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Werksteams in der Superbike-WM: Wer sich was leistet

Von Ivo Schützbach
Für Außenstehende ist nicht einzuschätzen, wie viel ein Hersteller hinter seinem Spitzenteam in der Superbike-WM steht. SPEEDWEEK.com blickt hinter die Kulissen.

Vorneweg, es gibt nur zwei Werksteams in der Superbike-WM: von Kawasaki und Ducati. Bei Aprilia und Yamaha sind zumindest die Motorräder reinrassige Werksrenner.

Kawasaki

Die Motorräder von Kawasaki werden in Kobe/Japan mitentwickelt, um den Auftritt in der Weltmeisterschaft kümmert sich das spanische Provec-Team. Die Teammitglieder sind bei Kawasaki direkt oder Provec angestellt. Seit sich Kawasaki Anfang 2008 aus der MotoGP-WM zurückgezogen hat, gilt seit 2010 das gesamte Augenmerk SBK. Seit 2012 schlossen sie die Fahrer-WM nie schlechter als auf Rang 2 ab, Tom Sykes wurde 2013, Jonathan Rea 2015 und 2016 Weltmeister.

Beide Rennfahrer stehen bei Kawasaki Heavy Industries unter Vertrag.

Ducati

Ducati sperrte sein Superbike-Werksteam nach der Saison 2010 zu und bündelte alle Ressourcen für MotoGP. Für 2011 und 2012 erhielt das Team Althea einen gewisse Unterstützung vom Werk, Carlos Checa wurde 2011 letzter Ducati-Weltmeister.

2013 kehrte der Hersteller aus Bologna werksseitig zurück und verbündete sich mit dem belgischen Alstare-Team. Diese Zusammenarbeit floppte, es gab ständiges Kompetenzgerangel. Ducati kehrte für 2014 zu seinem alten Partner Feel Racing zurück, der sich schon bis 2010 für den Werksauftritt verantwortlich zeichnete und zwischendurch mit BMW arbeitete.

Ducati baut die Motorräder auf, einige Teammitglieder sind Angestellte von Ducati, Chaz Davies und Marco Melandri haben den gleichen Status wie Jorge Lorenzo und Andrea Dovizioso in MotoGP.

Honda

Für Honda wickelt seit Jahren das niederländische Team Ten Kate Racing den Superbike-Einsatz ab. Honda leistet sich im Motorrad-Rennsport nur drei Werksteams: in MotoGP, Motocross und der Rallye Dakar.

Die Superbike-WM ist seit Jahren Aufgabe von Honda Europa, Unterstützung der Honda Racing Corporation (HRC) gibt es nur rudimentär.

Um die Entwicklung der Motorräder kümmert sich Ten Kate zusammen mit Motoren- und Elektronik-Partner Cosworth, mit einem Honda-Werkseinsatz hat das dieses Jahr Red Bull Honda genannte Team nichts zu tun. Honda ist allerdings der Hauptgeldgeber.

Yamaha

Yamaha verfolgt eine ähnliche Philosophie wie Honda, Werksteams gibt es nur in MotoGP und Motocross. Alle anderen Teams werden als «offizielle Teams» bezeichnet.

«Das hat sich so aus der Historie ergeben», erklärte Eric de Seynes, Rennchef von Yamaha Europa. «Während in den Werksteams die Mitarbeiter bei Yamaha angestellt sind, sind sie es bei den offiziellen Teams beim Team.»

Um Yamahas Superbike-Auftritt kümmert sich die Firma Crescent Racing von Paul Denning, die Werksmotorräder werden von Yamaha Europa in Neuss und Germo di Lesmo entwickelt.

Aprilia

Aprilia leistete sich von 2009 bis 2014 ein Superbike-Werksteam, Max Biaggi (2010 und 2012) sowie Sylvain Guintoli (2014) gewann in sechs Jahren dreimal die Fahrer-WM.

Nach der Saison 2014 beerdigte Aprilia sein Team und widmete sich ganz der MotoGP-Klasse. Dieses Jahr gibt es mit Milwaukee Aprilia wieder ein «offizielles Team». Die Motorräder werden komplett im Werk in Noale entwickelt und aufgebaut, die RSV4 RF sind reinrassige Werksrenner. Das Team Shaun Muir Racing (SMR) kümmert sich um die Logistik und einen Großteil des Personals, vier Techniker stellt Aprilia.

BMW

BMW gönnte sich ebenfalls von 2009 bis 2014 ein Werksteam, danach verabschiedeten sich die Bayern einmal mehr vom Werkssport und etablierten ihr Kundensport-Programm.

Hinter diesem versteckt sich einiges an Werk, Motoren und Elektronik in der Superbike-WM sind das Feinste, was BMW zu bieten hat. Um die Entwicklung des Chassis’ müssen sich BMW-Teams selbst kümmern, was sie mangels Ressourcen und Know-how aber nicht so tun können wie ein Werk. Damit ist vorprogrammiert, dass BMW in der Superbike-WM keine führende Rolle spielt.

Nach dem Wechsel von Milwaukee zu Aprilia ist 2017 Althea das einzige BMW-Team.

MV Agusta

MV Agusta leistete sich bis Ende 2015 mehr schlecht als recht ein Werksteam, die Kultmarke ist von dauernden Finanzproblemen und politischen Querelen geplagt.

Im Winter von 2015 auf 2016 übernahm Andrea Quadranti das Team in der Superbike- und Supersport-WM, seine Mannschaft kümmert sich alleinverantwortlich um die Entwicklung der F4 und F3. «Wir bekommen vom Werk gute Preise, müssen aber alles bezahlen», versicherte der Italiener.

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