Selbstzweifel bei Max Biaggi: Noch schnell genug?
Max Biaggi träumt von Podestplätzen
Letzten Januar erzählte Aprilia-Rennchef Romano Albesiano von seinen Plänen, Max Biaggi bei einem oder zwei Superbike-WM-Events in diesem Jahr mit Wildcard starten zu lassen. Ins Auge gefasst haben er und der sechsfache Weltmeister die Rennen in Misano und Sepang/Malaysia.
Für Misano hat Aprilia bereits bei WM-Vermarkter Dorna um eine Wildcard angefragt. Teammanager Dario Raimondi erklärte während des Imola-Wochenendes vor knapp zwei Wochen: «Wir wollen ein drittes Werksmotorrad mit Max einsetzen, mit anderen Sponsoren und in anderem Design. Wir halten das für eine gute Möglichkeit, um die Meisterschaft zu promoten und den Fans in Misano zusätzlich etwas zu bieten.»
«Fix ist das noch nicht, aber es schaut gut aus», verriet Biaggi SPEEDWEEK.com. «Wenn die Voraussetzungen stimmen, werde ich fahren. Bis 1. Juni muss alles stehen.»
Aprilia könnte ihm sogar noch eine Woche länger Bedenkzeit geben. Raimondi: «Zwei Wochen vor dem Rennen müssen wir entscheiden, sonst geht uns die Zeit aus.»
Während sich Aprilia vom Biaggi-Start in erster Linie Werbung für die Marke und eine gute Show erwartet, hat der Superbike-Weltmeister von 2010 und 2012 andere Ansprüche. «Max will aufs Podest fahren», so ein Aprilia-Sprecher. «Er hat die letzten Monate sechsmal getestet, in Mugello, Misano und Vallelunga. Die Misano-Zeiten sind wegen des neuen Asphalts wenig aussagekräftig, auf den anderen Strecken war er gut dabei. Sein Rückstand ist unter einer Sekunde pro Runde.»
Biaggi fährt beinahe täglich in Latina Supermoto, körperlich ist er fit wie in seinen besten Tagen.
Max Biaggi langweilt sich
Weshalb will er nach seinem Rücktritt Ende 2012 überhaupt wieder Rennen fahren? «Max hat ein angenehmes Leben, ihm ist aber langweilig», ist bei Aprilia zu hören. «Sein Leben ist im Paddock. Wenn er für Mediaset die Rennen kommentiert, ist er dauernd in der Aprilia-Box und schaut sich ganz genau an, was an den Motorrädern gemacht wird. Max ist als Testfahrer weiterhin voll im Geschäft.»
Kopfzerbrechen macht dem 43-Jährigen nur eines: Ist er über die Renndistanz noch schnell genug? Seine Testzeiten lassen nicht vermuten, dass er als Sieger in die Superbike-WM zurückkehren würde. Der Anspruch des 21-fachen Superbike-WM-Laufsiegers ist aber mindestens das Podest. Er will kein Comeback wie Troy Bayliss wagen und um neunte Plätze kämpfen.
«Leicht wird es auf Toplevel nicht», ist sich Teammanager Raimondi bewusst. «Aber Max denkt ständig über den Rennsport nach. Wir haben beim Comeback von Giugliano gesehen, dass ein Fahrer sogar nach einer schweren Verletzung und drei Monaten Pause zurückkommen und konkurrenzfähig sein kann. Warum sollte das Max in Misano nicht gelingen? Auf einem guten Motorrad und auf einer Strecke, die er mag. Als er zum letzten Mal dort fuhr, hat er beide Rennen gewonnen.»
Aprilia hat alles vorbereitet, um seinem Star das bestmögliche Paket zu bieten. Selbst die Crew soll nach Biaggis Wünschen zusammengestellt werden.
Jetzt muss er nur noch seine Selbstzweifel begraben. Und vergessen, dass bei einem Start in Misano ganz Italien Großtaten von ihm erwartet.