Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Die clevere Taktik der Niederländer

Von Thoralf Abgarjan
Nur die Niederländer haben die Lücke gesehen und konnten beide Fahrer perfekt an der Innenseite platzieren: Coldenhoff (#6), startet neben Cairoli (#19) und Herlings (#4)

Nur die Niederländer haben die Lücke gesehen und konnten beide Fahrer perfekt an der Innenseite platzieren: Coldenhoff (#6), startet neben Cairoli (#19) und Herlings (#4)

Nur die Niederländer bemerkten, dass bei der Startaufstellung zum dritten Lauf ein Gate frei blieb - genau neben Antonio Cairoli (KTM). Sie nutzten diesen Startplatz clever für ihren Doppelerfolg.

Der frühe Crash von Weltmeister Jeffrey Herlings im ersten Lauf war für Team 'Oranje' noch unproblematisch: Herlings holte schnell auf, setzte sich energisch gegen Gautier Paulin (Husqvarna) und später gegen den bestens aufgelegten spanischen MX2-Weltmeister Jorge Prado (KTM) durch. Er gewann das erste Rennen.

Herlings holte vom besseren inneren Startplatz 1 den 'holeshot'. MX2-Fahrer Calvin Vlaanderen startete vom ungünstigeren 21. Startplatz, von der in Fahrtrichtung linken Hälfte der Startrampe. Trotzdem reihte er sich auf Platz 12 ein, als er gegen Rennmitte mit verletztem Auge aufgeben musste. Auf Platz 36 wurde er in diesem Rennen trotzdem noch gewertet.

Bei der Startaufstellung zu Rennen 2 (OPEN/MX2) fehlte Vlaanderen. Er erhielt von den Ärzten im medical center ein striktes Fahrverbot wurde ins Krankenhaus nach St. Joseph gebracht. Damit war klar, dass sich OPEN-Fahrer Glenn Coldenhoff als einziger niederländischer Fahrer den besten Startplatz innen aussuchte. Coldenhoff gewann den zweiten Lauf mit einem Star-Ziel-Sieg klar vor Hunter Lawrence aus Australien.

Im entscheidenden dritten Lauf traten für das niederländische Team Herlings (MXGP) und Coldenhoff (OPEN) an. In diesem Rennen zählte die Taktik. Herlings bekam vom Team den besten Startplatz 1 zugewiesen. Er wählte Gate 5. Entsprechend dem Qualifikationsergebnis rollten danach die Italiener mit Antonio Cairoli, die Franzosen mit Gautier Paulin und die Deutschen mit Ken Roczen ans Startgatter. Sie alle positionierten sich ebenfalls innen, wie Herlings. Cairoli wählte den nächsten Platz rechts neben Herlings, also Gate 4. Paulin suchte sich Gate 6 aus.

Die Gates 1 bis 3 waren noch immer frei. Der Kanadier Tyler Medaglia rollte als Elfter ans Gatter und rollte an Gate 2. Harri Kullas mit Startplatz 12 brachte sich ganz innen (Gate #1) in Stellung.

Zwischen Cairoli und Medaglia war zu dem Zeitpunkt aber immer noch Gate 3 frei - einer der besten Startplätze überhaupt. Alle nachfolgenden Teams, die jetzt ans Gatter rollten, hätten sich diesen Platz an der Sonne aussuchen können. Doch sie taten es nicht.

20 Fahrer standen also am halb gefüllten Gatter, aber Gate 3, direkt neben Cairoli war noch immer unbesetzt.

Glenn Coldenhoff, dem eigentlich vom Team der schlechtere Startplatz 21 irgendwo in der Mitte der Startrampe zugewiesen war, erkannte die Situation und konnte sich nun genau zwischen Cairoli und Medaglia an Gate #3 platzieren. Beide Niederländer standen somit auf der Innenseite und beide hatten von diesem Startplatz aus einen guten Start. Sie gewannen das Rennen mit einem 1-2-Ergebnis.

Die Niederländer brillierten also in RedBud nicht nur mit fahrerischer Klasse, sondern sie konnten in scheinbar aussichtsloser Situation zusätzlich mit einer taktischen Meisterleistung glänzen. Das Team der Niederland nutzten Chancen, die andere, insbesondere Team USA, einfach übersehen haben.

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