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Sachsenring-GP: Aus Skepsis wurde Begeisterung

Von Günther Wiesinger
Seit 1998 ist der Sachsenring Schauplatz des Motorrad-GP von Deutschland. Am 17. Juli ist es wieder so weit. Wir haben einen Blick in die Statistik geworfen.

Als der deutsche WM-Lauf für 1998 vom Nürburgring (nur 17.000 Zuschauer im Jahr 1997) nach Sachsen wanderte, waren die Fahrer skeptisch.

Die Piste wurde damals auf dem Papier auf die erforderliche Mindestlänge von 3,5 km gebracht, in Wirklichkeit war sie für die WM zu kurz.

500-ccm-Weltmeister Mick Doohan sprach von einer Micky-Mouse-Piste, «die bestenfalls für Clubrennen taugt».

Und der Autor dieser Zeilen wettete mit Strecken-Designer Hermann Tilke, dass die 500er-Maschinen die 200 km/h-Top-Speed-Marke nicht überschreiten würden. Aber dieser top-Speed wurde dann zumindest am Samstag von Doohan und Co. erreicht.

Und die Teams und Fahrer nahmen schliesslich die Nachteile der Streckenführung (es geht dauernd linksrum) in Kauf, weil der Grand Prix beim Publikum auf riesige Begeisterung stiess und die Infrastruktur allmählich und schrittweise auf GP-Niveau verbessert wurde.

Untenstehend lassen wir Sie an einigen überraschenden und faszinierenden Zahlen und Fakten im Zusammenhang mit dem Motorrad-GP von Deutschland teilhaben:

– Der erste deutsche Motorrad-WM-Lauf wurde 1952 auf der Solitude bei Stuttgart ausgetragen. Es wurde über Zuschauerzahlen von 250.000 bis 400.000 Fans berichtet. Reg Armstrong aus Irland gewann die Rennen bis 350 und 500 ccm auf Norton. Die heimischen Fans freuten sich über den 250-ccm-Sieg von Rudi Felgenheier auf DKW, dazu gewann Werner Haar das 125er-Rennen auf NSU.

– Der erste DDR-GP wurde auf dem Sachsenring-Strassenkurs 1961 durchgeführt. Die Strecke war damals 8,73 km lang.

– Der ostdeutsche Grand Prix hielt sich bis 1972 im Kalender. Danach wurde der Strassenkurs als zu gefährlich eingestuft.

– Der westdeutsche Motorrad-GP wurde von 1952 bis 1990 ohne Unterbrechung durchgeführt. Vor der Wiedervereinigung wurden im Westen vier unterschiedliche GP-Pisten benützt: Solitude, Schottenring, Nürburgring und Hockenheimring.

– Auch seit der Wiedervereinigung fand jedes Jahr ein MotoGP-Event auf deutschem Boden statt. Von 1991 bis 1994 in Hockenheim, dann drei Jahre lang auf dem Nürburgring, 1998 wechselte der Schauplatz zum neuen Sachsenring.

– Neben den erwähnten WM-Rennen fand ein weiterer Mini-GP in Deutschland statt:1986 wurde der Baden-Württemberg-GP in Hockenheim gefahren, aber nur in den Klassen 80 und 125 ccm.

– Der neu erbaute Sachsenring war anfangs nur 3,508 km lang (und das war noch übertrieben), eine Sektion beinhaltete einen kurzen Teil des alten Strassenkurses. Für 2001 und 2003 kam es zu weiteren Umbauten, seither erstreckt sich das Layout über 3,671 km.

– Am 17. Juli 2016 wird zum 19. Mal hintereinander ein Grand Prix auf dem Sachsenring stattfinden.

– Seit der Rückkehr nach Sachsen erlebten die Fans sechs Podestplätze von deutschen Fahrern: Ralf Waldmann glänzte 1999 mit Platz 3 im 250-ccm-Rennen; Steve Jenkner wurde 2002 im 125er-WM-Lauf Dritter, Stefan Bradl Zweiter 2008 in der 125er-Klasse und 2011 in der Moto2, Sandro Cortese kam 2010 in der 125er-WM als Dritter ins Ziel. Und 2012 triumphierte Cortese auf der Red Bull-KTM im Moto3-WM-Lauf.

– Seit der Einführung der 990-ccm-Viertaktklasse 2002 hat Honda in Sachsen zehn MotoGP-Siege errungen, Yamaha drei, Ducati einen.

– Jeder der drei Sieger auf dem Sachsenring 2014 (Jack Miller, Domi Aegerter und Marc Márquez) fuhr von der Pole-Position los.

– In den drei letzten Jahren hat sich in der MotoGP-Klasse jeweils Marc Márquez den besten Startplatz gesichert. Dazu gewann er 2013, 2014 und 2015 das Rennen und sicherte sich die schnellste Rennrunde.

– Mit 3,671 km ist der Sachsenring die kürzeste Strecke im GP-Kalender.

– Einmalig in der GP-Geschichte: Wegen der unsicheren Wetterlage fuhren 2014 auf dem Sachsenring nicht weniger als 14 Fahrer aus der Boxengasse los, weil sie sich nach der Besichtigungsrunde zu einem Motorradwechsel entschlossen haben – und auf Slicks losfuhren.

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