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FIM-Präsident Jorge Viegas plant neue Supercross-WM

Von Adam Wheeler
Cooper Webb ist vorläufig der letzte Supercross-Weltmeister

Cooper Webb ist vorläufig der letzte Supercross-Weltmeister

Die US-Supercrossmeisterschaften haben ihren Status als Weltmeisterschaft verloren. Nun will FIM-Präsident Jorge Viegas eine eigene Supercross-Meisterschaft mit WM-Prädikat auf die Beine stellen.

Die FIM sorgte nach der Trennung von der AMA Supercrossmeisterschaft, nach umstrittenen Dopingrichtlinien und Rennen in Zeiten der Pandemie immer wieder für Schlagzeilen. Der Portugiese und ehemalige Rennfahrer Jorge Viegas steht seit 2018 an der Spitze des Motorrad-Weltverbandes FIM. Besonderes Augenmerk legt Viegas auf die Bereiche Sicherheit, Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Am Rande des Maggiora-Grand-Prix stand Viegas Rede und Antwort.

Die Trennung der FIM vom AMA Supercross war für viele eine Überraschung. War dieses Thema schon länger in der Diskussion?

Ich hatte vor ein paar Monaten mit Todd Jendro [Anm.: Vom Serienvermarkter Feld Entertainment] gesprochen. Noch letztes Jahr war es das Ziel des Promoters, mit uns weiterzumachen. Dann kam Covid-19 und sie haben viel Geld verloren, nicht nur im Supercross, sondern auch bei ihren anderen Veranstaltungen. Vor zwei Monaten haben wir uns wieder unterhalten und dabei über die Gebühren und weitere Zukunftspläne gesprochen. Todds Idee war es, so schnell wie möglich auch Rennen außerhalb der USA durchzuführen. Wir haben einen Plan dafür entworfen und ich weiß, dass er sein Bestes gegeben hat. Aber letztendlich wollten sie nur in den USA fahren, um Kosten zu sparen. Erst vor ein paar Tagen teilten sie mir mit, dass es ihre endgültige Entscheidung ist, nicht weiterzumachen und ich verstehe das voll und ganz. Ich habe es kommen sehen, denn leider waren die Bedingungen für alle Veranstalter in den letzten zwei Jahren schrecklich. Entweder man hat viele Einnahmen aus TV-Rechten oder eben nicht. Motocross braucht Öffentlichkeit, es braucht Zuschauer. Wenn Sie meinen Kommentar dazu wollen, dann habe ich das Gefühl, dass die Supercross-WM nie eine 'richtige' Weltmeisterschaft war, weil sie eben nur in den USA stattgefunden hat. Nicht einmal Kanada stand im Kalender. Ich ziehe es vor, eine echte Weltmeisterschaft zu etablieren und ich hoffe wirklich, dass wir das hinbekommen. Die USA sind ein Markt und sie haben ihre eigenen Fahrer. Wir wollen ihnen überhaupt nicht in die Quere kommen. Aber ich denke, es gibt Raum für eine echte Supercross-Weltmeisterschaft.

Glauben Sie, dass sich FIM und AMA jemals wieder zusammenraufen können?

Ja, eines Tages könnten sie zurückkommen. Aber vielleicht erst dann, wenn wir mit einer echten Weltmeisterschaft erfolgreich sind. Vielleicht können wir ja zusammenarbeiten, ich weiß es nicht. Es ist nicht einfach in diesen Zeiten. Wir werden auf jeden Fall versuchen, eine echte Weltmeisterschaft zu etablieren.

Der Verlust der Supercross-WM muss für die FIM ein ziemlicher Schlag sein?

Natürlich ist es das. Aber ich verstehe auch, wenn der Promoter nicht weiter Geld verlieren möchte. Wir sind im Guten auseinandergegangen. Das bedeutet nicht, dass wir nie wieder zusammenkommen werden. In der Zwischenzeit werde ich versuchen, einen anderen Promoter zu finden, der die Supercross-Weltmeisterschaft übernimmt.

Es gab mit den Amerikanern einige Unstimmigkeiten über das Regelwerk und den Umgang mit Dopingfällen. Was können Sie zu diesem Thema sagen?

Sehen Sie, ich hatte ein Treffen mit allen Teams in Anaheim. Sie wollten mildere Strafen für ihre Fahrer. Aber wir sind Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees und müssen daher die Regeln der WADA akzeptieren. Manchmal sind sie sehr streng, ziemlich arrogant und ich mag ihr Verhalten auch nicht. Aber Tatsache ist, dass wir viele Anti-Doping-Tests in allen Disziplinen machen: MotoGP, Enduro, Trial, Motocross oder was auch immer. Außer dem Zwischenfall mit Andrea Iannone in der MotoGP und einem im Trial hatten wir vor meiner Zeit als FIM-Präsident vier oder fünf im Supercross. Dies war ein großes Problem mit den Supercross-Teams, weil sie nicht akzeptieren wollten, dass ihre Fahrer vier Jahre gesperrt werden konnten usw.. Ich habe ein Protokoll erstellt und das Beste, was ich tun konnte war, die Blutproben in einem deutschen Labor in Europa untersuchen zu lassen und dass wir eine Vereinbarung mit der USADA treffen konnten. Die Entscheidungen wurden sehr schnell getroffen und danach gab es auch keine Fälle mehr in den USA. Wir können kein System für die amerikanischen Fahrer und ein System für die europäischen Fahrer haben. Das geht nicht und ich kann nicht sagen: okay, wir testen dich nicht. Es ist wie es ist. Das sind die Regeln. Ich denke, manchmal - in bestimmten Einzelfällen - ist es für einen Fahrer zu hart, für vier Jahre gesperrt zu werden. In Iannones Fall verschaffte ihm die verbotene Substanz sicher keinen Vorteil und wir gaben ihm achtzehn Monate. Aber er war damit nicht einverstanden, klagte beim Schiedsgerichts in Lausanne und bekam vier Jahre. Was kann ich tun? Wir müssen uns an die Regeln halten. Zusammen mit der FIA, den Promotern der Formel 1 und MotoGP werden wir mit der WADA über das Strafmaß im Motorsport sprechen. Aber das ist ein langer Weg und ich bin mir nicht sicher, ob es gelingen wird. Ich habe auch die Position der amerikanischen Teams verstanden, aber das waren nunmal die Regeln. Nun liegt es an der American Motorcycle Association, zu entscheiden, ob sie Dopingtests durchführen möchte oder nicht. Dieses Thema liegt jetzt außerhalb unserer Zuständigkeit.

Die FIM war in mehrfacher Hinsicht proaktiv, aber werden die Einschränkungen der Pandemie einige kurzfristige Ziele blockieren?

Nein, nein, im Gegenteil. Wir geben weiter Vollgas. Wir lassen uns von der Pandemie nicht aufhalten. Das war seit Beginn der Pandemie meine Philosophie und Politik. Deshalb sind wir heute hier. Ich hätte dem Promoter sagen können, dass wir uns in einem Jahr wiedersehen. Wir tun alles, was in unseren Kräften steht. An diesem Wochenende veranstalten wir die Superbike-WM in Donington, die FIM CEV in Portimao, Trial in Frankreich, Motocross hier in Maggiora und die Silk Way Rally in Russland. Wir gehen voran und bleiben nicht stehen. Es ist nicht einfach, aber wir machen weiter, denn wenn wir aufhören, sind wir am Ende. Ich bin immer noch sehr optimistisch, dass sich die Lage durch den Impfstoff verbessern wird. Sie verbessert sich jetzt schon, weil wir jetzt wieder mehr Fälle, aber viel weniger Opfer sehen. Ich bin kein Arzt, aber diese Delta-Variante scheint zwar ansteckender zu sein, aber die Auswirkungen sind nicht so schwerwiegend. Hoffen wir also auf das Beste.


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