Stefan Bradl in SBK: Bei Honda nicht die erste Wahl
Stefan Bradl: 2017 in der Superbike-WM?
Nicky Hayden besitzt mit Honda bis Ende 2017 einen Vertrag für die Superbike-WM.
Honda würde auch gerne mit Michael van der Mark weitermachen, der 23-Jährige wurde aus der Superstock-600-EM über die Supersport-WM bis zu den Superbikes gebracht. Aber den Youngster zieht es in die Königsklasse MotoGP.
Vorstellbar, dass Tito Rabat seinen MotoGP-Platz bei Marc VDS Honda für 2017 verliert. Der Moto2-Weltmeister von 2014 hat dieses Jahr in sieben Rennen lediglich 13 Punkte eingefahren und ist nur WM-19. Der Spanier hat zwar fünf Punkte mehr erobert als sein Teamkollege Jack Miller, doch der Australier besitzt einen Drei-Jahres-Vertrag mit HRC, der 2017 mit einschließt.
Fliegt Rabat, könnte van der Mark zum Zug kommen.
Dann braucht Honda in der Superbike-WM einen zweiten schnellen Mann neben Hayden.
Seit einer Woche bekundet Stefan Bradl öffentlich, dass für ihn zukünftig auch ein Start in der Moto2- oder Superbike-Weltmeisterschaft in Frage kommt, wenn er keinen MotoGP-Platz findet.
In Aprilias MotoGP-Werksteam ist Sam Lowes für 2017 gesetzt. Um den zweiten Platz kämpfen Bradl, Alvaró Bautista und Aleix Espargaró.
Aprilia denkt darüber nach, im Aspar-Team von Jorge Martinez zwei Satelliten-Bikes einzusetzen, doch für den Spanier wäre der Wechsel von Ducati zu Aprilia ein Rückschritt; die RS-GP ist unter regulären Verhältnissen kaum für die Top-10 gut.
Fällt Bradl bei Aprilia durch den Rost, ist der Wechsel in die Superbike-WM vorgezeichnet. Dort gibt es aber nur wenige erstrebenswerte Plätze.
Einer wäre bei Honda, falls van der Mark MotoGP fährt. 2017 kommt die neue CBR1000RR Fireblade, das aktuelle Motorrad ist das älteste in der Startaufstellung.
Ducati will mit Chaz Davies verlängern und sucht einen zweiten siegfähigen Fahrer – Davide Giugliano blieb diesen Beweis bislang schuldig. In Borgo Panigale steht Bradl aber nicht oben auf der Wunschliste.
Das Yamaha-Werksteam hat mit Sylvain Guintoli und Alex Lowes lediglich Optionen für 2017. Theoretisch könnten beide Fahrer ausgewechselt werden, Guintoli wird voraussichtlich bleiben.
Wie es mit dem Ein-Mann-Werksteam von MV Agusta weitergeht, ist unklar. Der Hersteller aus Varese steckt finanziell in der Krise.
BMW leistet sich lediglich Kundenteams, so kann man keine Weltmeisterschaft gewinnen.
Und bei Kawasaki ist Weltmeister Jonathan Rea bis Ende 2018 gesetzt, die Vertragsverlängerung von Tom Sykes wird täglich erwartet.
Aprilia ist bei den Superbikes mit dem Kundenteam IodaRacing vertreten, der Werkssupport ist aber überschaubar. Die zwei letzten Rennen 2015 gewann der Hersteller aus Noale mit der RSV4, 2016 wurde von Lorenzo Savadori und Alex De Angelis noch kein Podestplatz eingefahren.
Beste Chancen bei Honda?
«Mit Michael van der Mark weiterzumachen, ist unsere erste Wahl», unterstrich Hondas Racing-Manager Marco Chini gegenüber SPEEDWEEK.com. «Wir haben viel Energie und Geld in ihn investiert. Für Honda ist es wichtig, dass der Fahrer 100-prozentig motiviert ist. Mit Michael würden wir gerne Weltmeister werden, deshalb haben wir noch nicht mit vielen anderen Fahrern gesprochen.»
«Einige Fahrer in MotoGP schauen sich nach einem Superbike-Platz um, viele Superbike-Fahrer hätten gerne einen besseren Platz», weiß der Italiener. «Sykes, Giugliano, Lowes, sie haben alle noch nicht unterschrieben, viele schnelle Fahrer. Falls wir statt Michael einen anderen Fahrer wählen müssen, ist für mich nicht wichtig aus welcher Serie dieser kommt. Er muss schnell sein und ein ordentliches Benehmen haben – und jung sein. Wir wollen keinen Ärger im Team. Wir haben auch ein festgeschriebenes Budget und können es uns nicht leisten, einen sehr teuren Fahrer zu verpflichten.»
Chini weiter: «Vor der Sommerpause sollten wir wissen, wie es mit Michael weitergeht. Dann reden wir mit anderen Fahrern. Aleix Espargaró und Stefan Bradl haben Interesse bekundet, beide sind schnell. Jeder im Superbike-Paddock wäre glücklich, wenn er sie unter Vertrag hätte. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass es in MotoGP große Einkommensunterschiede zwischen den Topfahrern und den Satellitenpiloten gibt. Für diese Piloten macht es Sinn, Superbike-WM zu fahren, das ist eine gute Meisterschaft. Wenn du in MotoGP nie die Chance hast aufs Podium zu fahren, dann ist Superbike interessant.»
«Ich halte Stefan Bradl nach wie vor für sehr schnell», hielt der Honda-Manager fest. «Wenn er richtig motiviert ist – das macht viel aus. Ich halte sehr viel von ihm, auf Honda fuhr er in MotoGP sehr gut. Er ist immer noch relativ jung und sehr stark. Er würde gut in unser Team passen. Das Team kommt aus den Niederlanden, er ist Deutscher, Stefan kennt die Honda-Philosophie sehr gut.»