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Harald Ertl: Mit Autogas-BMW M1 auf 300 km/h

Kolumne von Uwe Mahla
Harald Ertl und sein ungewöhnlicher BMW M1

Harald Ertl und sein ungewöhnlicher BMW M1

​Der österreichische Rennfahrer Harald Ertl war ein Meister. Meister auf der Rennstrecke, als Deutscher Rennsport-Meister 1978. Und – in des Wortes bestem Sinne – Meister der Selbstdarstellung.

Das begann beim Ertl’schen Zwirbelbart, ein außergewöhnlich gepflegtes Exemplar dieser Art Manneszierde mit Zentimeter lang hochgespreizten Schnauzhaaren, das war sein Markenzeichen. Aber es war mehr als das: ein ausgeprägter sympathischer Unterscheider. Oder um es anders auszudrücken: Harald Ertls Auftreten war bis in die äußersten Fasern seiner langen Bartspitzen durchdacht.

Ein weiteres Beispiel: Auf der Internet-Seite des BMW M1-Clubs wird es zwar zu Recht unter Kuriositäten geführt, aber abgesehen davon, dass es mit der Rennerei nur mittelbar zu tun hatte, war es schon ein sehr spektakuläres und ernsthaftes Projekt – Harald Ertls mit Flüssiggas betriebener M1.

Der mittelbare Zusammenhang begründet sich in der Hauptperson. Harald Ertl gehörte zu den besten Rennfahrern der 70er Jahre; er krönte seine sportliche Laufbahn mit dem Gewinn der Deutschen Rennsportmeisterschaft 1978 auf dem souveränen Schnitzer BMW 320 Turbo.

Der quirlige Profi, der 1982 im Alter von 34 Jahren bei einem Flugzeugabsturz starb, hatte schon immer ein Gespür für Schlagzeilenverdächtiges.

Und so kam er auf die Idee, nach Abschluss der Profi-Karriere seine Popularität und Kreativität, ein geeignetes Auto und eine möglicherweise zukunftsträchtige Technologie zusammenzuspannen.

Ertl überzeugte Manager von BP davon, dass es eine Menge Aufsehen erregen würde, mit einem M1 auf Weltrekordjagd für gasbetriebene Straßenfahrzeuge zu gehen. Die spätere weltweite Presse-Coverage sollte ihm Recht geben.

Ertl erhielt also von der Deutschen BP den Auftrag, ein geeignetes Auto für diesen Rekordversuch aufzubauen. Er versah den M1 unter anderem mit einer Doppelturbo- und einer VIALLE-Autogasanlage. In dieser Konstellation leistete der Sechszylinder 410 PS, die konstruktive Konzeption des M1 bot die übrigen Voraussetzungen – etwa die besonders windschlüpfige Karosserie – für das Gelingen des Unternehmens Weltrekord.

Ertls ehrgeiziges Projekt wurde kompetent gefördert, mit Know-how und der Bereitstellung von Komponenten und Dienstleistungen von Unternehmen wie BMW, Fichtel & Sachs (Stoßdämpfer), KKK (Turbolader) oder Goodyear (Hochgeschwindigkeits-Reifen). Allein diese Aufzählung legt Zeugnis über die Beredsamkeit und Überzeugungskraft des automobilen Multitalents ab.

Der damalige BMW-Pressechef Dirk-Henning Strassl, ein guter Freund Ertls, unterstützte das Projekt kraft seines Amtes ebenfalls umfänglich. Strassl erinnert sich einer Mitfahrgelegenheit in der Erprobungsphase: «Es war schon etwas abenteuerlich. Mit roter Überführungsnummer – das ist ja heute längst verjährt – fuhren wir im Hinterland von Freilassing auf den Landstrassen herum. Die Applikationen am Motor hatte Harald natürlich bei seinen Freunden, den Schnitzer-Brüdern, vornehmen lassen.»

«Ich saß auf einem Kissen, das die Schnitzer-Brüder direkt auf dem Boden platziert hatten und war mit einigen Gurten an den Verstrebungen des Überrollkäfigs notdürftig fixiert; ich musste mich krampfhaft irgendwo festhalten, während Harald so richtig die Kuh fliegen ließ.»

«Und Harald machte mich bei Geschwindigkeiten um die 300 km/h immer wieder darauf aufmerksam, dass er die Armaturen nur dann ablesen könne, wenn ich das Armaturenbrett gefälligst in seine Blickrichtung halten würde.»

Am 17. Oktober 1981, 13.28 Uhr war es dann so weit: 301,4 km/h zeigte die offizielle Zeitnahme an, als der schwarze M1 mit Harald Ertl am Steuer durch die Lichtschranke auf dem VW-Messgelände in Ehra-Lessien schoss.

Weltrekord und 300 km/h-Marke geknackt!

So gelangten Harald Ertl und der BMW M1 schließlich auch in die Geschichtsbücher der Rekorde.


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