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Niedergang Ford Köln: Erinnerung an bessere Zeiten

Kolumne von Rainer Braun
​Was ist bloß aus der einst so stolzen und erfolgreichen Ford-Zentrale in Köln geworden? Ich hatte das grosse Glück, Ford Köln in einer besseren Zeit zu erleben.

Streichung ganzer Produktionsbereiche, Kurzarbeit, massiver Stellenabbau, Randale bei der Betriebsversammlung, Streikandrohung. Experten fürchten sogar um die Existenz des gesamten Standorts am Rhein – was ist aus der stolzen und erfolgreichen Ford-Zentrale in Köln geworden?

Zum Glück habe ich Ford Köln in besseren Zeiten erlebt: Eigene Rennabteilung, Motorsport als Firmen-Philosophie, eigenes Sportpresse-Personal, Journalisten-Events der Extra-Klasse. Das alles gab es vor allem in den 70er- und 80er-Jahren, die sowieso als erfolgreichste Ford-Ära in die Motorsport-Geschichte eingegangen sind.

Rennsport-Meisterschaft, Tourenwagen-WM, Junior-Team, DTM, Capri RS, Turbo Capri, Sierra RS 500 – sie galten als die tragenden Säulen, auf denen der Motorsport-Erfolg der Kölner aufgebaut war.

Und dann natürlich die legendären Events für die schreibende Zunft. Treffen mit Ford-Botschafter Jackie Stewart, Karnevals-Fete auf der Godesburg, jährliche Flugreise nach Berlin zum Ford-Frühjahrsfest im Kempinski. Oder die vielen Hubschrauber-Shuttles von den Nürburgring-Veranstaltungen zu exklusiven Abendessen in Burgen und Schlössern in der Eifel.

Und sogar ein Spaß-Happening 1972 am Tegernsee im First Class-Hotel Bachmair mit Wettbewerb im Eisstockschießen und romantischem Pferdeschlitten-Ausflug samt Hüttenzauber auf einer Alm. Wenn ich mich recht erinnere, war weder nach dem Alm-Ausflug noch nach der Hausparty des Hotels mit Stargast Roberto Blanco kaum noch einer aus der Ford-Reisegesellschaft nüchtern.

Die noch lebenden Kollegen, die das alles miterlebt haben, schwärmen noch heute von der Lockerheit der Ford-Führung und deren Begeisterung für den Motorsport.

So ließen die Verkaufs- und Marketing-Vorstände Heinz H. Soiron und Klaus Tarlatt kaum eine Renn-Veranstaltung am Nürburgring aus und überreichten oft genug als Podiumsgäste die Siegerkränze für ihre siegreichen Piloten.

Wenn die Motorshow in Essen oder die IAA in Frankfurt anstanden, bat mich der zuständige Marketing-Direktor jeweils etwa sechs Wochen vorher zum Planungsgespräch in die Ford-Zentrale, um das Moderations-Programm mit den Werksfahrern zu besprechen.

Das lief dann meistens so ab: «Kümmern sie sich bitte um die Abläufe, informieren sie unsere Fahrer und bauen sie ein gescheites Programm zusammen. Und sehen sie zu, das alles klappt, danach erwarte ich ihre Rechnung.»

Mit anderen Worten: Machen sie, was sie wollen, aber machen sie was …

Kein schriftliches Angebot, kein offizieller Auftrag, ein fester Händedruck reichte da bereits aus, um den Deal zu besiegeln. Vertrauen gegen Vertrauen, nach dem damaligen Ford-Werbeslogan «Vertrauen verpflichtet».

Über die Höhe des Honorars wurde erst gar nicht geredet, etwa nach dem Motto, es kostet so viel wie es kostet …

Damit war das Meeting beendet, und ich konnte loslegen. Nachdem der Job erledigt war, habe ich meine Rechnung geschrieben, und die Kohle war innerhalb kürzester Zeit auf meinem Konto.

Solch paradiesische Zustände sind natürlich heute undenkbar. Und in der Kölner Ford Zentrale ist der Begriff Motorsport inzwischen leider zum Fremdwort geworden. Daran ändert auch der für 2025 avisierte DTM-Einstieg mit dem Mustang des US-Mutterhauses in Dearborn nichts – die Kölner haben damit absolut nichts mehr zu tun. Denn am Rhein gibt es ganz andere Sorgen, wie bereits zu Beginn der Geschichte beschrieben.

So titelte der Kölner Stadtanzeiger am 28. November 2024 in fetten Lettern: «Frust bei Ford». Der bittere Abstieg des einst so stolzen und sportlichen Unternehmens macht alle traurig, die Ford in besseren Zeiten als feste Größe im Sport und als Hersteller am Markt erlebt haben.


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