Formel 1: Startplatzstrafe in Imola

Unverhoffte Chance für Iannone – das Problem bleibt

Von Ivo Schützbach
Andrea Iannone will wieder Rennen fahren

Andrea Iannone will wieder Rennen fahren

Der ehemalige MotoGP-Werksfahrer Andrea Iannone bemüht sich seit Monaten intensiv, für 2024 in der Superbike-WM unterzukommen. In Imola ergab sich eine Möglichkeit für ihn.

Seit dem 17. Dezember 2019 ist Andrea Iannone gesperrt, weil in seiner Urinprobe vom Sepang-GP am 3. November 2019 der verbotene Stoff Drostanolon, ein anaboles Steroid, nachgewiesen wurde. Da die Dopingsperre des 33-jährigen Italieners am 16. Dezember 2023 abläuft, wird schon länger gemutmaßt, wie es mit seiner Karriere weitergehen könnte.

Iannone selbst machte in den vergangenen Monaten immer wieder deutlich, dass er in den Rennsport zurückkehren möchte und sich dafür fit halte, im Fitnessstudio und bei privaten Track-Days. Er ist regelmäßig als Zuschauer bei Rennen, so auch bei der Superbike-WM in Imola an diesem Wochenende – als Gast von Ducati.

In meiner Kolumne auf SPEEDWEEK.com habe ich Anfang Juli dargestellt, weshalb die Ducati-Kundenteams Motocorsa und Barni 2024 keine zweite Panigale einsetzen werden – es hapert am Geld. Iannone wird bei keinem dieser Teams unterkommen. Denn mit Axel Bassani und Danilo Petrucci haben sie starke Fahrer, die laut deren Manager Alberto Vergani aller Voraussicht dortbleiben werden.

In Imola tat sich eine Möglichkeit für Iannone auf – seine bislang beste. Am Samstag führte Andrea zusammen mit seinem Vater Rigalino intensive Gespräche mit dem Team Go Eleven, für das seit 2022 der Bayer Philipp Öttl fährt.

«Jedes Privatteam in diesem Fahrerlager möchte zwei Motorräder haben, nur dann ist ein Team komplett», verdeutlichte Teammanager Denis Sacchetti gegenüber SPEEDWEEK.com. «Wenn etwas mit dem ersten Fahrer passiert, dann hast du einen zweiten. Und sie können zusammenarbeiten und das Motorrad schneller machen. Jeder hier arbeitet hart, um das Budget für ein zweites Motorrad zu finden. Aber dafür müssen wir viel Geld auftreiben, das benötigte Budget ist hoch.»

Für eine zweite Maschine in der Startaufstellung muss ein Ducati-Team mindestens 800.000 Euro zusätzlich für zwei Panigale V4R, Ersatzmotoren, Sturzteile, zusätzliches Personal und deren Reisekosten sowie die Einschreibegebühr auftreiben. Realistischer ist eine Million plus, falls ordentlich getestet werden soll.

Diese Tatsache erweist sich für Iannone als größtes Hindernis bei seiner Rückkehr in den Profirennsport. Hinzu kommt, dass nicht jeder bei Ducati die höchste Meinung von ihm hat: Neben Befürwortern gibt es auch Verantwortliche, die ihm ablehnend gegenüberstehen.

Unbestritten ist, dass Andrea Iannone vor seiner Dopingsperre ein talentierter Fahrer war, der nicht grundlos für die MotoGP-Werksteams von Ducati, Suzuki und Aprilia fuhr und einen Sieg sowie elf Podestplätze eroberte.

Und er hat in Italien auch nach vier Jahren Sperre noch einen klangvollen Namen: Durch seine Eskapaden oder auch den Auftritt bei «Dancing Stars» wurde er weit über Motorsportkreise hinaus bekannt, ist regelmäßig zu Gast in Fernsehshows und geistert durch die Boulevardpresse. Außerdem ist er mit der in Italien sehr bekannten Popsängerin Elodie liiert.

Doch das ändert alles nicht daran, dass jemand für seinen Einsatz in der Superbike-WM aufkommen muss.

Go Eleven ist ein Familienunternehmen, ein gut organisiertes Privatteam. Sie haben nicht die Möglichkeiten wie ein Werksteam und es stellt sich die Frage, ob der extravagante Iannone seine Ansprüche an ein solches Umfeld anpassen könnte.

«Wenn wir die Möglichkeit bekommen, dann werden wir es mit einem zweiten Motorrad versuchen», hielt Sacchetti fest.

Bei Go Eleven gibt es keine Träumer, die Luftschlösser bauen – das Team gilt als sehr seriös und auch vom derzeitigen Fahrer Philipp Öttl hört man nur das Beste über sie.

Der 27-Jährige hofft darauf, eine dritte Saison bei den Italienern zu fahren, unabhängig davon, ob ein zweiter Fahrer kommt.

Aus Ducati-Kreisen ist in Imola zu hören, dass das Paket mit Iannone für Go Eleven reizvoll wäre.

Eine weitere Möglichkeit ist, dass Michael Rinaldi aus dem Werksteam zurück zu Go Eleven transferiert wird, für die er bereits 2020 fuhr und drei Podestplätze eroberte, darunter sein erster Sieg in Aragon.

Denn es ist gut möglich, dass Ducati Supersport-WM-Leader Nicolo Bulega, der in 13 Rennen acht Siege und elf Podestplätze erobert hat, ins Superbike-Werksteam befördert.

Gleichzeitig wird der WM-Sechste Rinaldi, der dieses Jahr Fehler machte, aber auch einiges Pech hatte, von Aruba-Teameigentümer Stefano Cecconi bereits seit 2016 unterstützt.

Es scheint deutlich wahrscheinlicher, dass Aruba Rinaldi auch zukünftig hilft und ihn bei Go Eleven unterbringt, als dass sich eine Firma findet, die für Iannone einen hohen sechsstelligen Euro-Betrag auf den Tisch legt.


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