Arbeitet Yamaha an einer neue R1 mit MotoGP-Technik?
Kommt für 2023 eine neue Yamaha R1?
Wir danken dem amerikanischen Journalisten Dennis Chung für sein waches Auge. Er publizierte auf www.motorcycle.com einen Artikel, der Bezug nimmt auf eine freizugängliche Liste des Motorradsport-Weltverbandes FIM. Auf dieser Liste sind für Rennsport zugelassene Motorräder ohne Straßenzulassung aufgeführt.
Auf dieser Liste werden mehrheitlich Motocross-Motorräder aufgeführt, aber auch Enduros oder Snowmobile. Unter der Marke Yamaha ist mit Modelljahrgang 2022 und 2023 eine YZF600W aufgeführt, mit Vierzylinder-Viertaktmotor mit 599 ccm. Offensichtlich die YZF-R6, die Yamaha in Europa mangels Euro5-Erfüllung nurmehr als Rennmotorrad ohne Straßenzulassung anbietet. Da es auf der Homologation von 2017 basiert, darf dieses Motorrad in der Supersport-WM eingesetzt werden.
Aber um was für ein Motorrad handelt es sich beim 2023er-Modell namens YZF1000W? Gemäß der Liste um ein Straßenrennmotorrad mit Vierzylinder-Viertakter mit 998 ccm. Die aktuelle YZF-R1 und das Schwestermodell YZF-R1M, angetrieben von einem Vierzylinder-Viertakter mit ebendiesen 998 ccm erfüllen beide Euro5 und haben eine Straßenzulassung.
In der FIM-Liste ist der erste Teil des Chassis-Codes angegeben: JYACN07C. JYA bedeutet schlicht: Eine Yamaha, die in Japan produziert wurde. C als vierter Buchstabe könnte Competition, Rennsport bedeuten, da alle Yamahas in der zitierten FIM-Liste als vierten Buchstaben ein C aufweisen. N bedeutet: 751 bis 1000 ccm. Zur Bedeutung von 07C könnten wir nun ausufernd spekulieren. Stattdessen halten wir fest, dass die straßenlegale R1 anstelle der 07 die Ziffer 66 trägt.
In dem Zusammenhang interessant: Kürzlich meldete Yamaha Patente für ein übergangsloses Getriebe an, englisch Seamless Gearbox. Im MotoGP werden solche Getriebe, die ein Hochschalten ohne Unterbrechung der Zugkraft ermöglichen, seit 2011 verwendet. Honda setzte es zuerst ein, mittlerweile verfügen alle Hersteller, die MotoGP-Rennen bestreiten, über diese Technologie.
Die Vorteile: Hochschalten ohne Zugkraftunterbrechung ermöglicht permanentes Durchbeschleunigen in voller Schräglage durch langgezogene Kurven. Dazu schont der permanente Kraftschluss den Hinterreifen. Trotz der unbestrittenen Vorteile verbaute bislang kein Hersteller ein Seamless-Getriebe in einem Serienmotorrad: Zu kompliziert, zu teuer.
Ändert sich das nun? Bringt Yamaha auf 2023 ein Supersport-Motorrad ohne Straßenzulassung, nur für den Rennstreckeneinsatz und Rennsport, mit Seamless-Getriebe? Damit könnten sich Trackday-Piloten wie MotoGP-Fahrer fühlen. Und in Rennsportklassen, in denen Motorräder keine Straßenzulassung brauchen, hätten die Fahrer einer Yamaha YZF1000W einen klaren Vorteil.
Und kommt parallel dazu eine neue YZF-R1 mit Straßenzulassung, um dieses Motorrad für den Einsatz in der Superbike-WM und andere Top-Serien homologieren zu lassen? Abwegig ist solches Wunschdenken nicht, die aktuelle Modellgeneration der R1 kam 2015 auf den Markt und wurde auf 2020 modellgepflegt, um Euro5 zu erfüllen. Und wird diese R1 dann auch ein Seamless Getriebe haben?
Oder hat sich der Speedweek-Autor gerade als Phantast geoutet? Ducati hat das eigene Seamless-System schon 2019 patentiert, aber bislang kein Serienmotorrad mit dieser Technologie auf den Markt gebracht, auch nicht in einem hochexklusiven Sondermodell in limitierter Auflage. Vielleicht lässt das Yamaha trotz Patentierung ebenfalls bleiben, weil Seamless-Getriebe zu kompliziert, zu wartungsintensiv und zu teuer sind. Aber eben, was bedeutet YZF1000W auf der FIM-Liste nicht straßenzugelassener Rennmaschinen? Wir werden berichten.