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Öko-Drama in Katar: So wird die Nacht zum Tag gemacht

Von Günther Wiesinger
In Katar ist es tagsüber zu heiß für Motorsport

In Katar ist es tagsüber zu heiß für Motorsport

In Zeiten weltweiter Diskussionen und Proteste wegen des Klimawandels scheint eine Rennveranstaltung unter Flutlicht mehr denn je ein Relikt früherer Zeiten zu sein. Die Verschwendung ist gigantisch.

In nur 175 Tagen haben die Ingenieure der amerikanischen Firma «Musco Lighting» 2007/2008 auf dem 5,380 km langen «Losail International Circuit» die Nacht zum Tag gemacht und das größte Beleuchtungsprojekt in der Sportgeschichte verwirklicht. Die Piste war vor 2004 von 1000 Arbeitern innerhalb eines Jahres für 58 Millionen US-Dollar in den Sand gesetzt worden.

Aber es war eine immense Leistung nötig, um dieses Vorhaben zu verwirklichen. 1300 Arbeitsstunden wurden investiert, um die Bedürfnisse der Fahrer, Streckenposten, TV-Leute, Werbepartner und Zuschauer zufriedenzustellen. Die beleuchtete Fläche entspricht 70 FIFA-Fußballplätzen, 35 Cricket- oder 1300 Basketballspielfeldern. Es waren 3600 Lichtquellen (mit 250, 1500 und 2000 Watt- Leichtmetalllampen) auf 1000 Lichtmasten nötig, um den Nachtschwärmern in der Wüste einen Ritt durch die Finsternis zu ersparen.

Beeindruckende Zahlen

Die Musco-Techniker haben in sechs Monaten 10 Millionen Euro verbaut und stellen ihr Licht nicht unter den Scheffel. Das Elektriksystem wird von 44 Diesel-Generatoren mit je 13 Megawatt Leistung angetrieben, die rund um die Strecke installiert wurden. Die 3600 Lichtquellen erzeugen 450 Mio Lumen Lichtstrom (1200 bis 1600 Lux); damit könnte man 3000 Privathäuser ausleuchten oder einen Boulevard von Doha bis Moskau.

Für die Beleuchtung des Circuits wurden rund 3 Mio Kilogramm Beton verbaut und 500 km Kabel verlegt. Der Aushub für die Masten (sie ragen zwischen 3 und 36 Meter aus dem Sand) und das Bohren durch insgesamt rund 12.600 Meter soliden Fels für die Lichtmasten entspricht der 42-fachen Höhe des Eiffelturms.

Effizienz und Verschwendung

Die Musco-Techniker griffen auf 30 Jahre Erfahrung in Sachen permanente und zeitweilige Beleuchtung von Sportanlagen zurück. Es wurden Patente wie Mirtran und Green verwendet, mit deren Hilfe die Energieeffizienz gegenüber herkömmlichen Systemen um 50 Prozent verbessert werden konnte.

Das Thema Energiesparen steht im Mittleren Osten aber nicht im Vordergrund. Üblicherweise ist der Losail Circuit zwölf Stunden nach Beendigung des Rennens am nächsten Vormittag immer noch voll beleuchtet. Dass jeder Generator 1000 Liter Diesel pro Stunde verbraucht, sei auch nicht verschwiegen.

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