Anthony West (43): «Ich wurde einfach nur fett»
Anthony West
Die härteste Zeit seines Lebens liegt hinter Anthony West. Im September 2018 wurde der Australier vom Motorrad-Weltverband wegen eines Doping-Vergehens gesperrt. In seiner Probe wurde eine Substanz aus der Kategorie der S6-Stimulanzien gefunden. In diese Gruppe fallen zum Beispiel Amphetamine, Ephedrin, Kokain oder Methylphenidat.
West führte die FIM an der Nase herum und wich in Serien aus, die nicht von der FIM kontrolliert werden – insbesondere die brasilianische Superbike-Serie –, aber der verlängerte Arm der obersten Behörde erreichte ihn auch dort. «Das hat Spaß gemacht. Ich holte einige Podestplätze und sie haben dort hübsche Frauen», sagte West augenzwinkernd im Vieraugengespräch mit SPEEDWEEK.com.
Ohne Lizenz kaltgestellt vertrieb sich West die Zeit mit anderen Dingen. Während der Coronapandemie fuhr er mit Trucks quer durch Australien. «Ich wurde während dieser Zeit einfach nur fett», grinste West. «Aber es war eine gute Erfahrung, ein regelmäßiges Einkommen zu haben. Vorher hörte ich Versprechen, dass ich bezahlt werde, am Ende waren die Verträge aber oft nichts wert. Zu dieser Zeit wusste ich dagegen ganz genau, wie viel Geld ich in ein paar Tagen auf dem Konto haben würde – das war ein gutes Gefühl.»
West weiter: «Ein Jahr habe ich das gemacht, auch weil ich die Schnauze voll von der Motorradszene hatte. Ich wollte nichts mehr damit zu tun haben. Ich lernte mein Land kennen, es war ein leichter Job und ich wurde bezahlt. Das war gut. Wenn man aber sein ganzes Leben Rennsport betrieben hat, wird so ein Job schnell langweilig. So war es bei mir, es schlug mir aufs Gemüt. Am Ende wurde ich rückfällig, ich konnte einfach nicht ohne.»
Seine öffentliche Entschuldigung bei der FIM für seine Unterstellungen und Entgleisungen waren die Voraussetzung dafür, dass West seine Lizenz im März 2021 zurückerhielt. Seitdem bestreitet der Haudegen die australische Superbike-Serie, ARRC und sporadisch die Endurance-WM.