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BMW-Rennchef über das Versagen von Jonas Folger

Von Ivo Schützbach
Jonas Folger in der Superbike-WM 2021 war für viele deutsche Fans ein wahrgewordener Traum. Während der Mühldorfer in Tests hervorragende Leistungen zeigte, fuhr er in den Rennen mit der BMW hinterher.

Vor der Saison 2021 herrschte viel Euphorie in Deutschland: Denn erstmals war in der Superbike-WM mit dem fünffachen GP-Sieger Jonas Folger ein deutscher Fahrer auf einem deutschen Motorrad und in einem deutschen Team dabei.

Das Team Bonovo MGM von Eigentümer Jürgen Röder und Teamchef Michael Galinski bekam von BMW identisches Material wie das Werksteam, Folger ging nach seinem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2020 und dem famosen vierten Platz beim einzigen großen Wintertest in Barcelona mit viel Motivation und Selbstbewusstsein in die Saison.

Doch der 28-Jährige schaffte in 30 Rennen nur ein einstelliges Ergebnis: Platz 8 beim Reifenpoker im zweiten Aragon-Rennen. Mickrige 21 Punkte kratzte Folger über das Jahr zusammen, was Gesamtrang 22 bedeutet. Jonas hatte laut eigener Aussage zu keiner Zeit ein gutes Gefühl auf dem Motorrad, ihm fehlte jegliches Vertrauen fürs Vorderrad.

Sponsor Bonovo stand immer treu zu ihm und hätte ihn auch 2022 in der Superbike-WM fahren lassen – doch Jonas lehnte ab und zog sich zurück. Ob er nächstes Jahr für das Team ERC Ducati in der Endurance-WM antritt, oder sich ganz dem Aufbau seiner Werkstatt widmet, steht noch nicht fest.

Als klar wurde, dass Folgers Platz bei Bonovo neu besetzt werden muss, und Tom Sykes das Angebot des deutschen Herstellers ausschlug, verpflichtete BMW Eugene Laverty und Neuzugang Loris Baz für das deutsche Team. Bei Shaun Muir Racing fahren Michael van der Mark sowie der von Ducati kommende Scott Redding.

«Das Jahr von Jonas war natürlich enttäuschend», sagte BMW Motorsport Direktor Marc Bongers im Vier-Augen-Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Wir blicken auch nicht durch, warum das so war. Er hat bei den Wintertests extrem starke Ergebnisse gezeigt und war auf dem Level von Sykes. Er kam mit dem Bike schneller zurecht als van der Mark. Unser Plan war, unser Ziel, dass Jonas unser Niveau anheben kann. Doch sobald es in die Rennen ging, hat er sich extrem schwer getan. Er hatte sehr oft schlechte Starts und kam nach der ersten Runde als quasi Letzter bei Start-Ziel vorbei. Je nachdem, wie viele ausfielen, robbte er sich ein bisschen nach vorne. Sein Abstand zur Spitze war extrem hoch. Das war verheerend und auch sehr schade, denn wir wissen alle, dass er es kann.»

Viele Experten sind der Meinung, dass Folger mit Druck nicht zurechtkommt. Denn wenn er frei fahren kann, zeigt er teilweise phänomenalen Speed. «Sobald wir mit ihm beim Testen waren, zeigte er uns das öfters», bekräftigte Bongers diese Theorie. «Als er vergangenen Winter zusammen mit Scott Redding auf Serienbikes trainiert hat, fuhren sie den ganzen Tag auf gleichem Niveau, hat mir Scott erzählt.»

Bongers glaubt auch nicht, dass Folger mit einer Yamaha in der Superbike-WM plötzlich an der Spitze fahren würde. «Das ist Humbug, das wäre nicht der Fall», hielt der Niederländer fest. «Es mag sein, dass die Yamaha derzeit ein leichter zu fahrendes Motorrad als die BMW ist. Man sieht ja nicht nur an Toprak, dass die Yamaha funktioniert, sondern auch an Fahrern wie Gerloff und Locatelli. Aber das hat mit Folgers Performance nichts zu tun. Wir haben eine super Zusammenarbeit mit Bonovo, wir sind auf Augenhöhe mit SMR und da ist alles offen. Und wir haben wirklich alles versucht für Jonas. Wir haben ihm einen extra Elektroniker gegeben und Bonovo nach dem Rückzug von RC Squadra Corse noch mehr unterstützt. Er hatte alle Möglichkeiten, hat alle Updates bekommen und wir haben ihn auch mit dem Chassis unterstützt. Aber es kam nichts. Irgendwann muss man dann sagen, dass es hoffnungslos ist. Wir haben aber nie aufgegeben, er hat bis zum bitteren Ende jede Unterstützung bekommen.»

Michael van der Mark beendete die Weltmeisterschaft 2021 als bester BMW-Pilot mit 262 Punkten auf Rang 6. Der Niederländer fuhr dreimal aufs Podest, gewann das Sprintrennen im Regen in Portimao und schaffte es 18 Mal in die Top-5.

Team- und Fahrerliste Superbike-WM 2022:

Aruba.it Ducati: Michael Rinaldi (I), Alvaro Bautista (E)

Barni Ducati: Luca Bernardi (I)

Motocorsa Ducati: Axel Bassani (I)

Go Eleven Ducati: Philipp Öttl (D)


Honda Racing Corporation: Iker Lecuona (E), Xavier Vierge (E)

MIE Honda: Tati Mercado (RA), Hafizh Syahrin (MAL)


BMW Motorrad: Michael van der Mark (NL), Scott Redding (GB)

Bonovo action BMW: Eugene Laverty (IRL), Loris Baz (F)


Kawasaki: Jonathan Rea (GB), Alex Lowes (GB)

Puccetti Kawasaki: Lucas Mahias (F)

Orelac VerdNatura Kawasaki: Sykes? Vinales?

Outdo Pedercini Kawasaki: Loris Cresson (B), König?


Pata Yamaha: Toprak Razgatlioglu (TR), Andrea Locatelli (I)

GRT Yamaha: Kohta Nozane (J), Garrett Gerloff (USA)

Gil Motor Sport Yamaha: Christophe Ponsson (F)

FETT = bestätigt


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