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Smoking Joe: Der «kleine Winkelhock ist 65

Kolumne von Uwe Mahla
​Lange galt er nur als der kleine Bruder vom Manfred, doch Jockel Winkelhock startete später in einer großen eigenen Karriere durch – bis zur Formel 1 und dem Le Mans-Sieg. Heute feiert er seinen 65. Geburtstag.

Am heutigen 24. Oktober wird Jockel Winkelhock 65. Darauf angesprochen, dass man mit dem Alter bis vor Kurzem noch in Rente ging, kommt es wie aus der Pistole geschossen: «Da bin ich doch Lichtjahre davon entfernt.»

So viel erstmal zur Schlagfertigkeit im vermeintlich hohen Alter. Also: Herzlichen Glückwunsch, junger Sportsfreund!

Wenn er auch zu Beginn seiner Karriere nur als «der kleine Bruder vom Manfred» galt – Jockel Winkelhock («Manfred war immer mein großes Vorbild») hatte sich einen genauso stabilen Ruf als beinharter Racer wie sein älterer Bruder erarbeitet. Der kleine Winkelhock, gelernter Kfz-Lackierer und -Schlosser, debütierte mit vom Bruder geliehenen rund 7.000 Mark 1980 im wilden Renault 5-Cup und feierte zum Einstand gleich drei Siege in Folge.

Jockel entschloss sich zur Fortsetzung seiner Karriere, obwohl Bruder Manfred 1985 tödlich verunglückte.

Schon ein Jahr später gewann er den heiß umkämpften Porsche-944-Turbo-Cup. Es folgten der Meistertitel in der deutschen Formel 3-Meisterschaft und ein paar glücklose Einsätze im unterfinanzierten Formel-1-Team von AGS.

Die ganz große Zeit des wackeren Schwaben sollte aber erst noch kommen: «Ab 1990 begannen meine schönsten Jahre im Motorsport.»

Im Schnitzer-BMW M3 wurde Winkelhock Anfang der 90er Jahre zum Publikumsliebling der alten DTM, raufte mit Stuck, Ludwig & Co. und gewann die verrücktesten Rennen. Auch international lief es prächtig: Sieg in der britischen TW-Meisterschaft 1993, im Jahr darauf Asien-Pazifik-Meister und 1995 der Gewinn des STW-Championats.

Aus seinen wilden England-Tagen stammt auch der Spitzname «Smoking Joe», den ihm die britische Fachpresse angehängt hat. Und das nicht etwa, weil man ihn fast nur mit Zigarette kannte, sondern weil er beim Bremsen vor jeder Kurve ordentlich den Rauch aufsteigen ließ.

«Das war damals das erste Jahr ohne ABS - den englischen Journalisten hat meine in Qualm gehüllte Spätbremserei wohl ganz gut gefallen.»

Zigaretten sind für Jockel übrigens seit Jahren kein Thema mehr, rückfällig ist er bis heute nicht geworden.

Aber solche Auftritte sind dennoch unvergessen: Als es Jockel Winkelhock in einer endlosen Pacecar-Phase bei einem 24 Stundenrennen einmal zu blöd wurde, hielt er an, ließ sich von einem Streckenposten eine Zigarette geben und paffte in aller Seelenruhe.

Der spektakulär driftende Kämpfer Winkelhock konnte sich aber auch in einen clever agierenden Strategen verwandeln. Dies dokumentieren seine Siege bei den großen 24 Stunden-Langstrecken-Klassikern in Spa, am Nürburgring und in Le Mans.

Wobei sein Triumph 1999 in Le Mans im BMW V12-Sportwagen (mit Dalmas und Martini) einer Sensation gleichkam. «Stell dir vor, du hast den Kultfilm ‚Le Mans’ x-mal gesehen, und dann gewinnst du das Ding selbst – unglaublich.»

Nach vier spannenden Jahren im Opel-DTM-Werksteam zieht sich Jockel mit 43 Jahren Ende 2003 von der Rennpiste zurück.

Langeweile gibt es auch nach der aktiven Karriere nicht – als Opel-Markenrepräsentant ist Jockel lange maßgeblich in die sportiven Programme des Unternehmens eingebunden.

Ein Rennen ist „Jockel“ ganz besonders in Erinnerung geblieben, wie er Jahre später in einem Fernseh-Interview preisgab. Es war einer der letzten DTM-Sieg 1992 für das Team Schnitzer vor dessen Comeback in der DTM.

«Der Norisring war eigentlich nie so meine Lieblingsstrecke. Und an dem Wochenende sah es wieder so aus, als würde es in die Hosen gehen. Im Qualifikationsrennen war ich nur 13., also eigentlich gar keine Erfolgsaussicht. Ich musste, um überhaupt ins Hauptrennen zu kommen, vorab ein Zusatzrennen fahren.»

«Norbert Haug hat damals gesagt – wenn du die Zeiten aus dem Quali-Rennen morgen auch fährst, hast du Chancen zu gewinnen. Ich habe das nicht geglaubt. Ich habe es mir erst mal gut gehen lassen und mit Herbert Schnitzer eine wirklich lange Nacht verbracht und wenig geschlafen.»

«Wahrscheinlich war es gerade diese Lockerheit, die mich zum Erfolg getragen hat. Und ich habe das Ding damals tatsächlich gewonnen. Wenn man am Norisring gewinnt, ist das so, wie wenn man als Formel-1-Fahrer Monaco gewinnt. Das war einfach, vor dieser Kulisse, etwas ganz Besonderes.»

«Als ich nachher gefragt wurde, wie ich es gemacht habe, wusste ich zunächst selbst keine Antwort. Doch jetzt weiß ich es ziemlich genau: Ich bin sehr konservativ mit harten Reifen und viel Abtrieb gestartet. Damit war ich zwar auf den Geraden relativ langsam, aber das war genau die richtige Mischung, um zu gewinnen.»

«Das war mein erster Sieg an der Noris und es war schon deshalb besonders emotional, weil mein Bruder Manfred dort so großen Erfolg hatte. Es sind sogar Tränen geflossen und damit hatte ich überhaupt kein Problem. Man hängt so viel Kraft und Engagement hinein. Und dann bei so einem Rennen, vor solch einer Kulisse, zu gewinnen–- es gibt fast nichts Schöneres. Da kamen einfach sehr schöne Erinnerungen zusammen. Außerdem war es für mich unglaublich, mich als damals relativ junger Kerl gegen einen Johnny Cecotto, einen Roberto Ravaglia und einen Steve Soper, um nur meine BMW Werksfahrer-Kollegen zu nennen, durchzusetzen.»

Heute genießt er sein Leben in Korb bei Waiblingen an der Seite seiner Frau Sally («sie hat all die Jahre das volle Programm mit mir durchgestanden»). Er ist froh und dankbar, dass er wie sein gesamtes Umfeld (zwei Töchter samt Familien und vier Enkelkindern) wohlauf ist und ganz in der Nähe lebt.

Ab und an tritt er noch als Markenbotschafter für seinen letzten Arbeitgeber Opel an; ansonsten stehen Wohnmobil-Reisen und Ausfahrten mit einem BMW M3 vom Ende der 80er Jahre auf dem Programm.

Jockels Zwischenbilanz zum Geburtstag: «Nach den wilden Jahren in der Rennerei fühle ich mich in der heimischen Geborgenheit richtig wohl. Ich habe meinen Traum gelebt und dazu ordentlich Geld verdient. Jetzt hab ich’s eher beschaulich – und das taugt mir.»


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