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Sieger van der Mark: «Toprak brachte Feuer ins Team»

Von Ivo Schützbach
Toprak Razgatlioglu (re.) war einer der ersten Gratulanten bei Michael van der Mark

Toprak Razgatlioglu (re.) war einer der ersten Gratulanten bei Michael van der Mark

Nach über fünf Jahren hat Michael van der Mark in Frankreich wieder ein Hauptrennen in der Superbike-WM gewonnen. Der BMW-Werksfahrer hat einen gewaltigen Leidensweg hinter sich.

Am 3. Oktober 2021 gewann Michael van der Mark letztmals ein Rennen, damals im Sprint im Regen in Portimao. Im Jahr davor gewann er am 20. September den Sprint in Barcelona. In einem Hauptrennen stand der Niederländer letztmals am 9. Juni 2019 in Jerez oben auf dem Podest, damals mit einer Yamaha.

Seit 2021 fährt der 31-Jährige für das BMW-Werksteam, im März 2022 begann seine unvergleichliche Pechsträhne. Wenige Tage vor den ersten Testfahrten erlitt er beim Training mit dem Mountainbike einen verschobenen Bruch des rechten Schien- und Wadenbeins. In Estoril am 20. Mai folgte der nächste Rückschlag: Nach einem Highsider im FP1 brach er sich am rechten Bein den Oberschenkelhals.

Zwei weitere Highsider beeinflussten die Saison 2023: In Mandalika brach er sich die mittlere Phalanx am Ring- und kleinen Finger der linken Hand, in Assen erlitt der BMW-Pilot im April einen Oberschenkelbruch links. Erst in Most kehrte der Pechvogel Ende Juli zurück auf seine M1000RR.

2024 wurde van der Mark Schritt für Schritt besser, vor seinem Sieg im Regenrennen am Samstag in Frankreich fuhr er bereits achtmal in die Top-7.

Michael eroberte seinen 41. Podestplatz in der Superbike-WM, seinen sechsten Sieg. 2018 war er auf Yamaha WM-Dritter, 2014 mit Honda Supersport-Champion.

In Magny-Cours zeigte van der Mark auf nasser Strecke eine grandiose Leistung. Lediglich Alex Lowes fuhr auf dem gleichen Level, stürzte aber einmal und musste bei seiner anschließenden Aufholjagd aufgeben, weil sich die Verkleidung seiner Kawasaki gelöst hatte.

«Als es zu regnen begann, hatten wir mit den Slick-Reifen null Grip», erzählte van der Mark in kleiner Medienrunde. «Ich blieb eine Runde zu lang draußen, bis ich auf Regenreifen wechselte. Ich kam vor Alex auf die Strecke und wir hatten einen schönen Kampf. Ich hatte meine Pace, ohne wie verrückt pushen zu müssen. Alex überholte mich und ich versuchte an ihm dranzubleiben. Er machte viel Druck und stürzte dann unglücklicherweise. In so einem Rennen musst du die richtige Balance zwischen Geschwindigkeit und nicht zu viel riskieren finden.»

«Es fühlt sich sehr seltsam an», meinte der Niederländer zu seinem größten sportlichen Erfolg seit über fünf Jahren. «Ich wollte dieses Wochenende um Podestplätze kämpfen, am Freitag hatte ich eine starke Pace. Aber zu gewinnen ist unglaublich. Auch wenn die Bedingungen schrecklich waren, musst du erst mal gewinnen. Das fühlt sich unwirklich an. Schade war, dass ich nicht zusammen mit Toprak auf dem Podium stehen konnte, aber das ist ein weiterer Sieg für das Team.»

Razgatlioglu hat die 13 Rennen vor Magny-Cours gewonnen, nach seinem fürchterlichen Sturz am Freitag erhielt er für das restliche Wochenende Startverbot. Van der Mark sorgte für den 14. BMW-Triumph in Folge!

«Die vergangenen zwei Jahre waren mit zwei großen Verletzungen sehr hart», hielt der sechsfache Laufsieger fest. «Ich bin in dieser Zeit nicht viel gefahren und bei dem heutigen Level in der Superbike-WM ist es schwierig, zurückzukommen. Es war auch schwierig für mich, den Glauben zu bewahren. Aber glücklicherweise erzielten wir Fortschritte, vor allem zu Beginn dieses Jahres. Das ist einer der Gründe, weshalb BMW meinen Vertrag erneuert hat, was mir wiederum viel Vertrauen gab. So konnte ich ruhig bleiben und meine Leistung Stück für Stück aufbauen. Alles zusammengenommen zeigt, dass man etwas erreichen kann, wenn man nicht aufgibt. Die Leute sehen mich nur an der Rennstrecke, es war nicht einfach, so lange zuhause zu sitzen. Und das gleich mehrfach. Meiner Freundin gebührt ein großer Anteil. Sie hat sich nie beschwert und mich immer motiviert. Sie tat immer alles für mich und ließ nie ein böses Wort fallen oder sagte mir, dass ich aufhören soll – nichts! Ohne sie und meinen Sohn hätte ich vielleicht aufgehört.»

«Toprak hat dieses Jahr viel Feuer ins Team gebracht», meinte der Magny-Cours-Sieger abschließend. «Es war schön, ihn nach diesem massiven Crash dabei zu haben, er hatte sehr viel Glück. Wir arbeiten viel zusammen und ich sagte ihm vor dem Rennen, dass es mein Ziel ist, seinen Rivalen so viele Punkte wie möglich zu stehlen. Er meinte später, dass ich diesen Sieg verdiene. Ich entgegnete, dass wenn schon seine Serie endete, dann hole halt ich einen weiteren Sieg für BMW.»

Weil der WM-Zweite Nicolo Bulega stürzte, hat Razgatlioglu trotz seiner Nichtteilnahme weiterhin 92 Punkte Vorsprung. Van der Mark verbesserte sich mit seinen 25 Punkten auf den siebten Gesamtrang.

Ergebnis Superbike-WM Magny-Cours, Rennen 1:
Pos Fahrer Motorrad Diff
1. Michael vd Mark (NL) BMW
2. Alvaro Bautista (E) Ducati + 8,288 sec
3. Danilo Petrucci (I) Ducati + 24,285
4. Scott Redding (GB) BMW + 34,037
5. Andrea Iannone (I) Ducati + 42,108
6. Iker Lecuona (E) Honda + 50,799
7. Xavi Vierge (E) Honda + 52,361
8. Andrea Locatelli (I) Yamaha + 52,369
9. Michael Rinaldi (I) Ducati + > 1 min
10. Alessandro Delbianco (I) Yamaha + > 1 min
11. Axel Bassani (I) Kawasaki + > 1 min
12. Garrett Gerloff (USA) BMW + > 1 min
- Sam Lowes (GB) Ducati
- Remy Gardner (AUS) Yamaha
- Alex Lowes (GB) Kawasaki
- Bradley Ray (GB) Yamaha
- Tarran Mackenzie (GB) Honda
- Philipp Öttl (D) Yamaha
- Tito Rabat (E) Kawasaki
- Ivo Lopes (P) Honda
- Nicolò Bulega (I) Ducati
- Jonathan Rea (GB) Yamaha
Superbike-WM 2024: Stand nach 22 von 36 Rennen
Pos Fahrer Motorrad Punkte
1. Toprak Razgatlioglu (TR) BMW 365
2. Nicolò Bulega (I) Ducati 273
3. Alvaro Bautista (E) Ducati 243
4. Alex Lowes (GB) Kawasaki 213
5. Andrea Locatelli (I) Yamaha 163
6. Danilo Petrucci (I) Ducati 163
7. Michael vd Mark (NL) BMW 146
8. Andrea Iannone (I) Ducati 140
9. Remy Gardner (AUS) Yamaha 122
10. Jonathan Rea (GB) Yamaha 86
11. Dominique Aegerter (CH) Yamaha 79
12. Garrett Gerloff (USA) BMW 75
13. Axel Bassani (I) Kawasaki 64
14. Scott Redding (GB) BMW 61
15. Xavi Vierge (E) Honda 55
16. Iker Lecuona (E) Honda 47
17. Michael Rinaldi (I) Ducati 45
18. Sam Lowes (GB) Ducati 40
19. Nicholas Spinelli (I) Ducati 25
20. Tito Rabat (E) Kawasaki 8
21. Tarran Mackenzie (GB) Honda 7
22. Alessandro Delbianco (I) Yamaha 6
23. Philipp Öttl (D) Yamaha 5
24. Michele Pirro (I) Ducati 3
25. Bradley Ray (GB) Yamaha 3

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