Formel 1: Verstappen riskiert Sperre

Valentin Folger mit überraschendem WM-Debüt in Assen

Von Esther Babel
Valentin Folger

Valentin Folger

Manchmal muss man auch neben der Rennstrecke schnell sein. Valentin Folger wird am kommenden Wochenende in Assen erstmals seine Runden in der WM drehen. Fast wäre es am Sehtest gescheitert.

«Ich bin schon sehr aufgeregt», gab der Bayer am Mittwochnachmittag gegenüber SPEEDWEEK.com zu, als er bereits auf dem Weg vom Süden Deutschlands in den Norden der Niederlande unterwegs war. Beim Supersport 300-WM Lauf in Portimao hatte sich Unai Calatayud (ARCO Sash MotoR University Team) verletzt. Bei ihm wurden drei gebrochene Mittelfußknochen und der Schienbeinbruch im linken Bein diagnostiziert. Folger wird spontan einspringen.

«Zuerst wünsche ich ihm eine schnelle Genesung», so Valentin Folger. «Damit er schnell wieder zu seinem Team zurückkehren und fahren kann.» In Assen übernimmt allerdings erst einmal Folger das Kommando. Für Folger bietet das Missgeschick des Yamaha-Piloten allerdings die Chance, in der Supersport 300 WM seinen ersten Einsatz zu fahren. Die Aufregung dürfte entsprechend sein, denn es wird der erste WM-Auftritt seiner Karriere sein.

«An mich selber habe ich hohe Erwartungen», gibt der ehrgeizige Sportler zu. «Wie es dann im Endeffekt wird, wird sich zeigen. Ich bin das letzte Mal vor drei Jahren mit einer 300er gefahren. Und mit der R3 bin ich vor vier Jahren das letzte Mal gefahren. Ich habe in Assen ein Freies Training, damit ich mich anpassen kann, dann ist gleich die Superpole. Am Samstag das Warm-up und dann kommt schon gleich das erste Rennen. Beim vierten Mal fahren ist somit schon der erste Start da.»

An Selbstvertrauen mangelt es dem jungen Mann nicht. «Wenn es gut läuft, kann ich auch eine gute Platzierung herausfahren», so sein Ziel, «sonst würde ich das Ganze nicht machen.» Immerhin dockt Folger beim Weltmeister-Team des Jahres 2022 an und er fühlt sich schon im Vorfeld gut aufgehoben in der ihm bisher noch fremden Mannschaft. «Zwei, drei Leute kenn ich sogar schon», berichtet er, «von den Intercontinental Games in Jerez im Vorjahr. Wir haben die Tage schon mal telefoniert.»

Bis Folger endlich im Auto Richtung Assen saß, ging es entsprechend hektisch zu. «Mittwoch vor einer Woche wurde ich gefragt», schildert er, «ob ich denn Lust hätte, in Assen anzutreten. Ich musste dann ein wenig überlegen, eben weil ich die Klasse schon eine Weile nicht mehr gefahren bin. Aber ich habe selber zu mir gesagt, dass ich nichts zu verlieren habe. Dieses Jahr bin ich sowieso kein permanenter Starter irgendwo bin.» Verschiedene Angebote aus der IDM Supersport, sowie der Italienischen und Spanischen Meisterschaft lagen auf dem Tisch. Sogar eine Superbike-Offerte war dabei. «Leider war keines dieser Angebote finanzierbar», erklärt er jetzt. «Die Summen war einfach zu hoch.»

Dadurch wurde allerdings der WM-Einsatz möglich. Der Dank an Folgers Sponsoren ist entsprechend groß. «Erstmal musste ich jedoch beim DMSB eine A-Lizenz lösen», beschreibt Folger seine spontanen Vorbereitungen. «Erst so konnte ich die FIM-Lizenz lösen. Beim DMSB ist seit diesem Jahr ein Sichtfeldmessung nötig.» Einen Tag nach der Zusage ging die Suche los. Acht Ärzte musste Folger konsultieren. Entweder war das Gerät zur Sichtfeldmessung defekt, oder sie hatten erst gar kein entsprechendes Equipment oder es fehlte an Fachpersonal. «Es war kurz vor knapp», so Folgers Bericht. «Elf Stunden war ich unterwegs. Am Ende hatte ich dann alles beisammen. Alexa Höllbauer hat den Termin für mich organisiert. Mir selber sind am Ende nämlich die Ideen ausgegangen. Sie bekam mit ihren Kontakten noch einen Termin.» Ein Besuch bei seiner Mentaltrainerin Ruth Liehr stand am Sonntag noch an und Folger konnte seine Reise gut vorbereitet antreten.

Die Strecke von Assen ist keine Unbekannte, auch wenn der letzte 300er-Einsatz schon ein paar Jahre her ist. «Ich hoffe, dass ich mich schnell an das Motorrad anpassen und gut mit dem Team zusammenarbeiten kann», wünscht sich Folger. «Ich freue mich riesig über diese Chance und sehe es als große Möglichkeit, mich gut zu präsentieren und so vielleicht für nächstes Jahr ein Team auf mich aufmerksam zu machen. Vielleicht kann ich dieses Jahr nochmals in der WM fahren. Ich denke, das hängt stark davon ab, wie es jetzt am Wochenende laufen wird. Ich werde alles geben und habe Vertrauen in mich.»

Ein wenig unvorbereitet geht Folger schon in das Abenteuer. Im Training ist der Bayer, allerdings nicht auf einer 300er. Doch bei seiner Fahrt in die Niederlande passte die Stimmung. «Wenn es nicht so gut laufen wird», überlegt er, «dann sammle ich eben meine ersten Erfahrungen in der WM, wenn es gut läuft, um so besser.» Seine persönlichen Ziele stehen. «Wenn ich von Anfang an mithalten kann mit den vorderen Gruppen», so seine Überlegungen, «dann kann ich auch im Rennen mitfahren. Die Supersport 300 ist natürlich sehr hektisch und die Rennverläufe lassen sich schwer vorhersagen, aber Punkte wären sehr, sehr schön.»

«Am Ende schau ich, was dabei rausgekommen ist», so sein Plan. Anschließend wird er auch sehen, wie es mit seinen Supersport-Ambitionen weitergeht.

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