Ducatis Taktik: Genügsam sein, keine Experimente
Alvaro Bautista und Giulio Nava sind das derzeit erfolgreichste Team in der Superbike-WM 2022
Mit elf Siegen in Serie dominierte Álvaro Bautista die Superbike-WM 2019 zu Saisonbeginn in geradezu erschreckender Weise. Selbst Jonathan Rea (Kawasaki), zu diesem Zeitpunkt bereits vierfache Weltmeister, ließ der Ducati-Pilot zeitweise wie einen Anfänger aussehen. Am Ende triumphierte aber nicht der Spanier, sondern der etablierte Superbike-Star.
Nach zwei Jahren bei Honda kehrte Bautista für 2022 zu Ducati zurück und die Geschichte wiederholt sich, auch wenn der 37-Jährige nicht derart dominant auftritt wie damals.
«Wir wissen, dass wir manchmal etwas auslassen», sagte Bautistas Cheftechniker Giulio Nava bei WorldSBK. «Gleichzeitig wollen wir auch nicht zu viel experimentieren. Wir versuchen, das Motorrad unter allen Bedingungen so gleichmäßig wie möglich zu machen. Und wenn es aus irgendeinem Grund nicht zum Sieg reicht, geben wir uns mit dem zweiten oder dritten Platz zufrieden. Das ist eine Lektion von 2019: Es ist nicht zwingend notwendig, jedes einzelne Rennen zu gewinnen. Je ausgewogener das Motorrad ist, desto einfacher ist es, es zu fahren.»
Nava weiter: «Der erste Teil der Saison war gut, weil wir gute Ergebnisse erzielt haben und, was für mich am wichtigsten ist, weil wir immer in der Lage waren, Lösungen für die Probleme und die Anmerkungen zu finden, die Álvaro uns gab. Der Großteil der Dinge, an denen wir während der Wintertests gearbeitet haben, hat uns immer das gewünschte Feedback gegeben. Bis jetzt ist alles in Ordnung, alles unter Kontrolle, und das trägt dazu bei, dass alles entspannter bleibt, weil man nicht in Panik gerät. Jedes Mal, wenn Álvaro in die Garage zurückkommt und Kommentare abgibt, haben wir mehr oder weniger eine passende Antwort.»
Für Außenstehende war es nicht nachvollziehbar, wie Bautista in der Superbike-WM 2019 den Titel trotz 16 Siegen und einer komfortablen Führung nur WM-Zweiter wurde. Eine Serie von Stürzen war dafür die Ursache, die aber nicht ohne Grund passierten.
«Wenn man mit den Fahrern spricht, wollen sie immer mehr. Wenn sie eine halbe Sekunde schneller sein können als alle anderen, wollen sie dennoch mehr. Wenn man ihnen dieses Extra bietet, nehmen sie das als neuen Standard und wollen wieder mehr», sagte Nava. «Manchmal gibt es eine Grenze. Es gibt ein Limit, vielleicht nicht für dich als Fahrer, aber es gibt ein Limit für das Paket, weil die Strecke nicht mehr akzeptiert, oder weil der Reifen weniger lange hält, wenn du dieses Set-up fährst. Das ist nicht einfach zu beheben, vor allem, wenn du es beheben und nicht in jedem Bereich verlieren willst. Man muss Álvaro folgen und ihm das geben, was er benötigt, um schnell zu sein.»