Toprak in der MotoGP: Sensation auf der Zielgeraden?

Toprak Razgatlioglu will 2026 MotoGP fahren
«Toprak will in die MotoGP wechseln, das ist klar», erzählte dessen Manager Kenan Sofuoglu beim Treffen mit SPEEDWEEK.com und dem italienischen Kollegen von GPone in Assen. «Er hat Möglichkeiten, die vergangenen Wochen habe ich zusammen mit Toprak überlegt, wie wir den Wechsel perfekt machen können. Es gibt eine Lösung, ich kann aber noch nichts verraten. Wenn sich alles gut entwickelt, haben wir bis in ein paar Wochen das Projekt zusammen, das ich aufbauen will.»
Weil Sofuoglu in der Vergangenheit betonte, für Toprak käme in der MotoGP nur ein Werksteam in Frage, war für 2026 bislang nur Honda eine Möglichkeit, denn dort endet der Vertrag von Luca Marini nach dieser Saison. Sämtliche anderen Werksfahrer sind bis Ende 2026 gebunden.
Nach dem Titelgewinn von Jorge Martin 2024 im langjährigen Ducati-Kundenteam Pramac Racing hat auch bei Sofuoglu ein Umdenken stattgefunden. «Durch Ducati hat sich alles verändert, sie haben gezeigt, dass man auch mit einem Bike in einem Privatteam gewinnen kann», hielt der fünffache Supersport-Champion fest. «Yamaha hat heute zwei Teams, Pramac ist wie ein Werksteam. In der Vergangenheit war es unmöglich, aber heute können die Fahrer von Pramac die Piloten aus dem Werksteam schlagen. Deshalb stellt das für mich beim Wechsel in die MotoGP kein Hindernis mehr dar. Wenn eine Marke beweisen kann, dass das so ist, dann würden wir auch in das zweite Team gehen, solange Toprak einen direkten Vertrag mit dem Werk hat. Ich möchte, dass das Werk hinter uns steht. Wenn er einen Werksvertrag und ein Werksbike bekommt, und nur die Farben anders sind, dann ist das für mich kein Problem. Manchmal können auch die privaten Sponsoren einen Unterschied ausmachen. Wir haben zum Beispiel Red Bull, das Yamaha-Werksteam wäre ein Problem für uns, weil sie einen anderen Partner haben. Das andere Team wäre möglich für uns.»
Für aufmerksame Beobachter ist klar: Razgatlioglus zwei Möglichkeiten in der MotoGP 2026 sind das Honda-Werksteam (statt Marini) und das Yamaha-Satelliten-Team Pramac, wo er Jack Miller ersetzen könnte, dessen Vertrag nach dieser Saison endet.
«Ich hatte am Freitag in Assen ein Treffen und wir haben über unsere Ideen gesprochen», verriet Sofuoglu. «Sie scheinen sehr interessiert zu sein, haben aber auch eigene Ideen. In ein paar Wochen wissen wir, wo wir stehen. Wir haben aber auch eine Zusammenarbeit mit BMW und sie haben größtes Interesse, Toprak in der Firma zu halten. Wir sind glücklich mit BMW, natürlich ist das eine Option für uns. Topraks Traum ist aber, in die MotoGP zu gehen. Er wünscht sich diese Herausforderung, deshalb ist sie interessanter für ihn. Als ich Toprak meine Idee präsentierte, liebte er sie. Er sagte mir, wenn ich ihm das bieten kann, dann wäre er sehr aufgeregt, das zu tun. Wenn die Firma unseren Vorschlag akzeptiert, dann schauen wir uns nichts anderes mehr an.»
2021 wurde Razgatlioglu mit Yamaha zum ersten Mal Weltmeister und holte den Superbike-Titel nach 2009 (Ben Spies) wieder zu den Blauen. In den beiden folgenden Jahren kämpfte das türkische Supertalent mit stumpfen Waffen und ging nach der Saison 2023 frustriert zu BMW, weil Yamaha ihm kein erfolgversprechendes Motorrad garantieren konnte. Der MotoGP-Test im Frühjahr 2023 lief auch nicht wie erhofft.
Kenan pflegt aber weiterhin beste Beziehungen zu Yamaha und brachte für diese Saison seinen Verwandten Bahattin Sofuoglu im Superbike-Privatteam Motoxracing unter, außerdem transferierte er Can Öncü, den jüngsten Moto3-GP-Sieger der Geschichte, in der Supersport-WM von Kawasaki zu Yamaha. Dass Paolo Pavesio bei Yamaha als Nachfolger von Lin Jarvis neuer MotoGP-Chef wurde, spielt in die Karten des Managers: Die beiden haben im SBK-Paddock gemeinsam viele Erfolge mit Toprak gefeiert.
«Yamaha hat Interesse an Toprak», betonte Sofuoglu. «Jeder weiß aber auch, dass Honda großes Interesse an ihm hat. Es wird zwischen Yamaha und Honda ausgehen, Toprak hat diese zwei Möglichkeiten. Ich glaube sehr an unser Projekt – ebenso, wie ich damals an unser Projekt mit BMW gelglaubt habe. In den nächsten zwei bis vier Wochen werden wir alles wissen.»