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Stefan Bradl (8.): «Der Abschied fällt mir schwer»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl

Stefan Bradl

«Ich hatte Zweifel im Kopf, ich war nicht locker genug», stellte Stefan Bradl nach Platz 8 in Valencia fest. Das LCR-Team verabschiedete ihn feierlich.

Stefan Bradl ging mit sieben Punkten Vorsprung auf Andrea Iannone in das WM-Finale, und als der Italiener an der Spitze lag, schien sich der neunte WM-Rang des Bayern in Luft aufzulösen.

Doch Iannone geriet in Runde 16 neben die Piste, er fiel auf Platz 7 zurück, Bradl war Elfter, nach dem Sturz von Smith rückte er auf Platz 10 vor.

Nach 20 Runden war Bradl bei einsetzendem Regen Achter hinter Aleix und Pol Espargaró, Iannone nur noch an 19. Stelle.

Schliesslich brachte der Moto2-Weltmeister von 2011 den achten Platz nach Hause, dazu sicherte er den neunten WM-Rang ab.

Als Bradl die Honda mit der Nummer 6 an die Box zurückbrachte, wurde er von der gesamten LCR-Crew erwartet, Teamchef Lucio Cecchinello stand mit einer Erdbeertorte bereit, er legte sie auf den Tank der Honda, Stefan stieg ab und klatschte sie dem Teambesitzer liebevoll ins Gesicht, Lucio nahm die Überreste der Torte und drückte sie Stefan auf das Helmvisier...

Stefan standen die Tränen in den Augen, er rang um Fassung, umarmte einen nach dem anderen, um 14.57 Uhr setzte er sich zum letzten Mal für ein Technical Briefing mit Crew-Chief Beefy Bourguignon zusammen.

«Viel erzähle ich euch jetzt nicht mehr, das sind sonst lauter Informationen, die euch in der Zukunft nützlich sein könnten» grinste Stefen zwischendurch.

«Es hat gleich in der ersten Runde zu tröpfeln begonnen. Das sind so viele Runden gewesen, da bekommst du gar nicht mit, was eigentlich wann passiert. Als ich gesehen habe, es sind noch zehn Runden zu fahren, habe ich gedacht: Das gibt’s ja nicht, fahren wir da ein Acht-Stunden-Rennen. Und da die Pace ziemlich langsam war, hat es ewig gedauert... Es waren ganz schwierige Verhältnisse. Denn die Regentropfen waren manchmal wenige, aber dafür dick, dann waren es plötzlich viele, aber eher ein Sprühregen. Ja, das war ein bisschen schwierig einzuschätzen. Und unter uns gesagt, ich habe momentan bei diesen Bedingungen ein bisschen zu wenig Selbstvertrauen. Ich bin nicht so weit, dass ich einfach sagen, ich kann überholen und die Pace machen. Ich bin vom Kopf nicht frei genug. Es war mir einfach wichtig, heute ins Ziel zu kommen. Es muss ja nichts ein, dass ich das Motorrad heute noch einmal ins Kiesbett pfeffere. Ich bin diesbezüglich in Valencia sowieso immer gefährdet.»

Dachte auch Stefan Bradl mal daran, das Motorrad zu wechseln, wie es Lorenzo getan hat? «Vielleicht ganz kurz einmal. Aber es war deutlich zu wenig Regen. Es hat zwar nie heftig geregnet, aber es hat trotzdem einen starken Effekt gehabt. Es war im letzten Abschnitt, also in den letzten fünf Kurven deutlich gefährlicher als im ersten Streckenabschnitt. Dort war es eigentlich weniger schlimm, sogar relativ trocken, das ganze Rennen über.»

Bradl lag am Anfang auf Rang 12. «Da dachte ich mir, wenn es bei den andern geht, muss es bei mir auch gehen. Ich bin dann an Pol Espargaró rangefahren, aber das Risiko war zu unberechenbar. Ich muss wieder frei werden im Kopf und wieder lockerer fahren», meinte Bradl.

«Als ich an die Box zurückgekommen bin, war es emotional schwierig, weil dann natürlich alle LCR-Teammitglieder vor und in der Box gestanden sind, und weil man nach drei Jahren wirklich jeden gut kennt und sich Freundschaften entwickelt haben», schilderte Stefan. «Ich muss sagen, der Abschied fällt mir schwer. Aber es geht morgen bei Forward weiter. Als ich in die Box gekommen bin, habe ich gewusst, das Team hat etwas vorbereitet. LCR ist berühmt für solche Sachen. Ich bin ein bisschen enttäuscht über meinen achten Platz, weil ich gesehen habe, dass mehr drin gewesen wäre. Aber ich habe einfach an mir gezweifelt. Jetzt muss ich schauen, dass ich diese Zweifel wieder aus meinem Kopf kriege.»

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