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Vertrag endet: Wie es mit MV Agusta weitergehen soll

Von Ivo Schützbach
Seit November 2015 kümmert sich Andrea Quadranti mit seinem Team um den Auftritt von MV Agusta im SBK-Fahrerlager. «Ich will nicht ewig mein eigenes Geld hineinstecken», sagt der Schweizer.

«Ich war immer schon im Motorsport», erzählte Andrea Quadranti, der im SBK-Paddock seit 2015 mit MV Agusta zusammenarbeitet. «1998 habe ich mit Autorennen angefangen. Ich habe als externer Berater für Ferrari gearbeitet, für einige GT-Teams. Ein GT-Team habe ich für einen Privatkunden von Ferrari geführt. 2015 war ich dann Teammanager, damals war MV Agusta noch ein hundertprozentiges Werksteam. Nach dieser Saison wollte MV wegen schlechter Zeiten mit dem Rennsport aufhören.»

Quadranti übernahm das Team daraufhin als Eigentümer. Das Team firmiert zwar unter dem Namen MV Agusta Reparto Corse und erweckt damit den Anschein eines Werksteams, doch in Wirklichkeit ist es das Privatteam des Tessiners. Nach dieser Saison endet der Vertrag mit der Nobelmarke aus Schiranna, einem Ortsteil von Varese.

«Natürlich macht es Sinn, wenn wir zusammen weitermachen», sagte Quadranti gegenüber SPEEDWEEK.com. «Wir haben uns aber noch nicht zusammengesetzt. Und ich kann nicht in den Kopf von anderen Leuten sehen. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie die Pläne aussehen. Ich hoffe, bis Anfang September alles klar zu haben. Sonst wird es zu spät, um die Verträge mit den Fahrern und Mitarbeitern zu machen.»

MV Agusta hat eine bewegte Geschichte, die regelmäßig von Misswirtschaft geprägt wurde. Ende Oktober 2014 musste sich MV Agusta in eine Kooperation mit Mercedes-AMG retten. Die Deutschen übernahmen 25 Prozent der Firmenanteile von der MV Agusta Motor S.p.A. Wenig später stand MV mit rund 70 Mio Euro in der Kreide, man hätte die restlichen 75 Prozent gern an Mercedes-AMG übertragen, wenn Mercedes damit die Schulden der Italiener getilgt hätte. Doch stattdessen beendete Mercedes-AMG die Partnerschaft.

Ende 2016 stieg die Investment-Firma Black Ocean als Partner bei MV Agusta Motor S.p.A. ein. Im selben Atemzug wurde MV-Agusta-CEO Castiglioni entmachtet und auf den Posten des Präsidenten weggelobt. Als MV-Geschäftsführer agiert seither Timur Sardarov, der von Black Ocean kommt.

Am 3. November 2022 wurde bekanntgegeben, dass die Pierer Mobility Group sich mit 25,1 Prozent an MV Agusta beteiligt. Dadurch könnte die KTM-Gruppe eines Tages auch Drei-und Vierzylinder-Motorräder in die Modellpalette aufnehmen, bisher beschränkt sich das Angebot auf Zweizylinder-Bikes.

Ob diese Änderungen Auswirkungen auf das Engagement von MV Agusta in der Supersport-WM haben, lässt sich nicht abschätzen.

«Ich möchte mich fühlen, wie ein werksunterstütztes Team, so wie es überall draufsteht», unterstrich Quadranti. «Ich mache das nicht, um Geld zu verdienen. Ich will aber auch kein Geld mehr verlieren, wie es bis jetzt immer gewesen ist. Ich komme aus Autorennserien, das ist eine andere Welt. Wenn dort ein Fahrer einen Crash hat, dann bezahlt er dafür. Wenn hier einer stürzt, dann hast du ein Problem. Und die ganzen Rennserien sind voll. In einer GT-Serie bekommst du keinen Platz, dort fahren dann lauter 40-, 50- oder 60-Jährige Millionäre, die dafür bezahlen. Dort geht es nicht ums Gewinnen, sondern ums Geschäft. Das ist eine ganz andere Philosophie. Was mich antreibt, ist, dass ich gewinnen will. Jedes Jahr sage ich, dass es nächstes Jahr gut möglich ist. Jedes Jahr ist das nächste Jahr und es kommt nie. Irgendwann bist du müde.»

In Barcelona gelang MV Agusta mit Bahattin Sofuoglu und Marcel Schrötter erstmals ein Doppelsieg in der Supersport-WM. «Das gab mir viel Motivation», so Quadranti. «Das war ein Wunder und erst das dritte Mal in 50 Jahren, dass MV Erster und Zweiter wurde. Aber jetzt sind vier Strecken hintereinander, die Marcel nicht kennt – Donington, Imola, Most und Magny-Cours. In Imola waren wir mit unserem Motorrad öfter auf dem Podium, Most war letztes Jahr auch nicht so schlecht für uns. In Magny-Cours haben wir mit Jules Cluzel auch schon gewonnen. Aber gegen Bulega und Manzi zu kämpfen, ist schwierig. Ich glaube nicht, dass wir in der Meisterschaft um den ersten und zweiten Platz kämpfen; für uns geht es darum, den dritten Platz zu behalten.»


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