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Fonsi Nieto: «Beratschlagten, ob sie Fuß amputieren»

Von Günther Wiesinger
Pramac-Ducati-Teamkoordinator Fonsi Nieto war beim Sepang-Test in Malaysia auf Krücken unterwegs. Der ehemalige Superbike-WM-Pilot erzählte vom Unfall, der die Operation am linken Knöchel nötig machte.

Nicht nur die aktiven Rennfahrer wie Cal Crutchlow, Marc Márquez und Jorge Lorenzo leiden unter den Nachwirkungen von Verletzungen, sondern auch der inzwischen 40 Jahre alte Pramac-Ducati-Teamkoordinator Fonsi Nieto, der eigentlich mit dem aktiven Motorradsport längst Schluss gemacht hat. Fonsi ist der Neffe des 2017 tödlich verunglückten Ángel Nieto, der 90 GP-Siege und 13 WM-Titel errungen hat.

Fonsi Nieto (er fuhr in der 250er-, Moto2, 500er- und Superbike-WM) kam auf Krücken nach Malaysia zum MotoGP-Test und zeigte grausige Fotos von seiner Operation am linken Knöchel, der vor drei Wochen sechs Stunden lang operiert wurde. Woher stammte diese verheerende Knöchelverletzung?

«Das ist 2010 beim Indianapolis-GP passiert», blendete Fonsi zurück. «Ich war in der Moto2-Klasse unterwegs, mein Motorrad war nicht besonders konkurrenzfähig, ich lag an vierter oder fünfter Stelle und wollte unbedingt aufs Podest fahren. Bei diesem Versuch bin ich durch einen Highsider spektakulär abgeflogen. Ich landete mit dem Fuß, der Knöchel wurde schlimm zugerichtet. Ich wollte nach Hause fliegen und mich in Spanien operieren lassen, aber die US-Ärzte untersagten das. Denn das Gelenk war zu stark geschwollen, ich hatte einen riesigen Bluterguss. Die Ärzte beratschlagten sogar, ob sie den Fuß amputieren sollten. Und dann passierte bei der Anästhesie noch ein Drama, ich wurde intubiert, dabei ging irgendetwas schief, mein Herz hörte für eine Minute zu schlagen auf…»

Die Funktionsweise des Knöchels ließ fortan zu wünschen übrig, Fonsi Nieto nahm aber von einer ausgiebigen Reparatur Abstand, solange er aktiv war. «Aber mit der Zeit ist die Arthrose immer unerträglicher geworden, die Beweglichkeit ließ zu wünschen übrig, ich konnte die Schmerzen kaum ertragen, es ging nur mit Injektionen und Tabletten. Deshalb habe ich mich für Mitte Januar zur Operation bei Dr. Vilamor entschlossen. Der Knöchel wurde von drei Seiten aufgeschnitten, offengelegt und repariert. Ich darf ihn jetzt zwei Monate lang nicht belasten. Nachher muss ich mich einen weiteren Monat mit einem Spezialverband fortbewegen. Aber dann sollte wieder alles normal funktionieren und schmerzfrei sein.»

Fonsi wollte trotz der Beschwerden auf den Sepang-Test nicht verzichten. «2019 ist eine wichtige Saison für Pramac. Jack Miller will sich in seiner zweiten Saison bei uns für höhere Aufgaben empfehlen. Mit Bagnaia rechnen wir uns Chancen auf den Rookie-of-the-Year-Titel aus. Deshalb wollte ich unbedingt dort sein. Sepang war ein wichtiger Test für uns.» Tatsächlich landeten Bagnaia und Miller auf den Plätzen 2 und 3!

Pacha: Fonsi Nieto als DJ

Auf Angehörige des Nieto-Clans stößt man überall im Fahrerlager, denn Cousin Pablo ist Teammanager beim Sky VR46-Team, Cousin Angel «Gelete» Nieto ist beim Jorge-Martinez-Team tätig.

Fonsi Nieto gewann fünf 250-ccm-GP in den Jahren 2002 und 2003, er schaffte damals auf Aprilia in der Gesamtwertung die Ränge 2 und 5. 2004 schloss er die WM als Siebter ab. Von 2005 bis 2009 fuhr er in der Superbike-WM, 2008 gelang ihm in Doha auf Suzuki sein einziger Sieg.

Übrigens: Neben der Aufgabe bei Pramac geht Fonsi noch einer weiteren Arbeit nach. Er arbeitet als DJ in der berühmten In-Disco «Pacha» in Madrid, die auch auf Ibiza, in Marokko und Dubai Ableger hat. Der Junior-Chef ist Motorradfan, er sponsorte einst das Blusens-Team und fährt gerne selber mit einer Moto2-Maschine in Almeria rum.

«Die Disco öffnet um Mitternacht, aber die Arbeit geht eigentlich erst um 4 Uhr früh so richtig los. Die Spanier gehen dann erst um 7 Uhr im Morgengrauen heim», berichtete Fonsi. «Ich könnte das als Disco-Besucher maximal einmal pro Woche durchhalten… Jedenfalls arbeite ich an jedem Wochenende – entweder in der Disco oder im GP-Paddock.»

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