Marcel Schrötter vor WM-Aus: Wohin führt sein Weg?

Von Ivo Schützbach
Marcel Schrötter ist auf Jobsuche für 2026

Marcel Schrötter ist auf Jobsuche für 2026

Vor der Saison 2025 gehörte Marcel Schrötter zum erweiterten Favoritenkreis auf den Titel in der Supersport-WM – doch dann lief vieles schief. Mit SPEEDWEEK.com sprach er über die Auswirkungen des verkorksten Jahres.

Nach zwei Jahren auf MV Agusta, in denen er elf Podestplätze sowie die WM-Ränge 3 und 5 eroberte, wechselte Marcel Schrötter für die Saison 2025 ins tschechische Team WRP. Dort bekam er eine ersehnte Ducati Panigale V2, mit der die Weltmeisterschaften 2023 und 2024 gewonnen wurden.

Der Auftakt in Australien begann mit Platz 3 im ersten Lauf hervorragend, das zweite Rennen hätte Schrötter gewinnen können, stürzte aber in Führung liegend!

Ab dann gelang bis auf zwei vierte Plätze in Brüx (Most) nichts Vergleichbares. In der zweiten Saisonhälfte schaffte es der Bayer nicht mal mehr in die Top-10, die einvernehmliche Trennung zwischen Fahrer und Team erfolgte vor dem Finale in Jerez. Für Schrötter steht der enttäuschende zehnte WM-Rang zu Buche – und damit einhergehend die unklare sportliche Zukunft.

Vieles ist in dieser Saison nicht so gekommen, wie es ausgemacht war, wie es Schrötter vom Team verkauft wurde oder wie er es sich vorgestellt hatte. Im Saisonverlauf wurde offensichtlich: Es gehört mehr dazu, als nur einen schnellen Fahrer oder eine Ducati zu haben, um in der WM vorne zu fahren. Nicht jede Ducati war auch nach der Leistungsreduktion konkurrenzfähig, dafür mussten die Teams alles herausholen und an jedem Detail feilen.

«Die Saison hat mich viel Kraft gekostet», erzählte Schrötter SPEEDWEEK.com. «Wir hatten im Vorfeld gute Gespräche und ich hatte das Gefühl, dass sie es als Chance sahen, mit einem Fahrer wie mir nach vorne zu kommen. Trotz der ganzen Vorgeschichten hat sich das Team für mich nach viel Potenzial angehört, das war meine große Hoffnung, es wurde aber nicht genutzt.»

Schrötter weiter: «Alle anderen gingen nach den Rennen in Australien zum Testen und machten an jedem Wochenende Schritte nach vorne. Yamaha wurde mit dem neuen Motorrad immer besser, während wir eher zurückgefallen sind. Was teamintern mit dem Personal passiert ist, war auch nicht förderlich. Es waren viele kleine Punkte, die zusammenkamen. Für einen Fahrer ist es nicht einfach, wenn er das Gefühl bekommt, dass keiner so richtig motiviert ist oder es an Unterstützung vom Chef fehlt. Dass ich es am Schluss nicht mehr in die Top-10 schaffte, zeigt das Niveau. Es gab Qualifyings, in denen 18 Fahrer innerhalb 0,7 sec lagen. Die Dichte der Fahrer und Zeiten wird immer höher, aber das Niveau der Teams ist genauso wie vor ein paar Jahren – es gibt zwei, drei, vier Topteams. Dann gibt es noch ein paar gute und dann jene, die es zur Gaudi machen und jede Woche ihre Mannschaft auswechseln. Sie kaufen einmal ihr Material und fahren damit durch die Gegend. Das ist der Unterschied, weshalb einige Teams ständig vorne und andere ein oder zwei Jahre da und dann wieder weg sind.»

Der 32-Jährige weiß, dass die Spitzenplätze in der Supersport-WM für 2026 längst vergeben sind. Und kritisiert: «Es kann nicht sein, dass ich als Profisportler Geld mitbringen muss, damit ich fahren darf. Vielleicht gäbe es Plätze, wo ich für wenig Mitgift oder sogar gratis fahren dürfte. Aber ich bin in einer Lebenssituation, in der ich mir das nicht erlauben kann. Ich muss eine Wohnung abbezahlen und muss unser Leben finanzieren können. Etwas anderes wäre es, wenn sich eine Firma mit 200.000 Euro engagiert, dann kann ich auch 100.000 oder 60.000 Euro mitbringen und von dem restlichen Geld geht es mir so gut, dass ich meine Rechnungen bezahlen kann. Solange das nicht der Fall ist, muss ich mich nach Alternativen in anderen Meisterschaften umschauen.»

«Meine erste Wahl ist, wo es finanziell gut aussieht», hielt der langjährige WM-Pilot fest. «Ich würde mir aber keinen Gefallen tun, wenn ich in die BSB gehe und dort kein gutes Team habe. Die Kombination aus IDM Superbike und Endurance-WM könnte auch interessant sein. Dort stünde ich vielleicht sogar besser da und könnte deutsche Sponsoren oder lokale Leute mehr einbeziehen. Wir sind weiterhin mit BMW in Kontakt und haben ihnen gegenüber kommuniziert, dass es mein Wunsch wäre, mit ihnen etwas zu machen. Sie ließen mich das WM-Superbike testen und ich habe mich bei ihnen extrem wohlgefühlt. Für mich als Deutscher, als Bayer, München um die Ecke, wäre das besonders interessant.»

In der BSB gab es weit fortgeschrittene Gespräche, dann fiel aber die Türe im Honda-Werksteam zu. Mit dem neuen Bimota-Team erging es ihm gleich; mit zwei Privatteams redet Schrötter noch.

Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Einmaliger Erfolg: Das große Jahr der Marquez-Brüder

Von Michael Scott
Marc und Alex Marquez haben in der MotoGP-Saison 2025 etwas erreicht, das nur sehr wenigen Brüdern im Spitzensport gelungen ist. Dabei stand die Karriere von beiden bereits kurz vor dem Aus.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Sa. 08.11., 17:35, Motorvision TV
    US Pro Pulling
  • Sa. 08.11., 18:00, Das Erste
    Sportschau
  • Sa. 08.11., 18:05, Motorvision TV
    Icelandic Formula Off-Road
  • Sa. 08.11., 18:35, Motorvision TV
    EMX Quad European Championship
  • Sa. 08.11., 18:40, ORF 1
    Formel 1: Großer Preis von Brasilien
  • Sa. 08.11., 18:55, ORF 1
    Formel 1: Großer Preis von Brasilien
  • Sa. 08.11., 18:55, Schweiz 2
    Formel 1: Großer Preis von Brasilien
  • Sa. 08.11., 19:05, Motorvision TV
    Legends Cars National Championship
  • Sa. 08.11., 19:15, ServusTV
    Servus Sport aktuell
  • Sa. 08.11., 20:00, Motorvision TV
    Rallye: World Rally-Raid Championship
» zum TV-Programm
6.98 07100916 C0811054513 | 10