Tief enttäuscht: Odendaal wechselt in Endurance-WM
Vizeweltmeister Steven Odendaal
Die Langstrecken-Weltmeisterschaft steht nicht so im medialen Fokus wie die MotoGP- oder SBK-Weltmeisterschaften. Doch sie hat eine treue und große Anhängerschaft, die Rennen gleichen einem Volksfest, mehrere Hersteller engagieren sich werksseitig und Suzuka zählt zu den wichtigsten Motorradsport-Events des Jahres. Und die Fahrer müssen im Gegensatz zu den meisten in der Supersport-WM und anderen Meisterschaften kein Geld mitbringen, sondern verdienen welches.
Kein Wunder, dass in den letzten Jahren immer mehr starke Piloten in die Endurance-WM abgewandert sind.
Supersport-Vizeweltmeister Steven Odendaal gab am vergangenen Freitag bekannt, dass er seine Zusammenarbeit mit dem Team Bardahl Evan Bros Yamaha entgegen bisheriger Annahmen nicht fortsetzen wird. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass der Südafrikaner ebenso wie Randy Krummenacher, der Weltmeister von 2019, in die Endurance-WM wechselt. Zu welchem Team, ist bislang nicht durchgesickert. Insider können sich vorstellen, dass er bei SRC Kawasaki andockt. Die Gesamtdritten dieses Jahres brauchen Ersatz für Jeremy Guarnoni, der zu Vizeweltmeister BMW ins Werksteam wechselt.
Odendaal wäre gerne weiterhin Supersport-WM gefahren. Doch obwohl er die Nummer 2 der Welt ist, dieses Jahr fünf Rennen gewann und in 23 Läufen elfmal auf dem Podium stand, hätte er bei sämtlichen Topteams wie Bardahl Evan Bros oder Ten Kate eine Mitgift in der Größenordnung von 300.000 Euro abliefern müssen. Dass er dazu angesichts seiner diesjährigen sportlichen Erfolge nicht bereit ist, ist verständlich.
Steven Odendaal konnte in der Moto2-WM in 54 Rennen zwischen 2011 und 2019 nur mickrige vier WM-Punkte sammeln. 2016 wurde der heute 28-Jährige Moto2-Europameister, im Jahr darauf Gesamtdritter. 2020 wechselte er in die Supersport-WM und wurde im Team EAB Ten Kate Yamaha ohne einen Podestplatz auf Anhieb Gesamtfünfter.
Dieses Jahr fuhr er für Bardahl Evan Bros Yamaha, der Weltmeistermannschaft von 2019 und 2020 mit Krummenacher und Locatelli. Mit drei Siegen startete Odendaal famos in die Saison, doch dann begann Domi Aegerter mit seinem Team Ten Kate Yamaha den Siegeszug. Obwohl der Schweizer wegen einer Terminüberschneidung mit MotoE auf die beiden Rennen in Barcelona verzichten musste, gewann er die Weltmeisterschaft mit 94 Punkten Vorsprung auf Odendaal. In den letzten fünf Events des Jahres in Barcelona, Jerez, Portimao, San Juan und Mandalika brachte der Afrikaner nur noch einen Podestplatz zustande, den Sieg im zweiten Portimao-Rennen. Das haben ihm viele Teamchefs als Schwäche ausgelegt.
Fahrer und Teams Supersport-WM 2022:
Kallio Yamaha: Patrick Hobelsberger (D), Vugrinec? Hendra Pratama?
Bardahl Evan Bros Yamaha: Peter Sebestyen (H), Baldassarri?
Ten Kate Yamaha: Dominique Aegerter (CH), Taccini? Hendra Pratama?
VFT Yamaha: Marcel Brenner (CH)
EAB Yamaha: Glenn van Straalen (NL)
GMT94 Yamaha: Jules Cluzel (F), Debise?
MS Yamaha: Unai Orradre (E), Daniel Valle (E)
MV Agusta Reparto Corse: Bahattin Sofuoglu (TR), Niki Tuuli (FIN), Baldassarri?
Aruba.it Ducati: Nicolò Bulega (I)
Barni Ducati: Oliver Bayliss (AUS)
CM Ducati: Maximilian Kofler (A), ?
AltoGo Ducati: Luca Ottaviani (I)
Althea Ducati: Caricasulo?
Dynavolt Triumph: Smith? Paasch? Manzi?
MTM Kawasaki: Adrian Huertas (E)
Puccetti Kawasaki: Can Öncü (TR), Yari Montella (I)
Motozoo Kawasaki: Jeffrey Buis (NL), Ben Currie (AUS)
Prodina Kawasaki: Tom Booth-Amos (GB)
Orelac Kawasaki: Raffaele De Rosa (I)
FETT = bestätigt