MotoGP-Finale: Verschiebung, Verlegung, Absage?

Beefy Bourguignon (LCR): Sorgen mit Power und Reifen

Von Günther Wiesinger
LCR-Honda-Pilot Cal Crutchlow verlor beim Spielberg-Test 1,3 sec auf Andrea Iannone (Ducati). «Spielberg ist eine schwierige Piste», sagt er. Und er bezeichnet das KTM-Debüt als sehr eindrucksvoll.

Das Repsol-Honda-Werksteam mit Marc Márquez und Dani Pedrosa verzichtete letzte Woche auf den MotoGP-Test in Spielberg/Österreich, weil das Duo bis zum Valencia-GP nur noch zwei von fünf Testtagen zur Verfügung hat. Und diese werden für Probefahrten mit dem 2017-Prototyp aufgespart.

Im Juni fuhren Márquez und Pedrosa einen Tag in Spielberg mit den 185.000 Euro teuren Replica-Maschinen RC213V-S, damit kamen sie aber nicht unter 1;29 min.

Doch immerhin lernten sie die Strecke kennen. Und Márquez hat in Spielberg schon im vergangenen September 28 Runden mit einer MotoGP-Maschine gedreht.

Letzte Woche testeten immerhin LCR-Honda und Marc VDS-Honda in der Steiermark.

Aber es zeichnet sich ab: Honda wird beim GP von Österreich gegen die Ducati keine Chance haben – genau so wie Yamaha und Suzuki, Aprilia sowieso.

Crutchlow büsste in Spielberg 1,3 Sekunden auf die Bestzeit ein. Welche Bilanz zog Crutchlows Crew-Chief Christophe «Beefy» Bourguignon nach dem Spielberg-Test?

«In erster Linie haben wir unsere eigene Arbeit erledigt», stellte der Belgier fest. «Aber das Repsol-Team war nicht da, deshalb hat uns HRC mit zusätzlichem Personal unterstützt. Wir haben etwas mehr Manpower gehabt, vor allem für die Elektronik. Da haben wir sicher wertvolle Arbeite leisten und Daten sammeln können. Die Piste ist sehr anspruchsvoll für die Reifen. Und was den Grip betrifft, so führt er zu einem hohen Reifenverschleiß. Wir hatten einige Probleme, was die Stabilität und die Ausdauer des Hinterreifens betrifft. Aber Michelin befasst sich mit dieser Problematik. Es sieht so aus, als würden sie die richtige Richtung finden. Wir hatten mit extrem hohen Temperaturen im Hinterreifen zu kämpfen. Die Piste wirkt auf dem ersten Blick einfach, weil sie nur neun oder zehn Kurven aufweist. Wir haben sieben Rechtskurven, aber auch die Linkskurven sind anspruchsvoll, weil zwei gleich hintereinander gefahren werden. Die Fahrer sind dort sehr stark am Gas. Wir hatten links und rechts auf den Reifen hinten fast identisch hohe Temperaturen. Über die Details will ich nicht sprechen, das muss Michelin verlautbaren. Aber die Temperaturen lagen wesentlich höher als auf anderen, normalen Rennstrecken. Wegen des Streckenlayouts wird auch der Vorderreifen stark belastet, der Reifendruck steigt dort enorm an.»

Pramac-Ducati-Pilot Danilo Petrucci erzählte, selbst auf der linken Reifenseite seien nach 15 Runden bereits grosse Gummistücke von der Lauffläche davon geflogen – wie bei seinem Teamkollegen Scott Redding in Argentinien im FP4, als sich die gesamte Lauffläche ablöste.

«Bei uns sah es mit dem Verschleiß besser aus», schilderte «Beefy» Bourguignon. «Du hättest dir alle unsere Reifen anschauen können. Es gab keine Löcher, wir hatten damit keine Probleme. Aber ich habe andere Reifen gesehen, die sahen schlimm aus. So etwas habe ich vorher noch nie gesehen.»

Bei Aprilia hieß es, der Red Bull Ring komme einem Motorenprüfstand gleich, die stärksten Rennmotorräder würden dort auf den ersten Plätzen landen, deshalb beschlagnahmte Ducati beim Test mit Iannone, Dovizioso, Stoner und Barbera die ersten vier Plätze.

«Ja, das unterschreibe ich zu 100 Prozent. Die Motorleistung ist in Österreich extrem ausschlaggebend, besonders im Bergaufstück zu Turn 3», sagt Bourguignon. «Es hängt viel davon ab, wie viel Drehmoment du auf den Asphalt bringen kannst. Denn die erste Kurve wird im zweiten Gang gefahren, die dritte Kurve im ersten Gang. Dann kommt die Kurve 4 – wieder im zweiten Gang. Und beim Rausbeschleunigen hast du arge Wheelie-Probleme. Turn 3 ist sehr trickreich; du hast wenig Speed drauf, dann beschleunigst du heftig, du musst mit der Elektronik die Wheelies und das Drehmoment bändigen. Das ist eine schwierige Piste...»

Es wird schwierig sein für Honda, in Spielberg den Ducati auf den Fersen zu bleiben? «Ja», versichert der LCR-Honda-Crew-Chief.

Kann Honda und Yamaha über die 28-Runden-Renndistanz näher an Ducati herankommen? «Wir haben zwei Wochen Zeit, um uns Gedanken zu machen. Aber es sieht so aus, als sei Ducati besonders im ersten Sektor unschlagbar. Sie sind dort sehr schnell. Sie waren an beiden Tagen überlegen. Es wird schwierig für alle andern...»

Wie beurteilt Beefy Bourguignon das beachtliche KTM-Debüt? «Wirklich, wirklich eindrucksvoll», zeigt der Belgier Respekt. «Unglaublich, wie gut sie sich bei diesem Debüt aus der Affäre gezogen haben. Und sie haben ja bis zum Saisonstart 2017 noch viel Zeit. Man darf auch nicht vergessen, dass sie mit Testfahrern unterwegs waren. Ein Testfahrer kann nie so pushen wie ein aktueller Rennfahrer. Denn er muss den ganzen Tag fahren, testen und vergleichen. Er muss einen langen Arbeitstag überstehen und sich die Kräfte einteilen... Er muss den ganzen Tag ein konstantes Tempo fahren. KTM hat mich deshalb ehrlich beeindruckt. KTM scheint auch bei der Motorleistung konkurrenzfähig zu sein. Ihr Level ist ziemlich hoch. Man kann ihr wahres Potenzial freilich erst nach einem GP-Weekend richtig einschätzen. Ich habe gehört, KTM wird mit Mika Kallio in Valencia debütieren. Sie werden dort gut abschneiden. Ich freue mich, wenn ein neuer Hersteller einsteigt. Das ist wirklich gut.»

Red Bull Ring-Test, 20. Juli, 18 Uhr

1. Iannone, Ducati, 1:23,240
2. Dovizioso, Ducati, 1:23,680
3. Stoner, Ducati, 1:23,865
4. Barbera, Ducati, 1:24,091.
5. Rossi, Yamaha, 1:24,169
6. Lorenzo, Yamaha, 1:24,194
7. Viñales, Suzuki, 1:24,208
8. Aleix Espargaró, Suzuki, 1:24,335
9. Redding, Ducati, 1:24,375
10. Hernandez, Ducati, 1:24,396
11. Crutchlow, Honda, 1:24,455
12. Laverty, Ducati, 1:24,497
13. Miller, Honda,1:24,555
14. Petrucci, Ducati, 1:24,602
15. Rabat, Honda, 1:24,670
16. Pirro, Ducati, 1:25,139
17. Kallio, KTM, 1:25,191
18. Lüthi, KTM, 1:25,705.
19. Baz, Ducati, 1:26,453

RED BULL RING-TEST – 19. Juli, 18 Uhr

1. Andrea DOVIZIOSO, Ducati, 1’23.764
2. Andrea IANNONE, Ducati, 1’24.347
3. Scott REDDING, Ducati, 1’24.461
4. Casey STONER, Ducati , 1’24.502
5. Maverick VIÑALES, Suzuki, 1’24.595
6. Hector BARBERA, Ducati, 1’24.649
7. Eugene LAVERTY, Ducati, 1’24.751
8. Danilo PETRUCCI, Ducati, 1’24.992
9. Valentino ROSSI, Yamaha, 1’25.054
10. Aleix ESPARGARÓ, Suzuki , 1’25.099
11. Yonny HERNANDEZ, Ducati, 1’25.171
12. Jorge LORENZO, Yamaha, 1’25.175
13. Jack MILLER, Honda, 1’25.345
14. Cal CRUTCHLOW, Honda, 1’25.438
15. Loris BAZ, Ducati, 1’25.994
16. Mika KALLIO, KTM, 1’26.056
17. Tito RABAT, Honda, 1’26.195
18. Tom LÜTHI, KTM, 1’26.405

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