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MV Agusta: «Wir können das mit Daten beweisen»

Von Ivo Schützbach
Beinahe sechs Jahre musste MV Agusta seit Februar 2017 auf einen Sieg in der Supersport-WM warten, bis Niki Tuuli in Mandalika triumphierte. Eine lange Durststrecke – auch für Teameigentümer Andrea Quadranti.

Niki Tuulis Sieg in Indonesien beendete das lange Warten von MV Agusta: 69 Monate – beinahe sechs Jahre – waren vergangen, seit Roberto Rolfo beim Saisonstart 2017 auf Phillip Island gewann. Zugleich war es der erste Sieg mit der neuen F3 800 RR, bis Ende 2021 setzte MV Agusta die 675 ein.

Damit haben dieses Jahr Yamaha (21 Mal), Kawasaki (1), Triumph (1) und MV Agusta (1) gewonnen, ausgerechnet die vorab von vielen als bestes Motorrad bezeichnete Ducati ging leer aus, holte aber 17 Podestplätze.

Andrea Quadranti, Eigentümer des MV Agusta Teams, verzichtete auf die Reise nach Lombok, war aber eine Woche später beim Debüt seines nächstjährigen Aushängeschilds Marcel Schrötter in Australien dabei, wo sich SPEEDWEEK.com mit ihm traf.

«Rolfo war damals leider nicht mein Fahrer», schmunzelte der Tessiner, «mein Team holte den letzten Sieg in Magny-Cours 2016 mit Jules Cluzel. Wir mussten sehr lange warten und haben gelitten. Seither sind viele starke Fahrer in die Meisterschaft gekommen, letztlich hat sich unser Durchhaltevermögen ausbezahlt. Ich weiß aber auch, dass der Sieg in Indonesien speziell war, wegen der außergewöhnlichen Streckenbedingungen, ohne Grip und sehr schwierig zu fahren. Damit kam die MV Agusta ein bisschen besser zurecht. Es ist nicht so, dass wir auf einmal ein Siegmotorrad haben, leider sind wir noch nicht so weit. Vor Indonesien standen wir nie auf dem Podium, alle anderen schon. Meiner Meinung nach werden wir über die Drosselklappen noch zu sehr eingeschränkt.»

Seit diesem Jahr fahren in der mittleren Hubraumkategorie erstmals Vierzylinder-Maschinen mit 600 ccm gegen Dreizylinder mit bis zu 800 und Twins mit 955 ccm. Über die maximale Öffnung der Drosselklappen pro Gang und Drehzahl sorgt die Einheitselektronik dafür, dass die sehr verschiedenen Motorräder auf einem annähernd gleichen Level sind.

«Über 180 km/h machen die Drosselklappen bei uns zu, das ist oft dann der Fall, wenn meine Fahrer aus dem Windschatten ausscheren und überholen wollen», verdeutlichte Quadranti die Problematik der F3 800. «Wir können das mit Daten belegen und warten auf eine Entscheidung.»

Der Teamchef hatte sich bereits im September gegen die Weiterarbeit mit Tuuli entschieden und anschließend den Vertrag mit Schrötter eingefädelt. Hat Quadranti diese Entscheidung voreilig getroffen? Seit Portimao fährt der Finne wieder so, wie vor seinem Sturz in Estoril im Mai mit anschließender Zehenamputation.

«Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, für nächstes Jahr über zwei Fahrer nachzudenken, dann hätte ich es mir vielleicht noch einmal überlegt», meinte Quadranti zu Tuuli, der für 2023 ins Dynavolt-Triumph-Werksteam wechselt. «Aber Bahattin Sofuoglu hat einen Zwei-Jahres-Vertrag, es gab nur einen Platz. Ich habe zwei Jahre mit Niki gearbeitet und habe viel Druck vom Werk, um Resultate auf den Tisch zu bringen – leider sind die nicht gekommen. Das lag nicht nur an Niki. Wenn das Motorrad in der ersten Saisonhälfte so gewesen wäre wie zum Ende, dann wären wir wahrscheinlich schon vor Indonesien ein- oder zweimal auf dem Podium gestanden. Und ohne seinen Unfall und die Verletzung wäre er sieben Rennen mehr gefahren und in Most vielleicht besser gewesen. Das sind viele wäre, wäre, wäre. Aber so war es leider nicht, also musste ich nach zwei Jahren etwas ändern, etwas Neues versuchen.»


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