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Mike Leitner (KTM): «Sehr gut aus der Affäre gezogen»

Von Günther Wiesinger
Mike Leitner weiß aus seiner Repsol-Honda-Zeit, wie ein konkurrenzfähiges MotoGP-Motorrad beschaffen sein muß. Jetzt treibt er das KTM-Projekt für die Königsklasse voran.

Mike Leitner (53) war elf Jahre lang Crew-Chief von Dani Pedrosa, wechselte nach der Saison 2014 zu KTM und treibt dort als «Vice President Onroad» das MotoGP-Projekt für die Saison 2017 voran.

Beim ersten richtigen Kräftemessen mit der Konkurrenz blieb KTM-Testfahrer Mika Kallio am 19./20. Juli in Spielberg/Österreich mit der rund 270 PS staken RC16 nur zwei Sekunden hinter der Bestzeit von Andrea Iannone (Ducati).

Der Finne wird jetzt bis zum Wildcard-Einsatz in Valencia noch vier Tests absolvieren – in Aragón, Misano, Brünn und Valencia.

«Wir waren ziemlich gespannt auf den Test in Spielberg. Wir wussten ja nicht genau, was uns erwartet. Wir hätten ja auch fünf Sekunden pro Runde verlieren können», sagt Mike Leitner.

Im Interview mit SPEEDWEEK.com nimmt Mike Leitner zu den Fortschritten der MotoGP-KTM Stellung.

Mike, die Konkurrenz von Ducati bis zu Rossi und Honda war ehrlich beeindruckt von eurer Vorstellung auf dem Red Bull Ring. Es gab keine qualmenden Motoren wie beim Suzuki-Debüt 2014 in Valencia, das Stahlchassis erfüllt die Erwartungen. Wie lautete dein Resümee nach dem Spielberg-Test?

Ich muss sagen, wir haben uns gut aus der Affäre gezogen, sehr gut eigentlich. Ich weiß, an welchem Stand der Entwicklung wir uns befinden. Und ich weiß auch, wie schwer die letzten Schritte sind, die wir gehen müssen. Das versteht jeder bei uns.
Aber wir sind sicher noch nicht an einem Punkt, wo wir gewisse Sachen optimiert haben.
Vor dem Test hätte ich sofort unterschrieben, wenn uns jemand 2,5 bis 3 Sekunden Rückstand auf die Schnellsten prognostiziert hätte.

Warst du nervös vor dieser ersten Bewährungsprobe? Ihr wart ja auch in Mugello nicht allein auf der Strecke. Schon beim zweiten Jerez-Test in diesem Jahr ist Mika Kallio erstmals vielversprechende Zeiten gefahren. Da war eine erste Erleichterung zu spüren? Ihr habt also Anhaltspunkte gehabt.

Ja, man hat bei jedem Test Rundenzeiten... Aber du fährst bei privaten Tests an anderen Tagen, das Wetter ist anders, der Zustand des Asphalts ändert sich, du hast unterschiedliche Streckentemperaturen als die Fahrer vorher beim Grand Prix. Dadurch weißt du eigentlich nie genau, wo du wirklich stehst.
In Mugello war Aprilia erstmals dort mit dem Testteam mit di Meglio. Da haben wir gesehen, dass wir zumindest mit dem Testteam mithalten können. Aber wir sind trotzdem völlig unvoreingenommen nach Spielberg gefahren.
Wir haben versucht, unser Testprogramm ganz normal weiterzufahren.

Wo ist jetzt der Hauptansatzpunkt, an dem das Motorrad bis zum Valencia-GP noch verbessert werden muss?

Überall. In diese Klasse muss man ewig am Chassis arbeiten... Diese Aufgabe wird nie enden, das sehe ich bei allen anderen Herstellern. Fahrbarkeit, Motorleistung – wir müssen uns überall noch verbessern.
Aber es ist super beeindruckend, was unsere Jungs in den letzten Monaten in der Firma geleistet haben.

Irgendwie muss KTM wohl einen Kompromiss zwischen Ducati und Aprilia finden. Die Ducati hat zu viel Motorleistung und verschleißt die Reifen zu stark, die Aprilia hat mit 250 oder 255 PS zu wenig Leistung und verliert auf den Geraden und beim Beschleunigen. Befindet sich KTM da auf dem richtigen Weg? Wie sieht es mit dem Reifenverschleiß aus? Seid ihr in Spielberg einen Long-run gefahren?

Wir können von Michelin aus nur eine gewisse Rundenanzahl auf die Reifen drauffahren. Wir müssen vorrangig schauen, dass wir alle Möglichkeiten prüfen, die uns etwas bringen oder nichts bringen. Wir sind in Spielberg meistens 10-Runden-Runs gefahren. Bei den anderen Tests haben wir manchmal auch längere Runs absolviert.
Beim Test auf dem Red Bull Ring haben wir ähnlich gearbeitet, als wenn wir bei einem Rennen gewesen wären.

Ihr verwendet keine Winglets, weil sie 2017 sowieso verboten sind, das kann euch zwei oder drei Zehntel kosten. Wie viel Zeit wird man beim Valencia-Test nach dem WM-Finale finden, wenn statt Kallio und Lüthi die Werksfahrer Pol Espargaró und Bradley Smith auf den RC16-Maschinen sitzen?

Das kann ich genau so schlecht einschätzen wie ich unseren Zeitrückstand in Spielberg schwer einschätzen konnte.
Man darf einen Fahrer wie Mika Kallio nicht unterschätzen. Der kam im Herbst voll aus dem Moto2-Rennbetrieb heraus. Der schläft auch nicht, wenn er auf der MotoGP-Maschine sitzt. Deshalb traue ich mir nicht zu sagen, um wie viel schneller die aktuellen MotoGP-Fahrer wären.
Sicher, die GP-Fahrer sollten schneller sein. Das wird man alles sehen.

Red Bull Ring-Test, 20. Juli, 18 Uhr

1. Iannone, Ducati, 1:23,240
2. Dovizioso, Ducati, 1:23,680
3. Stoner, Ducati, 1:23,865
4. Barbera, Ducati, 1:24,091
5. Rossi, Yamaha, 1:24,169
6. Lorenzo, Yamaha, 1:24,194
7. Viñales, Suzuki, 1:24,208
8. Aleix Espargaró, Suzuki, 1:24,335
9. Redding, Ducati, 1:24,375
10. Hernandez, Ducati, 1:24,396
11. Crutchlow, Honda, 1:24,455
12. Laverty, Ducati, 1:24,497
13. Miller, Honda,1:24,555
14. Petrucci, Ducati, 1:24,602
15. Rabat, Honda, 1:24,670
16. Pirro, Ducati, 1:25,139
17. Kallio, KTM, 1:25,191
18. Lüthi, KTM, 1:25,705
19. Baz, Ducati, 1:26,453

RED BULL RING-TEST – 19. Juli, 18 Uhr

1. Andrea DOVIZIOSO, Ducati, 1’23.764
2. Andrea IANNONE, Ducati, 1’24.347
3. Scott REDDING, Ducati, 1’24.461
4. Casey STONER, Ducati , 1’24.502
5. Maverick VIÑALES, Suzuki, 1’24.595
6. Hector BARBERA, Ducati, 1’24.649
7. Eugene LAVERTY, Ducati, 1’24.751
8. Danilo PETRUCCI, Ducati, 1’24.992
9. Valentino ROSSI, Yamaha, 1’25.054
10. Aleix ESPARGARÓ, Suzuki , 1’25.099
11. Yonny HERNANDEZ, Ducati, 1’25.171
12. Jorge LORENZO, Yamaha, 1’25.175
13. Jack MILLER, Honda, 1’25.345
14. Cal CRUTCHLOW, Honda, 1’25.438
15. Loris BAZ, Ducati, 1’25.994
16. Mika KALLIO, KTM, 1’26.056
17. Tito RABAT, Honda, 1’26.195
18. Tom LÜTHI, KTM, 1’26.405

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