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Christian Stange: Erster 300er-Weltmeister für KTM?

Von Ivo Schützbach
Chris Stange neu in Orange

Chris Stange neu in Orange

Nach 15 Rennen in der Supersport-WM wurde Christian Stange vom Team Freudenberg KTM für 2020 für die 300er-Kategorie verpflichtet. Der Sachse glaubt, dass er die Umstellung gut meistern wird.

Der aus der IDM kommende Christian Stange bekam im Team Go Eleven Kawasaki die große Chance, die letzten fünf Rennen der Supersport-WM 2018 zu fahren. Der Rookie konnte damals dreimal in die Punkte brausen und hinterließ mit seiner offenen Art und seiner kämpferischen Einstellung einen positiven Eindruck im SBK-Fahrerlager.

Weil er die sechsstelligen Mitgift-Forderungen nicht erfüllen konnte, einigte er sich im März 2019 für die vergangene Saison mit dem Kawasaki Schnock Team Motorex für die IDM Supersport.

Keine zehn Tage später erhielt der 21-Jährige ein reizvolles Angebot von Gemar Ciociaria Corse, auch bekannt als Lorini Honda. Stange unterschrieb und fuhr ab dem zweiten Event in Thailand die gesamte Weltmeisterschaft. Mit der altersschwachen CBR600RR schaffte er es in Magny-Cours/Frankreich und San Juan/Argentinien in die Punkte, fünf Zähler reichten aber nur zu Gesamtrang 28.

Für 2020 wechselt Stange in die Supersport-300-WM, im Team Freudenberg wird er eine KTM RC 390 R pilotieren. SPEEDWEEK.com unterhielt sich mit dem Heidenauer.

Chris, lange sah es so aus, als könntest du für Lorini Honda eine weitere Saison Supersport-WM fahren. Woran scheiterte es?

Lorini wollte mich behalten, ich weiß aber noch nicht, ob sie nächstes Jahr antreten. Im Team ist die finanzielle Situation unsicher – sie wollten mir keinen Vertrag geben, ohne vorher das Budget gesichert zu haben.

Es gab keine Möglichkeit, in einem anderen Supersport-WM-Team anzudocken?

Nein. Mir haben ein paar ein Angebot geschickt, aber die fragen alle nach 150.000 Euro oder mehr.

Gibt es Fahrer in der Supersport-WM, die gratis fahren dürfen oder ein Gehalt bekommen?

Ganz wenige. De Rosa will mindestens die Reisekosten bezahlt haben, darunter fährt er nicht. Mahias bekommt bei Kawasaki ein gutes Gehalt, auch Cluzel wird bezahlt. Und Krummenacher nächstes Jahr bei MV Agusta.

Haben dir Sponsoren bei deinem Wechsel ins Freudenberg-Team besonders geholfen?

Ja: Lacknorris, Creaface, ADAC Sachsen, Nolangroup Deutschland, LSG Racing, Blitz, Powerface Holzknieschleifer, Daytona, mannia.ch und PB Motorsport Events.

Dein Motorrad nächste Saison hat fast 100 PS weniger als die Maschine dieses Jahr. Das wird eine große Umstellung?

Das ist ein sehr krasser Umstieg. Abgesehen von weniger Leistung, muss ich mich auch wieder an schmale Reifen gewöhnen und an das rund Fahren. Topspeed haben die 300er ungefähr 200 km/h – mit achtfachem Windschatten. Das ist nicht gerade viel.

Was bist du vor deiner Supersport-Zeit in der IDM gefahren?

Eine 125er-Aprilia im Junior-Cup. Daher kenne ich das runde Fahren. Als ich in die Supersport-Klasse kam, habe ich das runde Fahren immer vermisst. Die Leistung der 600er war super, aber man vermisst den Kurvenspeed.

Hin und wieder war ich mit der 125er am Fahren und habe mich da auch immer relativ schnell reingefunden.

Klar sind diese Bikes langsamer und auf der Geraden denkst du dir deinen Teil. Aber wenn du mit den anderen auf der Strecke fährst, ist ja trotzdem Action.

KTM-Teamchef Carsten Freudenberg sagte, dass er einen Fahrer suchte, der die Ellenbogen ausfährt. Das trifft auf dich zu?

Freudenberg will Weltmeister werden und KTM auch. Ich behaupte, dass ich reinhalten kann.

In der Supersport-300-WM ist Ana Carrasco eine der Besten. Wie gehst du damit um?

Mich stört das nicht so, wenn ein Mädel vor mir fährt. Ich bin da nicht so extrem – hart ist es trotzdem.

Was Carrasco abliefert, ist sehr stark. Ihr zuzusehen, macht Spaß. Ich habe mir jedes 300er-Rennen angesehen, weil es sehr interessant ist, wenn die jungen Fahrer auf erfahrene Piloten wie Carrasco oder Deroue treffen. Wer wie in der Klasse agiert, wenn es zur Sache geht, macht diese Klasse extrem spannend. Carrasco ist sehr clever, sie kann die Pace auch sehr hoch halten.

Dein Team geht davon aus, dass du regelmäßig in die Top-5 fährst. Wo siehst du dich selbst?

Ich betreibe seit 18 Jahren Rennsport, jetzt habe ich mal das richtige Material, um zu gewinnen. Das kann gut gehen nächstes Jahr. Wenn ein Fahrer aus der 600er-Klasse zurückkommt, dann läuft das. Ich habe noch keinen gesehen, der aus der 300er-Klasse hochkam und schneller war als ich. Coppola zum Beispiel, und der war Vizeweltmeister.

Deine Frage ist extrem schwierig zu beantworten – ich hätte Bock, Weltmeister zu werden.

Das sage ich jedes Jahr, jetzt habe ich eine realistische Chance mit einem guten Paket. Ich gehe gerade auf das ideale Gewicht für die 300er-Klasse runter und werde mich sehr gut vorbereiten. Ich bringe einen meiner besten Freunde als Mechaniker mit ins Team, der auch selbst flott fährt. Wir werden im Frühjahr viel Minibike fahren, um mich auf dieses aggressive Fahren vorzubereiten.

Wann fährst du die KTM zum ersten Mal?

Wir gehen Anfang März sechs Tage zum Testen nach Almeria und Portimao. Das ist viel, so viel habe ich die letzten Jahre nie getestet.

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