MotoGP: Organisiertes Chaos in Austin

Neue KTM 990 RC R: «Sie muss auf die Rennstrecke»

Von Ivo Schützbach
Weil die Klasse Supersport 300 nach dieser Saison eingestampft wird, muss sich das Team Freudenberg neu orientieren. Welche Möglichkeiten in Frage kommen, erfuhr SPEEDWEEK.com exklusiv vom Teamchef.

Seit 2008 arbeitet das Team Freudenberg aus dem sächsischen Bischofswerda mit dem österreichischen Hersteller KTM zusammen. Wie es 2026 weitergeht, ist unklar. Denn in der Weltmeisterschaft wird Supersport 300 durch die neue Einstiegsklasse Sportbike ersetzt, für welche KTM kein Motorrad hat.

Deshalb hat sich Teamchef Carsten Freudenberg für die IDM, in welcher die neue Kategorie bereits in diesem Jahr dabei ist, mit Triumph geeinigt und verhandelt außerdem mit Aprilia über den Einsatz eines zweiten Motorrads.

Ob das deutsche Team 2026 in der Weltmeisterschaft antritt – und falls ja in welcher Klasse –, diskutiert Freudenberg derzeit intensiv mit verschiedenen möglichen Partnern. Denn statt mit Triumph oder Aprilia in der Sportbike-WM, könnte es auch mit KTM weitergehen – in der Supersport-WM!

Am 7. Mai 2024 präsentierte KTM die neuen 990 RC R, welche die Hoffnung von Fans weltweit nährt, dass die Orangen in die seriennahe Meisterschaft einsteigen. Werksseitig wird das nicht geschehen. Dass ein Team wie Freudenberg das bildschöne Bike einsetzt, ist aber nicht ausgeschlossen.

«Ich bin natürlich auch mit KTM im Gespräch, die RC 990 soll nächstes Jahr kommen», erzählte Freudenberg beim Treffen mit SPEEDWEEK.com in Portimao, wo an diesem Wochenende SBK-Europa-Auftakt ist. «Durch das Sanierungsverfahren hat sich der Produktionsstart verzögert, es könnte durchaus sein, dass wir mit Supersport etwas machen. Wir haben nach wie vor eine sehr gute Verbindung zu KTM, mit ihnen Supersport-WM zu machen, wäre eine andere Liga. Wir sind in Tests mit diesem Motorrad und mit Jonas Folger eingebunden. Wir wissen aber noch nicht, ob das Motorrad für nächstes Jahr homologiert wird. Das Bike gibt’s, es ist auch bereits relativ weit fortgeschritten, und es werden gute Rundenzeiten gefahren.»

Innerhalb der Pierer-Mobility-Gruppe ist die vorherrschende Meinung, dass sich ein Engagement in der Supersport-WM aufgrund fehlender medialer Reichweite nicht lohnt.

Freudenberg möchte auf einen speziellen Aspekt aufmerksam machen. «Man kann nicht ein Sportmotorrad bringen, wenn es keine Verbindung zur Rennstrecke oder zu einem Rennfahrer gibt», unterstreicht der Teamchef. «Ob das in der WM oder IDM ist, sei mal dahingestellt. Aber KTM muss dieses Motorrad auf der Rennstrecke promoten. Wenn sich jemand die KTM RC 990 als normales Straßenmotorrad kaufen will, dann schaut er nach Referenzen. Jeder, der so ein Sportmotorrad kauft, guckt MotoGP- und Superbike-WM. Sie müssen das Motorrad herzeigen und das schön aufziehen. Vielleicht erst mal in der IDM mit einem Jonas Folger, wo man konkurrenzfähig ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man so ein Motorrad zu den Händlern bringt, und es gibt keinerlei Verbindung zum Motorsport.»

«KTM ist nach wie vor mein Favorit», betont Freudenberg. «Wenn die mit Supersport kommen würden, dann denke ich, dass wir in der IDM einsteigen würden. Wenn man kommt, dann muss man auch konkurrenzfähig sein. Man muss erst mal ein Jahr in der nationalen Meisterschaft siegfähig sein und um den Titel mitfahren, der nächste Schritt wäre dann, in die WM zu gehen. KTM hat aktuell kein straßentaugliches Supersport-Motorrad, mit dem du auf die Rennstrecke kannst und das vergleichbar ist zu einer Ducati oder Triumph. Als BMW den Kundensport etabliert hat, haben alle gelacht. Aber die haben das gut gemacht und heute mit alpha Technik eine Firma, die das professionell betreut. KTM muss dahin kommen, dass Kunden ihre Bikes auf der Rennstrecke fahren, womit sie wiederum Geld verdienen können. BMW verdient richtig Geld damit.»

«Vor sechs Jahren gab es in der IDM bei den 600ern und 1000ern nur Yamaha», verdeutlichte der Sachse. «Heute sind bei Supersport drei Yamaha eingeschrieben und sieben Ducati. Vor vier Jahren gab es keine Ducati, das hat sich komplett gedreht. Damit will ich sagen: Wer es auf der Rennstrecke gut macht und erfolgreich ist, dieses Paket wird gekauft. Wenn KTM die RC 990 verkaufen will, dann müssen sie investieren und mit Werbung in den Motorsport gehen. Keiner kauft so ein Motorrad, wenn er nicht weiß, dass es schnell ist. Das ist kein Selbstläufer. Auf der Straße siehst du kaum noch neue Motorräder, Track-Days sind aber immer ausgebucht. Aktuell siehst du bei Track-Days vor allem Ducati und BMW. Man sieht noch ein paar Honda, aber Suzuki und Kawasaki sind quasi verschwunden. Wenn es KTM schafft, da reinzukommen, dann verkaufen sie diese Maschine. Hinzu kommen die Kit-Teile. Für die BMW gibt es von fünf verschiedenen Anbietern jegliche Teile – du musst Stückzahlen verkaufen, damit die Zulieferer für dich produzieren. Gerade das ist im Motorsport interessant.»

Stand heute soll das Motorrad Anfang 2026 auf den Markt kommen. Freudenberg will die Frage, in welcher Klasse sein Team im nächsten Jahr antritt und mit welchem Hersteller, bis zum Ende der Sommerpause im August geklärt haben.


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