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Kevin Wahr: Wieso Vollgas fahren nicht so einfach ist

Von Ivo Schützbach
Martin Smolinski ist Deutschlands bester Speedway-Fahrer, ein wahrer Könner im quer fahren. Supersport-WM-Pilot Kevin Wahr durfte bei ihm einen Tag lang in die Fahrschule gehen.

Speedway ist ein sehr spezieller Motorrad-Rennsport. Einerseits sehen wir simple Technik mit Vergasermotoren, es gibt kein Getriebe und keine Bremsen, das Hinterrad ist starr gelagert. Andererseits beschleunigen die Maschinen mit ihren knapp 80 PS auf Dreck von 0 auf 100 km/h so schnell wie ein Superbike auf der Straße. Die ersten 30 Meter ist jedes Straßenmotorrad chancenlos, so brachial ist der Antrieb des luftgekühlten 500-ccm-Einzylinder-Viertakters.

Viele Straßen- oder Motocrossfahrer fragen sich: Was kann schwer daran sein, Vollgas nur links herum zu fahren?

Kevin Wahr durfte es vergangenes Wochenende probieren. Der einzige deutsche Supersport-WM-Pilot war auf Vermittlung von SPEEDWEEK.com zu Gast bei Martin Smolinski, der auf seiner Heimbahn im bayerischen Olching Tag der offenen Türe veranstaltete. Sponsoren, Fans, Medienschaffende, befreundete Rennfahrer, alle durften sich im 400-Meter-Oval auf den Motorrädern des einzigen deutschen Grand-Prix-Siegers versuchen.

Für jemanden, der nie in seinem Leben auf einem Speedwaybike saß, machte Kevin Wahr eine ordentliche Figur. Jeder konnte sehen, dass der Nagolder ein guter Motorradfahrer ist, mit dem richtigen Gespür für den Gasgriff und ein rutschendes Hinterrad. SPEEDWEEK.com schilderte er seine Eindrücke.

War es wie in der Fahrschule auf dem Parkplatz, immer nur links herum, kann das jeder?

Ich habe ja dicke Sprüche geklopft, also musste ich auch was machen. Zum Teil war es, wie ich erwartet habe, wenn man mal im Drift ist, dann geht es. Zum Teil war ich aber auch überrascht, man kriegt Speed drauf, wenn der Motor auf die richtige Drehzahl kommt, dann ist auch richtig Grip da.

100 km/h Topspeed werden dich ja kaum beeindruckt haben, oder?

Das ist was anderes hier, du kannst Formel 1 ja auch nicht mit Autocross vergleichen. Speedway ist eine ganz andere Sportart, das hat mit Straßensport nicht viel zu tun, außer dass auch ein Motor drin ist.

Die Mopeds sind alle gleich, keiner hat ein besseres oder schlechteres. Es kommt auf den Fahrer an, was auch cool ist.

Straßenrennsport ist mehr technikorientiert, da muss man mehr abstimmen.

Du hast vor den Kurven lange Gas weggenommen: Wo liegt das Problem, Vollgas in die Kurve hineinzufahren, wie es jeder macht, der einigermaßen Speedway fahren kann?

Du musst dich trauen. Mir war klar, dass ich nicht nach Olching komme und die Strecke Vollgas fahre. Dafür braucht es Übung. Im Speedway braucht man genau so Übung wie in anderen Sportarten.

Die Feinheiten im Speedway sind kleiner und spezieller als auf der Straße, man muss die Linkskurven perfektionieren.

Ein Lauf im Speedway geht nur über vier Runden und dauert gut eine Minute. Trotzdem bist du ins Schwitzen geraten.

Das ist Sport. Wenn ich auf meinem Motorrad zwei Runden fahre, schwitze ich auch. Da schwitze ich schon, wenn ich nur die Kombi anhabe.

Fakt ist: Speedway ist ein härterer Sport, als ich gedacht habe. Im Fernsehen sieht das einfach aus. Ich dachte mir, es kann nicht schwer sein, ein bisschen im Kreis zu driften. Aber es gibt Tücken, da sind Spurrillen. Wenn du den Drift nicht sauber machst, fährt das Motorrad geradeaus in die Bande. Das siehst du im Fernsehen nicht.

Wenn einer ein Straßenrennen anguckt und sieht, wie wir mit über 200 km/h auf Asphalt eine Kurve andriften, dann ist jedem klar, dass er das nicht beim ersten Mal hinbekommt.

Ich glaube, ich habe mich nicht so verkehrt angestellt, ich fuhr die Kurve im Drift. Bis ich aber eine Runde Vollgas und einen gescheiten Kurveneingang fahre, das braucht einiges an Übung. Und dann ist es wie in jedem Sport: Die letzten fünf Prozent zu erreichen, ist das Schwierige.

Ich bin aber fest davon überzeugt, dass es einfacher ist im Speedway auf ein gutes Level zu kommen, als im Straßenrennsport.

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