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David Luongo zur MXGP-Saison 2020: «Alles ist offen»

Von Adam Wheeler
David Luongo: Wird die neue MXGP-Trophäe einen würdigen Weltmeister finden?

David Luongo: Wird die neue MXGP-Trophäe einen würdigen Weltmeister finden?

Infront Moto Racing-CEO David Luongo spricht über die Coronakrise und die vorstellbaren Szenarien für die MXGP-WM 2020, 2021 und das Motocross der Nationen.

Die Coronakrise legt aktuell die internationale Sportwelt lahm und befördert damit eine ganze Industrie in eine «Grauzone», wie es David Luongo, CEO von MXGP-Promoter Infront Moto Racing, formuliert.

Wir erreichen ihn telefonisch für jene Art von Interview, wo es mehr Fragen als eindeutige Antworten gibt. Zunächst stellte Luongo aber klar, was in der aktuellen Notlage Priorität hat: «Bevor wir beginnen, möchte ich meine Dankbarkeit und Anerkennung für alles, was die Ärzte- und Pflegekräfte in dieser Zeit leisten, zum Ausdruck bringen», schickte er voraus. «Ich habe Verwandte, die in Krankenhäusern arbeiten, wir müssen jetzt alle solidarisch sein und das schätzen.»

Wenn wir uns wieder dem Thema Motocross-WM 2020 zuwenden, stellt man schnell fest, dass es viel zu fragen gibt oder zumindest das Bedürfnis nach Neuigkeiten – oder wenigstens Einschätzungen – im Raum steht. Denn die MXGP-WM wurde nach dem zweiten Grand Prix des Jahres (nach dem Auftakt in Matterley Basin wurde am 8. März in Valkenswaard gefahren) abrupt unterbrochen.

Seither wurden als Reaktion auf die vielen Einschränkungen, die die rasante Ausbreitung von Covid-19 erforderlich machte, immer wieder Terminverschiebungen vorgenommen. Der jüngste Kalender verfolgt das optimistische Ziel, die Motocross-WM am 9. Juni in Orlyonok/Russland wieder aufzunehmen. Das wäre der Beginn von 19 Events (inklusive dem Motocross der Nationen) in nur 25 Wochen. Der Argentinien-GP am 22. November ist aktuell als Saisonfinale vorgesehen – die MXGP-WM endet also so spät wie noch nie und zu einem Zeitpunkt, an dem normalerweise bereits die Vorbereitungen für die neue Saison laufen würden.

Es ist schwierig, jetzt eine Antwort auf diese Frage zu haben, aber wie zuversichtlich seid ihr, die MXGP-WM im Juni fortzusetzen?

David Luongo: An einem Punkt musst du einen Strich ziehen und sagen: ‚Da fangen wir wieder an.‘ Wir arbeiten aber an möglichen neuen Änderungen, damit wir für den Kalender noch einen Spielraum haben. Anfang Juni ziehen wir weiterhin in Betracht, aber wir können jetzt keine endgültige Entscheidung treffen. Wir verfolgen die Entwicklung Tag für Tag.

Wie viele Grand Prix wären zufriedenstellend? Gibt es ein vorgeschriebenes Minimum? In der MotoGP-WM ist zum Beispiel von 13 die Rede.

Es wäre nicht gut, eine Zahl zu nennen, weil wir um die volle WM kämpfen. Und es ist schwierig, diese Frage zu beantworten, weil es noch zu früh ist, um zu sagen, was möglich sein wird. Bisher wurde kein Minimum festgelegt, aber wenn wir uns die Entwicklung der Dinge ansehen, sind wir noch immer zuversichtlich, dass wir eine anständige und professionelle Weltmeisterschaft haben werden.

Der FIM-Präsident, Jorge Viegas, sprach bereits davon, dass einige Serien bis in den Januar 2021 reichen könnten. Ist das eine Option für die MXGP-WM?

Theoretisch ist es aufgrund unserer Verträge möglich, wir könnten das Ende des Jahres überschreiten. Aber für den Moment müssen wir Rennen für Rennen sehen, es hängt auch vom jeweiligen Organisator ab. Motocross wird zudem auf Erdboden und Sand gefahren, deshalb war das Ziel unseres ersten Kalender-Updates, die Übersee-GP auf eine Zeit im Jahr zu verlegen, wenn die Wetterbedingungen dort gut sein sollten. Im Dezember Rennen in Europa zu fahren ist wegen der Bedingungen komplizierter. Es ist aber alles offen, weil wir immer noch ein Zeitfenster haben, mit dem wir arbeiten können.

Gibt es schon Überlegungen für 2021? Könnte die Saison später starten? Oder geht ihr vom üblichen Auftakt Ende Februar aus?

Die verbliebene Saison 2020 wird außergewöhnlich und hart sein. Eine außergewöhnliche Situation erfordert außergewöhnliche Maßnahmen. Wenn sich alles wieder normalisiert, werden wir 2021 wie gewohnt im Februar starten und jeder wird sich an den Beginn der Weltmeisterschaft anpassen. Wir wollen im Februar 2021 wieder in der Normalität angekommen sein, das ist sicher.

Wie liefen die Gespräche mit den lokalen Organisatoren ab?

Ich kann sagen, dass die Motocross-Familie zusammenhält, ich bin positiv überrascht. Alle Organisatoren kämpfen wie verrückt darum, die Rennen zu retten und durchzuführen, auch jene, die im Juli und Juli in der ersten Reihe stehen, das ist sehr gut.

Wir sind abhängig davon, wie sich die Ausbreitung der Pandemie entwickelt und was die Regierungen in jedem Land entscheiden, um die Grenzen und Märkte wieder zu öffnen. Heute befinden wir uns in einer Art Grauzone. Jeder ist bemüht darum, Lösungen zu finden, aber es ist zu früh, um eine klare Vorstellung davon zu bekommen, was in den nächsten drei bis vier Monaten passieren wird.

Ist es vorstellbar, Grand Prix ohne Zuschauer durchzuführen, einfach damit Rennen gefahren und Punkte vergeben werden können?

Aus meiner Sicht wäre das sehr kompliziert, weil die Organisatoren stark von den Ticketverkäufen abhängig sind. Wir verfügen nicht über TV-Rechte, die mit den großen Sportarten vergleichbar wären, deshalb können wir die Kosten damit allein nicht decken. Die größte Einnahmequelle ist für die Organisatoren der Ticketverkauf. Deshalb glaube ich nicht, dass es eine Lösung ist.

Ist es dies schwierigste Phase, die das Unternehmen bisher durchstehen musste?

In diesen Zeiten musst du an deine Leute und die Industrie denken. Wir wollen unser Bestes geben, um die Weltmeisterschaft zu retten und so professionell wie möglich durchzuführen, weil wir wollen, dass ein Fahrer das Gefühl hat, den WM-Titel verdient zu haben.

Wir tragen die Verantwortung für mehr als 3000 Leute, die im Fahrerlager arbeiten: Marketingbeauftragte, Mechaniker, Teammitglieder, Journalisten und all jene, die von dieser Weltmeisterschaft abhängig sind. Für uns ist es eine Mission, die größtmögliche Anzahl an Rennen abzuhalten und die größtmögliche Anzahl an Jobs zu sichern. Es ist eine große Verantwortung und wir sind bereit, dafür zu kämpfen.

2008 mussten wir auch mit einer Krise umgehen, wir haben den Sturm überstanden und die Weltmeisterschaft ist weiter gewachsen. Es ist ein sehr harter Moment, aber wir müssen positiv bleiben. Bei Infront Moto Racing haben wir 150 Angestellte und wir sind motiviert, diese Saison abzuhalten, auch wenn es eine Herausforderung sein wird. Es wir eine sehr kompakte Saison sein, aber wir müssen uns dem stellen.

Die MXGP-WM konzentriert sich auf Samstag und Sonntag, weshalb man vielleicht flexibler ist als einige der großen Weltmeisterschaften – wie Formel 1, MotoGP oder gar die Supercross-WM, die auch von der jeweiligen Verfügbarkeit der Stadien abhängt. Ist das ein Vorteil, wenn es darum geht, jetzt Grand Prix neu anzusetzen und durchzuziehen?

Ja, vielleicht sind wir flexibler als die größeren Sportarten oder die Weltmeisterschaften, die ein Stadium brauchen, aber auch wir hängen von den Entscheidungen der jeweiligen Regierung und den geltenden Richtlinien ab. Wenn alles wieder aufgehoben wird und zu dem zurückkehrt, wie es vorher war, dann machen ich mir um die Grand Prix keine Sorgen, aber es geht darum, wann wir an den Punkt kommen und wann die Wirtschaft wieder «startet». Sobald diese Aspekte klar sind, werden wir sehen, welche Events auf der Kippe stehen und welche nicht.

Das Motcross der Nationen ist am 27. September geplant. Aktuell stehen nach diesem Datum noch fünf Grand Prix im Kalender. Das bedeutet einen neuen Termin für diesen Event, der eigentlich immer den Saisonabschluss bildet. Ist es ein Glücksfall, dass das «MXoN» in diesem Jahr an einem traditionsreichen Ort wie Ernée und nicht an einem neuen oder unbekannten Schauplatz stattfindet?

Ich glaube schon, aber ich würde sagen, dass wir uns seit mindestens zehn Jahren keine Sorgen um das «Nations» machen, weil der Fanansturm immer fantastisch ist. Ich glaube, dass es sicher eine große Hilfe ist, dass wir in Ernée sein werden, die französischen Fans sind großartig. Ich bin mir sicher, dass sie kommen werden, um ihr Team zu unterstützen. Es ist einfach eine besondere Location.

Es wird ein merkwürdiges Jahr, aber das Motocross der Nationen ist in Sachen Offroad das größte Event des Jahres, deshalb bliebe ich zuversichtlich, dass es ein großer Erfolg sein wird. Es sollte zu einem Zeitpunkt stattfinden, wenn wir hoffentlich wieder zur Normalität zurückgefunden haben. Die Leute – wir eingeschlossen – werden Lust haben, draußen zu sein, Partys zu feiern und Motocross zu sehen, wenn das Ganze vorbei ist und das normale Leben wieder beginnt. Ich bin überzeugt davon, dass es ein großartiger Event sein wird.

Kann man das MXoN 2020 als Experiment sehen, um den Saisonhöhepunkt zukünftig an einem anderen Termin abzuhalten? Vielleicht muss es nicht zwingend am Ende der Saison sein.

Das war sicher nicht das, was wir wollen, aber wir sind in diesem Jahr gezwungen, es zu testen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es ein Erfolg und ein gutes Experiment für die Zukunft sein wird… Aber, ganz ehrlich, wir müssen über viel mehr Dinge nachdenken, wenn es darum geht, für die Zukunft Veränderungen vorzunehmen. Wir werden sehen, ob das Datum in einem normalen Jahr angepasst werden kann oder nicht.

WM-Kalender (Stand: 18.3.2020)

01.03.2020 - Großbritannien, Matterley Basin, EMX125, WMX
08.03.2020 - Niederlande, Valkenswaard, EMX250, WMX
07.06.2020 - Russland, Orlyonok, EMX250, EMXOpen
14.06.2020 - Lettland, Kegums, EMX250, EMXOpen
28.06.2020 - Frankreich, St Jean d'Angély, EMX125, EMXOpen
05.07.2020 - Italien, Maggiora, EMXOpen, WMX
19.07.2020 - Italien, Arco, Pietramurata, EMX250, EMX2T
26.07.2020 - Tschechien, Loket, EMX65, EMX85, EMX2T
02.08.2020 - Belgien, Lommel, EMX125, EMX250
09.08.2020 - Deutschland, Teutschenthal, EMX250, EMXOpen
16.08.2020 - Schweden, Uddevalla, EMX125, EMX250
23.08.2020 - Finnland, Iitti-Kymi-Ring, EMX125, EMX250, EMX2T
06.09.2020 - Türkei, Afyonkarahisar, EMXOpen, WMX
13.09.2020 - China, Shanghai
20.09.2020 - Italien, Imola, EMX125, WMX
11.10.2020 - Spanien, Xanadú, EMX125, WMX
18.10.2020 - Portugal, Agueda, EMX125, EMX250
01.11.2020 - Indonesien, Jakarta
08.11.2020 - Indonesien, tba
22.11.2020 - Argentinien, Neuquen

Motocross der Nationen:
27.09.2020 - Frankreich, Ernée

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