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Derek Bell: Blick auf Triumphe und verlorene Freunde

Von Gerhard Kuntschik
Bild aus 1982: Manfred Winkelhock (re.) mit Marc Surer

Bild aus 1982: Manfred Winkelhock (re.) mit Marc Surer

Vor 40 Jahren gab es das Debüt der Gruppe C. Porsche organisierte dazu ein Event in Leipzig, bei dem auch an verunglückte Rennfahrer gedacht wurde, wie beispielsweise an Manfred Winkelhock, am 11. August 1985 starb.

40 Jahre Gruppe C: Aus diesem Anlass holte Porsche legendäre Werksautos vom Typ 956/962 aus dem Museum in Stuttgart und ließ sie auf der werkseigenen Strecke in Leipzig wieder loslegen – in den Händen von Legenden: Hans Stuck (71), Jochen Mass (75), Derek Bell (81), Bernd Schneider (58/ja, auch er fuhr zwei Jahre Porsche) und Timo Bernhard (41). Man konnte den «Oldboys» deutlich ansehen, wie viel Spaß sie bei ihren Runden hatten, ohne natürlich Limits zu suchen.

Beeindruckend ist vor allem die geistige und körperliche Frische von Derek Bell, des fünffachen Le-Mans-Gewinners (1975, 1981, 1982 im ersten Anlauf mit dem 956, 1986 und 1987). Dazu siegte er drei Mal in Daytona und wurde zwei Mal Sportwagen-Weltmeister. Wenn der Brite auf seine zahlreichen Triumphe zurückblickt, kommt auch die Erinnerung an die fatalen zehn Monate zwischen August 1985 und Juni 1986 auf, in denen drei seiner Porsche-Kollegen tödlich verunglückten: Manfred Winkelhock, Stefan Bellof und Jo Gartner.

«Die Tragödie begann ja schon 1971, als Pedro Rodriguez und Jo Siffert zu Tode kamen», erinnert sich Bell. Fünf der acht Porsche-Siege in den 917 (in elf WM-Läufen) erzielte die Mannschaft von John Wyer damals. Bell: «Ich war die Nummer drei oder vier im Team, und im Herbst die Nummer eins. Ich hatte zwei der besten Teamkollegen verloren.»

Von 1980 bis 1991 fuhr Bell für Porsche auf der Langstrecke in der WM und der amerikanischen Meisterschaft (IMSA). 1983/84 siegte er in sieben WM-Läufen mit Deutschlands größter Hoffnung Stefan Bellof. Bell sagt heute über ihn: «Eines der größten Talente. Er war aber auch ein Freigeist, er kannte keine Limits oder wollte keine kennen. Vielleicht hätten wir ihn bei Porsche oder Ken Tyrrell in der Formel 1 manchmal zu etwas Zurückhaltung auffordern sollen. Der Unfall in Spa 1985 war sein Fehler und auch wieder nicht. Vielleicht wäre er nicht passiert, hätten wir ihn beeinflusst, nicht das volle Risiko zu nehmen.»

Als Manfred Winkelhock am 11. August 1985 in der Anfangsphase der 1000 km von Mosport (Kanada) im Kremer-Porsche tödlich verunglückte, «saß ich nicht am Steuer und bekam da anfangs nichts mit. Das Rennen wurde beendet, ich siegte mit Hans-Joachim Stuck. Wir fragten nicht nach, denn man hätte uns ohnedies nicht alles gesagt. Wir erfuhren am nächsten Tag, dass Manfred gestorben war. Er war stets freundlich, gut gelaunt und ein schneller Kollege.»

Wie bei Winkelhocks Unfall gewann Bell mit Stuck (und Al Holbert) auch die 24 Stunden von Le Mans 1986, in denen Jo Gartner am 1. Juni in den Nachtstunden verunfallte. Gartner war längst im Blickfeld des Werkteams, doch von einem Vorvertrag des Wieners mit der Porsche AG wusste Bell nichts: «Das teilte man uns nie mit, wenn Veränderungen im Busch waren.» Der Wiener hätte, wird vermutet, Bob Wollek oder Vern Schuppan ersetzen sollen, denn Stuck/Bell und Mass waren «gesetzt».
Mit denen Bell, längst als «Member of the British Empire» ausgezeichnet, in Leipzig auch wieder viele alte, erfreuliche Geschichten aufwärmen konnte.

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