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Stefan Bradl: «Eine eindrucksvolle Strecke»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl peilt beim Phillip-Island-GP einen Top-5-Platz an, denn der LCR-Honda-Pilot will unbedingt von seinem neunten WM-Rang wegkommen.

Stefan Bradl leidet seit Sonntagabend unter einer starken Erkältung, fühlt sich aber vor dem ersten Training am Freitag auf Phillip Island aber nicht beeinträchtigt.

Bei Pre-Event der Dorna wurde er mit seinen Rennfahrerkollegen Pol Espargaró, Brad Binder, Anthony West, Yonny Hernandez, Broc Parkes, Tito Rabat und Ricky Cardús sogar zum Surfen ins Meer geschickt, am Strand «Smith Beach» an der «Bass Straight», wie das Meer zwischen Phillip Island und Tasmanien heisst.

Stefan, was ist das Geheimnis, um in Phillip Island gut abschneiden zu können? Ist das eine Strecke für Honda? Oder für Yamaha?
Lorenzo hat letztes Jahr hier gewonnen, ausserdem ist er beim Test im März hier eine Bestzeit nach der anderen gefahren.

Ich weiss es nicht, ob das eine Strecke für Honda oder Yamaha ist. Auf jeden Fall ist das eine reifenfressende Strecke. Es ist hier alles offen... In Japan hat man auch gedacht, das sei eine Honda-Strecke. Am Schluss waren zwei Yamaha auf dem Podest.
Ich glaube, dass Yamaha in letzter Zeit ein bisschen aufgeholt. Marc Márquez wollte natürlich in Motegi den WM-Titel sicherstellen. Ich weiss nicht, ob er sonst weiter vorne gewesen wäre.
Ich gehe davon aus, dass die Kräfteverhältnisse auch in Phillip Island ausgeglichen sein werden und dass die Ergebnisse ähnlich sein werden wie in Japan. Es wird auch auf das Wetter drauf ankommen.
Ich bin froh, dass ich hier wieder einmal fahren kann. im Vorjahr hat es nicht geklappt. Ich musste sechs Tage nach dem Knöchelbruch von Sepang nach zehn Runden im FP1 einsehen, dass es keinen Sinn hatte... Das Schalten ging nicht, beim Bremsen hatte ich auch Mühe, beim Fahren insgesamt.
Deshalb freue mich mich auf das erste freie Training auf dieser Strecke. Es dauert sicher ein bisschen, bis man hier auf eine perfekte Rundenzeit kommt. Nach der Stop-and-Go-Piste vom Japan müssen wir uns fahrerisch umstellen, der Unterschied zu Motegi ist relativ gross, weil es so schnelle Kurven gibt.
Wenn man in diesen schnellen Kurven ein paar km/h an Kurvenspeed verliert, wirkt sich das enorm auf die Rundenzeit aus.

Als du vor zwei Jahren hier zum ersten Mal mit der 1000-ccm-MotoGP-Maschine gefahren bist, hast du nach dem ersten Training noch ziemlich Respekt gehabt.

Ja, das ist schon eine eindrucksvolle Strecke. Wenn man da eingangs Start/Ziel zuschaut... Das ist spektakulär, wie wir da rumkommen, das ist schon im vierten Gang bei rund 220 km/h. Dann krachen wir mit 340 km/h die Gerade runter, je nachdem wie stark der Wind geht.
Aber das macht auch Spass. Wenn das Motorrad gescheit funktioniert, dann ist das keine Strecke, die ich verabscheue. Das Set-up wird sich gegenüber Japan stark verändern, man muss sehr weich gehen und mehr Vorderrad-lastig werden. Das könnte mir entgegen kommen.
Schauen wir, wie es morgen funktioniert.

Ist das der Reiz des Rennfahrens? Die schnellen Kurven, wo sich die Spreu vom Weizen trennt, wo sich die Männer von den Buben unterscheiden?

Kann leicht sein, ja. Es ist schon so, dass man hier «big balls» braucht, wie die Engländer sagen.
Die Kurven hier haben alle berühmte Namen, Doohan-Corner, Stoner-Corner, das sind alles berühmte Rennfahrer gewesen... Und man muss hier schnell sein. Man braucht hier einen hohen Grundspeed.

2008 warst du hier mit der 125er auf dem Podest; 2011 hast du das Moto2-Rennen gegen De Angelis knapp verloren. 2012 warst du hier mit der MotoGP-Honda Sechster. Das heisst, das ist eine Strecke, die dir gefällt. Und sie ist für die Honda sicher nicht ungeeignet?

Wir müssen schauen, dass wir gleich vom ersten Training an ein gutes Set-up finden. Dann müssen wir schauen, wie sich die neuen Reifen bewähren. Wir haben neue Reifen gekriegt, sie sind asymmetrisch, wir müssen deshalb mit einem ganz anderen Luftdruck fahren als üblich. Wir werden sehen, ob sich die Reifen dadurch ganz anders anfühlen als üblich.

Du willst in diesem Jahr noch einen Top-5-Platz erreichen. Das lässt sich am ehesten hier oder nächsten Wochenende in Malaysia verwirklichen?

Ja, wir probieren es.

Andrea Iannone liegt vor dir auf dem achten WM-Rang, er hat sechs Punkte Vorsprung.

Ja, er hat mir in Japan wieder einen Punkt abgenommen. Pol und Aleix Espargaró waren dort hinter mir, sie blieben jedoch in der WM auf den Rängen 6 und 7.
Aber ich möchte ihnen noch näher kommen.

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