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MotoGP: Null Interesse an Superbike-Champ Tom Sykes

Von Ivo Schützbach
Im Wahn einen neuen Marc Márquez zu finden, schauen sich MotoGP-Teams sogar in der Moto3-Weltmeisterschaft um. Superbike-Weltmeister Tom Sykes bekommt dagegen keine Angebote.

In der heißen Transferphase unterhält sich jedes MotoGP-Team mit einem halben Dutzend Piloten oder mehr, um den richtigen Fahrer für 2015 zu finden. Honda geht soweit, dass sie den 19-jährigen Moto3-WM-Leader Jack Miller eine Klasse überspringen lassen wollen, um ihn direkt auf ein MotoGP-Bike zu setzen. Allen geht es darum, den nächsten Marc Márquez zu entdecken.

Ist dieser Jugendwahn sinnvoll? Oder wäre es nicht gescheiter, einen exzellent ausgebildeten Rennfahrer wie Superbike-Weltmeister Tom Sykes (28) auf ein MotoGP-Bike zu setzen?

SPEEDWEEK.com sprach mit SykesCrew-Chief Marcel Duinker.

Marcel, du kennst das MotoGP-Fahrerlager gut: Für welche Teams hast du gearbeitet?

Seit 2005 für das Kawasaki-Werksteam, das 2009 zu Hayate wurde. Ich habe für Nakano, Hopkins, West und Melandri gearbeitet, war insgesamt fünf Jahre in MotoGP.

Wundert es dich, wenn ein Fahrer wie Stefan Bradl die Unterstützung von Honda verliert, weil diese hinter einem jungen Fahrer wie Jack Miller her sind?

Honda muss sehr genau informiert sein, wahrscheinlich wissen sie was sie tun. Sie werden ihre Gründe haben. Ich bin im Superbike-Paddock und im Moment zu weit von MotoGP entfernt, um das richtig beurteilen zu können. Der Schritt von Moto3 direkt in MotoGP, in diesem Alter, ist ein sehr großer Schritt.

Jeder sucht den neuen Marc Márquez. Honda braucht in absehbarer Zeit Ersatz für Dani Pedrosa.

Wie alt ist Márquez? 23? Mit seinem Talent kann er noch zehn Jahre vorne fahren.

Honda möchte zwei Fahrer auf seinem Level.

Für mich ist es sehr schwer zu beurteilen, wie gut die Moto3-Piloten fahrerisch sind. Ich weiß nicht, wie sie sich auf einem MotoGP-Bike schlagen.

Kannst du dir vorstellen, dass der Moto3-Weltmeister ein besserer Fahrer ist als der Superbike-Weltmeister?

Das ist ein schwieriger Vergleich. Ich kann nur sagen, dass ich vom Level meines Fahrers sehr überzeugt bin. Tom Sykes überflügelt die anderen Piloten. Letztes Jahr war er Weltmeister, für dieses Jahr haben wir dasselbe Ziel. Ich bin mir sicher, dass Tom besser ist als einige Fahrer, die den Schritt aus der Superbike- in die MotoGP-WM gewagt haben.

Wird Sykes unterschätzt?

Ich glaube nicht, dass jemand unterschätzt wird, wenn er Weltmeister ist. Er verlor den Titel 2012 um einen halben Punkt an Max Biaggi, letztes Jahr gewann er ihn, dieses Jahr hat er gute Chancen. Da wird man nicht unterschätzt. Aber es überrascht mich, dass es in MotoGP so gut wie kein Interesse an Sykes gibt. Jeder kann sehen, dass ihm das Geschenk in die Wiege gelegt wurde, dass er gegenüber anderen in einer schnellen Runde noch etwas drauflegen kann. Ich bin mir sicher, er könnte auf einem MotoGP-Bike dasselbe leisten. Er gehört zu den Fahrern, die aus einem Motorrad die letzten Prozent herausquetschen. Er ist in der Lage, 100 Prozent eines Bikes zu nützen – von der ersten Runde an. Darin ist Tom besser als alle anderen im Superbike-Fahrerlager.

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