Claire Schönborn: Starker Eindruck in Finnland
Nach nicht einmal einem Jahr im Rallye-Cockpit und ihrem erst vierten Saisonauftritt in der Rallye-Weltmeisterschaft steigerte sich die Hunsrückerin im Ford Fiesta-Rally3 beim «Schotter-Grand Prix» kontinuierlich und etabliert sich mittlerweile knapp hinter den Spitzenfahrer der Junior-WM.
Die Rallye Finnland gilt aufgrund extremen Vollgas-Passagen und den vielen blinden Kuppen als die ultimative Herausforderung der Rallye-Welt. In diesem Jahr wurde mit der Veranstaltung die schnellste Rallye aller Zeiten mit einem Durchschnitt von 129,95 Kilometer pro Stunde gefahren. Kaum eine andere Rallye im WM-Kalender erfordert mehr Erfahrung und Präzision.
Mit jedem Kilometer steigerte sich Schönborn im Vergleich zu den Klassenbesten der Junior-WM und machte Schritt für Schritt ihren Erfahrungsnachteil wett. Den Grundstein dafür legte sie bereits vor dem Start als sie Zeit in das Aufschriebsystem investeierte. Dabei arbeitete sie zusammen mit ihrem Copiloten Michael Wenzel mit dem finnischen Rallye-Ass Teemu Suninen zusammen.
In Finnland standen für Schönborn drei zentrale Themen im Vordergrund: Respekt vor der herausfordernden Streckenführung und den einzigartigen Bedingungen, schnell den Rhythmus finden sowie einen fehlerfreien Auftritt zeigen. Am Freitagabend traf Schönborn Marcus Grönholm, einer ihrer ersten Förderer. Der zweimalige Rallye-Weltmeister ist mit sieben Triumphen nach wie vor der Rekordsieger beim bei der Rallye Finnland und damit König unter den «Fliegenden Finnen». Grönholm zeigte sich von der Leistungssteigerung Schönborns seit ihrem Rallyedebut sehr angetan.
Als eine zusätzliche Herausforderung erwiesen sich in diesem Jahr beim neunten WM-Lauf immer wieder einsetzende Regenschauer. Der feine, komprimierte und feste finnische Schotter in Kombination mit Nässe war für die Hunsrückerin ein bis dato noch ungewohntes Terrain. Dennoch kam sie mit dem schwierigem Bedingungen rund um die Rallye-Metorpole Jyväskylä bemerkenswert gut zurecht.
Grund zur Freude hatte die Pilotin schon zu Beginn der Rallye: Schließlich feierte sie am letzten Juli-Tag ihren Geburtstag. Mit einer starken Leistung bescherte sich die nun 26-Jährige anschließend selbst.
Nach einem soliden Start und guten Zeiten am Freitag, steigerte sich ab Samstag das Pensum für das Duo Schönborn/Wenzel. Hier allein wurden 142,16 WP-Kilometer unter die Räder genommen. Der krönende Abschluss der 2025er-Auflage der Rallye Finnland hatte es dann in sich: am Sonntag stand die legendäre Wertungsprüfung Ouninpohja an, die beim zweiten Durchgang als Power Stage gefahren wurde. Hohe Geschwindigkeiten und präzise Sprünge der Rallye-Asse verzückten dabei die zigtausenden Zuschauer an der Piste. Am Ende der Rallye belegte Schönborn in ihrer Klasse mit 25 Startern den 15. Platz. In der Junior-WM Wertung kam sie als neunte ins Ziel. Den vorletzten Lauf der Junior-WM 2025 gewann Eamonn Kelly (Irland).
«Ich bin überglücklich und es war einfach atemberaubend», kommentierte die Hunsrückerin ihren Einsatz im Land der Suomi. «Bei der Rallye Finnland am Start gewesen zu sein, ist ein wahr gewordener Traum. Ich bin schon ein bisschen stolz, diese Herausforderung gemeistert zu haben. Das Tempo ist extrem hoch, man braucht viel Präzision und Mut. Je mehr Erfahrung man mitbringt, umso größer die Chance. Nach einem vorsichtigen Beginn habe ich mich Schritt für Schritt näher ans Limit herangekämpft».
«Alles in allem bin ich mit meiner Leistung zufrieden, auch wenn ich noch viel Steigerungspotenzial sehe. Vor allem in den schnellen Passagen waren wir richtig gut unterwegs, was mich sehr freut. Umgekehrt muss ich in den technischen Passagen noch zulegen. Dazu hilft vor allem: fahren, fahren, fahren. Aber auch der Aufschrieb ist ein enorm wichtiger Faktor. Mit Michael Wenzel als Copilot habe ich da den idealen, weil international erfahrenen Beifahrer an meiner Seite. Ich freue mich schon jetzt auf jeden weiteren Meter im Rallye-Tempo und vor allem auf unser Heimspiel, die ADAC Central European Rally im Oktober».
Navigator Beifahrer Michael Wenzel meinte:
«Die Rallye Finnland ist nicht nur für Fahrer die ultimative Herausforderung, sondern auch für uns Beifahrer. Hier muss alles stimmen, vor allem aber das Timing. Wir haben eine absolut fehlerfreie Rallye abgeliefert.Ich denke, dass Claire und ich mit jedem Kilometer besser in den Rhythmus gefunden haben. Ich bin sehr beeindruckt, wie schnell und vor allem wissbegierig Claire lernt. Sie setzt neue Erkenntnisse superschnell um. Das konnte man hier in Finnland genau beobachten».