spencer, John Kocinski, Eddie Lawson, Kevin Schwantz und Wayne Rainey sowie Kenny Roberts junior lehrten einst ihren Gegnern das Fürchten. Nachher mischten noch Spies, Edwards und Hayden vorne mit.

Doch seit Kenny Junior im Jahr 2000 sind amerikanische GP-Erfolge Mangelware.

Der jüngste Versager: Josh Herrin, US-Superbike-Champion 2013, ging in der Moto2-WM-Saison bei Caterham sang- und klanglos unter.

Jetzt wird in den Vereinigten Staaten die Basis erneuert, denn die darnieder liegende US-Meisterschaft ist seit vielen Jahren der Grund des Übels.

Wayne Rainey, zweifacher AMA Superbike Champion und dreifacher 500-ccm-Weltmeister 1990, 1991 und 1992 auf Yamaha, gehört zu jenen Proponenten, die in Amerika alles auf den Kopf stellen wollen.
«Aber ich bin nur ein Zahnrad im Getriebe von MotoAmerica», betont der 53-jährige Kalifornier, der seit einem schweren Unfall in Misano 1993 im Rollstuhl sitzt.

MotoAmerika ist als Unternehmen an die KRAVE Group angeschlossen, die von Terry Karges, Wayne Rainey, Chuck Aksland und Richard Varner gebildet wird und die sich im September 2014 vom US-Verband AMA die kommerziellen Rechte an der US Road Racing Championship gekauft hat.

Wayne Rainey und Chuck Aksland sind alte Bekannte, denn Chuck war jahrelang Manager des Yamaha-Teams von Kenny Roberts, für das Rainey seine grossen Erfolge erzielte.

Sie haben erst kürzlich die Bekanntschaft von Karges gemacht, der bei Roush Performance als Marketing und Sales-Experte gross geworden ist und zuletzt für den Energie-Hersteller Varner gearbeitet hat.

«Vor sechs Jahren kam Richard Varner mit Motorrädern in Kontakt», erzählte Rainey im Gespräch mit cycleword.com. «Er begann ein Motorrad zu bauen. Er traf dann Terry Karges, später mich. Dann fragten sie mich: Willst du uns helfen?»

Rainey stimmte zu, er erledigte einige Telefonanrufe. «Es hat Spass gemacht, dieses Projekt ins Leben zu rufen», versicherte Wayne. «Ich lernte Terry und Richard gut kennen, sie haben mich überredet, wieder etwas für den Motorradsport zu machen.»

Schon vorher war Rainey von der Dorna gefragt worden, ob er behilflich sein könnte, amerikanische Talente für die WM aufzubauen und zu fördern. Rainey: «Es gibt im GP-Sport zu viele Spanier und Italiener. Und die Amerikaner werden langsam alt.»

Damit spielte er wohl auf Ben Spies an, der 2013 zurückgetreten ist, auf Colin Edwards, der sich jetzt mit 40 Jahren verabschiedet hat, dazu auf Nicky Hayden, der bald 32 Jahre alt sein wird.

Rainey dachte nach und präsentierte der Dorna und seinen Freunden Karges und Varner ein neues Konzept. Er plante eine Road-Racing-Serie auf der Basis einer Reality-TV-Show.

Dann engagierte Rainey noch Chuck Aksland für den operativen Teil, Chuck war zu diesem Zeitpunkt beim Circuit of the Americas (COTA) in Texas beschäftigt.

Schon beim Laguna-Seca-GP 2013 sprachen Rainey und Aksland mit der Dorna über ihr Projekt. «Sie haben mit ihren TV-Partnern gesprochen und dann gesagt, sie unterstützen unser Projekt», erzählte Rainey.

Der nächste Schritt: KRAVE kaufte die Rechte an der US-Meisterschaft, das war eine komplizierte Angelegenheit.
Sie hat jetzt einen neuen Namen: «MotoAmerica AMA/FIM North American Motorcycle Road Racing Championship».

Das heisst: Auch der Weltverband FIM unterstützt diese Rennserie, vermutlich auch finanziell.

Die Superbikes werden weiter die führende Klasse bleiben, aber die Superstock-1000-Bikes werden in dieser Kategorie mitfahren, mit eigener Wertung.

Rainey: «Dann wird es die Supersport-Klasse geben, dazu Superstock-600.»

Für Neueinsteiger im Alter von 14 bis 20 ist eine neue Kategorie geplant. KRAVE will das Unternehmen Vance & Hines überreden, die Harley-Davidson-XR1200-Serie weiterzuführen.

Die Einführung einer Moto2-Klasse wurde vorläufig auf Eis gelegt.
«Aber unser Fernziel ist es, uns den FIM-WM-Klassen anzunähern für die Moto3 und Moto2», kündigte Wayne Rainey an. «Die US-Superbikes werden sich bei den Vorschriften dem WM-Reglement von 2015 annähern. Beim Chassis wird sich gegenüber heute nicht viel ändern. Was momentan als Daytona SportBike gilt, daraus werden die Supersport-Serie machen, auch hier werden wir uns bei den Vorschriften an der WM orientieren. Dadurch sollten Honda und Triumph näher an Yamaha herankommen. Und wir werden in dieser Klasse auf Slicks umsteigen. Die Superstock 1000 ebenfalls.»

Dunlop wird die US-Meisterschaft unterstützen, der Treibstoff wird für alle Hersteller frei bleiben.

Die AMA wird die Lizenzen ausstellen und die Vorschriften veröffentlichen und sie dann bei den Events überwachen.

Die Rennen sollen grossteils auf von der FIM homologierten Pisten ausgetragen werden – auf dem Circuit of the Americas in Austin, auf dem Indianapolis Motor Speedway, in Laguna Seca, im Miller Motorsports Park. Sieben bis zehn Meetings sind für 2015 geplant.

Rainey will die US-Rennen auch bei den Dorna-Events (MotoGP und Superbike) als Rahmenrennen auftreten lassen.

Und er hat ganz neue Ideen. «Wir wollen die Rennen auch austragen, wenn es nass ist», sagt der dreifache Weltmeister. «Aber wir wissen, dass manche Pisten in Amerika nicht dieselben Sicherheitsstandards haben wie in der restlichen Welt.»

Trotzdem: Auch Daytona steht als Austragungsort auf der Wunschliste.

Und wie sieht es mit TV-Übertragungen aus? Rainey: «Das Fernsehen ist wichtig. Aber in Amerika wird viel TV-Zeit mit Ballsportarten vergeudet. Wir starten von einem niedrigen Niveau. Wir machen uns keine Illusionen; wir müssen die Serie zuerst neu aufbauen.»

Am nötigen Geld soll es nicht fehlen. Tom Moser, einst weltweiter Sponsorship-Direktor von British American Tobacco (BAT), macht den Business Plan. Roger Elliot von Speedvision, arbeitet ebenfalls bei MotoAmerica mit.

Wayne Rainey kehrt zu seinen Ursprüngen zurück. «Ich komme aus der US-Meisterschaft», betont er. «Es ist eine grosse Herausforderung. Aber ich denke, wir können sie meistern. Wir können unsere Championship auf WM-Niveau bringen, sie soll wieder relevant werden. Und ich weiss: Die amerikanischen Rennfahrer werden uns dabei helfen.»

Chuck Aksland kennt seinen alten Partner Rainey. «Wayne macht sich Gedanken, wie wir einen Fahrer aufbauen können, der Marc Márquez besiegen kann. In Wayne lodert immer noch das alte Feuer. Er ist und bleibt ein Rennfahrer.»

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