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Überraschende Perspektive: Jonas Folger doch mit BMW?

Von Ivo Schützbach
Jonas Folger ist auf Jobsuche

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Seinen Platz in der Superbike-WM hat Jonas Folger freiwillig abgegeben, die Supersport-WM ist auch vom Tisch. Bleibt für den 28-Jährigen auf internationalem Level nur noch die Langstrecken-WM.

Im Winter von 2020 auf 2021 sorgte Jonas Folger bei privaten Tests mit einer mehr oder weniger serienmäßigen BMW S1000RR in Spanien für erstaunliche Rundenzeiten. «Er fuhr auf meinem Niveau», lobte der WM-Dritte Scott Redding aus dem Ducati-Werksteam.

Den Umstieg auf die M1000RR im WM-Trimm bewältige der fünffache GP-Sieger ab Mitte März anfänglich gut, am 1. April fuhr er beim einzigen großen Wintertest in Barcelona die viertbeste Zeit und blieb vor seinen hochgehandelten Markenkollegen Tom Sykes und Michael van der Mark.

Dass Folger in der Saison 2021 mit seinem Team Bonovo MGM BMW unterging und es in 30 Rennen nur siebenmal in die Punkte schaffte, schreibt Teammanager Michael Galinski dem Umstand zu, dass Jonas nicht mit dem Druck klarkam. Dieses Phänomen trat auch während seiner GP-Karriere schon zutage. So brauste er zum Beispiel in seiner ersten Moto2-Saison 2014 bereits im vierten und sechsten Rennen als Dritter aufs Podest, holte nach diesen herausragenden Leistungen in den folgenden acht Grands Prix aber nur einen einzigen WM-Punkt.

Jonas hakte das Thema Superbike-WM für sich bereits Anfang September ab. «Er kam in Magny-Cours auf mich zu und sagte: ‚Es hat keinen Sinn mehr. Ich kann dem Team und dir 2022 keinen Mehrwert bringen. Bitte akzeptiere, dass ich deine Option nicht nutze und mir etwas Neues suche‘», schilderte Bonovo-Eigentümer Jürgen Röder. «Jonas, den ich sehr schätze und als Mensch sehr achte, hat eine große charakterliche Stärke bewiesen. Ich habe ihm versprochen, sollte er in der BMW-Familie bleiben, dass er weiterhin auf meine Unterstützung bauen kann.»

In der Superbike-WM hat kein anderes Team Interesse an Folger. Die Option Supersport-WM mit einer Yamaha R6 im MGM-Team hat sich zerschlagen, weil sie sich nicht finanzieren lässt – und weil Jonas ohnehin eine 1000er fahren möchte.

Auf die Langstrecken-WM hat er seit Wochen ein Auge, aber immer davon geredet, am liebsten wieder eine Yamaha R1 fahren zu wollen, mit der er 2020 Deutscher Meister wurde. Doch das würde ihn den Support von Bonovo kosten.

«Optimal für uns wäre, wenn Jonas sagen würde, er kann mit der BMW und in der Endurance-WM fahren», hielt Röder gegenüber SPEEDWEEK.com fest. «Dann können wir Werner Daemen unterstützen. Macht er das nicht und geht zu Yamaha, dann geht das von Bonovo-Seite nicht. Ich kann nicht Diener zweier Herrn sein.»

Der Belgier Daemen ist für das BMW-Langstrecken-Werksteam verantwortlich, seine Truppe wurde dieses Jahr hinter Suzuki Vizeweltmeister und gewann das Saisonfinale in Most. Markus Reiterberger und der Deutsche Meister Ilya Mikhalchik stehen bereits als Fahrer für 2022 fest, Folger wäre als Nummer 3 im Team gerne gesehen.

«Zwischen Reiterberger und Folger sind Parallelen erkennbar», hielt Röder fest. «Mikhalchik, Reiterberger und Jonas – das wäre eine coole Sache. In der Konstellation könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass sie Chancen auf Platz 1 haben, wenn das Material funktioniert. Ich habe Jonas auch gesagt, dass er mit einem guten Namen gehen muss, sollte er aus dem Motorradrennsport abtreten. Dafür ist diese Saison nicht die beste. Er muss noch etwas machen, wo er etwas reißt. Er muss vorne mitfahren. Um zu zeigen, dass er es kann.»

Bevor sich Folger entscheiden muss, darf er die Endurance-BMW testen, das ist Stand heute aber nicht mehr für dieses Jahr geplant.

«Endurance ist etwas ganz anderes und hat keinen schlechten Level», bemerkte Röder. «Das ist ein Zusammenspiel aus drei Fahrern und hat auch seinen Anspruch. Wenn es Jonas schaffen würde dort vorne dabei zu sein und vielleicht sogar die Weltmeisterschaft zu gewinnen, dann hat er einen guten Namen und kann von diesem nach seiner Karriere profitieren. Aber dafür muss er Gas geben.»

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