Drohung von Toprak: Jetzt liefert er die Erklärung

Toprak Razgatlioglu hält seine Meinung nicht zurück
Auf Phillip Island waren die Kräfteverhältnisse eindeutig: Ducati-Werksfahrer und Vizeweltmeister Nicolo Bulega gewann alle drei Rennen in überragender Manier, im Gesamtstand liegen nach dem Saisonstart fünf Piloten auf einer Panigale V4R in Front – und sechs in den Top-7.
BMW-Star Toprak Razgatlioglu wurde im ersten Hauptrennen am Samstag Zweiter, kassierte am Sonntag aber zwei Nuller: Auf einen groben Fahrfehler im Sprint folgte ein Ausfall (Elektronik) im zweiten langen Rennen. Das führt dazu, dass der Türke vor dem Europa-Auftakt in Portugal an diesem Wochenende mit 20 Punkten lediglich WM-Achter ist.
Razgatlioglu war nach Australien so verärgert, dass er das Gespräch mit den Medien verweigerte. Promoter Dorna zerrte ihn vor die Kamera, dort ließ er einiges vom Stapel: «Dieses Jahr fahren alle Ducati vorne, das ist nicht normal. Ich hoffe, dass es nicht so weitergeht, denn so genießt es keiner.»
Und drohte: «Wenn es in der Superbike-WM in Zukunft so weitergeht, dann glaube ich nicht, dass ich noch hier fahren werde.»
Jeder weiß: Der Phillip Island Grand Prix Circuit ist aufgrund der Streckencharakteristik, dem aggressiven Asphalt und der sich schnell verändernden Bedingungen sehr speziell und liefert keine allgemeingültigen Resultate. Experten gehen davon aus, dass sich uns auf den europäischen Rennstrecken ein anderes Bild präsentieren und Razgatlioglu deutlich stärker sein wird.
Fest steht aber auch: Während BMW durch das Verbot des Super-Concession-Chassis’ eingebremst wurde, konnte Ducati durch höhere Drehzahl zulegen. Davon abgesehen hat der Hersteller aus Bologna hervorragende Teams und Fahrer, in Summe wird Ducati dieses Jahr stärker als in den vergangenen Jahren sein.
Razgatlioglu erklärte in Portimao in kleiner Journalistenrunde, weshalb er die Superbike-WM als «Ducati-Cup» bezeichnet hat und selten aufgebracht war. «Vor zwei oder drei Jahren waren lediglich zwei Ducati an der Spitze, nicht alle», schilderte der 57-fache Laufsieger. «Mir geht es nicht nur um mich, ich spreche auch für Yamaha und Honda. Ich fuhr vier Jahre für Yamaha, ich weiß, wie schwierig es für sie ist, gegen Ducati zu kämpfen. Alle versuchen eine gute Balance zu schaffen, aber die jetzige Balance ist das nicht. Ich habe mein letztjähriges Chassis nicht mehr. Kein Problem – ich arbeite weiter und gebe jedes Rennwochenende mein Bestes. Aber Ducati hat jetzt kein Drehzahllimit mehr – ich verstehe nicht warum. Sie waren schon letztes Jahr auf der Geraden sehr schnell. Ducati hatte immer das beste Bike, jeder weiß das. In der MotoGP ist es gleich. Uns nahm man das Chassis weg, weil wir Weltmeister wurden, okay. Aber warum hat Ducati keine Drehzahlbegrenzung mehr? Deswegen bin ich verärgert, das ist keine gute Balance. Ich werde manchmal schnell sein und kann mit Ducati kämpfen, aber was ist mit den anderen Marken?»
Hintergrund der Abschaffung des Drehzahllimits ist, dass Promoter Dorna und der Weltverband FIM seit diesem Jahr die Möglichkeit haben, die Leistungsfähigkeit der Motorräder über die maximal erlaubte Kraftstoffdurchflussmenge zu balancieren. Zum Saisonstart hatten alle Hersteller den gleichen Wert von 47 kg/h zur Verfügung; für den dritten Event in Assen könnte sich das ändern, sollten die Offiziellen zu dem Entschluss gelangen, dass die Ducati zu schnell sind.