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Finnische Flugtage auf der Schotter-Achterbahn

Von Toni Hoffmann
Jari-Matti Latvala im Sprung zum Sieg 2014

Jari-Matti Latvala im Sprung zum Sieg 2014

Die Rallye Finnland ist im Kalender der Rallye-Weltmeisterschaft, die in Jyväskylä die achte Runde ausfährt, der absolute Schotter-Klassiker und das Highlight einer jeden Saison.

Nach der ultra-schnellen Rallye Polen setzt die Königsklasse ihren Geschwindigkeitsrausch im Land der 1000 Seen fort. Bei der legendären Rallye Finnland peilt Sébastien Ogier seinen 30. Sieg auf WM-Ebene an – und würde damit in der ewigen Bestenliste zu Marcus Grönholm aufschließen. Allerdings haben die finnischen Lokalmatadoren etwas dagegen.

Die WM-Rallye Finnland, von wahren Fans immer noch «1000 Seen» genannt, zählt in jeder Saison zu den absoluten Klassikern. In diesem Jahr blickt sie ihrer 65. Austragung entgegen, 42 Mal trug sie dabei den WM-Status – er wurde 1973 zum ersten Mal vergeben. Seit 1951 messen sich die kühnsten Weitflugkünstler mit wagemutigen Sprüngen über die Schotterkuppen der skandinavischen Wälder, als wollten sie die Grundlagen der Physik außer Kraft setzen.

Schnitt 2012 122,89 km/h

Neben dem polnischen WM-Lauf, den Sébastien Ogier mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 121,4 km/h gewonnen hat, zählt die Rallye Finnland zu den schnellsten im WM-Kalender. Im vergangenen Jahr konnte sich hier Lokalmatador Jari-Matti Latvala durchsetzen. Der Polo R WRC-Pilot fuhr im Schnitt 122,1 km/h – und hat damit den Rekord von Sébastien Loeb, der 2012 im Mittel mit 122,89 km/h durch die Wälder sauste, nur knapp verpasst.

Im Vorjahr konnte Latvala mit seinem Sieg auch die Ehre seines Heimatlandes wieder herstellen, nachdem drei Mal in Folge ein Franzose die prestigeträchtige Veranstaltung gewonnen hat. In dieser Saison ist der Volkswagen-Werkspilot nur einer von zwei Topfahrer aus Finnland, die sich überhaupt Chancen auf das oberste Treppchen ausrechnen dürfen – neben Latvala steuert nur noch Juho Hänninen ein World Rally Car, einen privat eingesetzten Ford Fiesta RS WRC. Würde einer dieser beiden am Ende den größten Pokal mit nach Hause nehmen, hätte Finnland in der Liste der erfolgreichsten Rallye-Nation mit 174 Siegen auch wieder mit Frankreich gleichgezogen.

Ogier und die 30

Ogier, 2013 in Jyväskylä erfolgreich, gehört neben Loeb, Carlos Sainz und Didier Auriol zur kleinen Gruppe von nur vier Nicht-Skandinaviern, die sich jemals in die Siegerliste der Rallye Finnland eintragen konnten. Der zweifache Weltmeister segelt auch in diesem Jahr wieder auf Titelkurs. Aktuell hat der schnelle Polo-Pilot aus Gap fünf der bisherigen sieben WM-Läufe gewonnen. Nur noch ein Sieg fehlt ihm, um zu Rallye-Legende Marcus Grönholm aufzuschließen. Grönholm ließ sich in seiner WM-Karriere 30 Mal feiern.

Ein Kandidat für eine Topplatzierung ist aber auch Volkswagen-Youngster Andreas Mikkelsen. Der 26 Jahre alte Norweger hat seinen ersten WM-Laufsieg jetzt mehrmals nur knapp verpasst, es wäre die Krönung seiner bisherigen Karriere. In Finnland geht Mikkelsen bereits zum siebten Mal an den Start. Vor ihm konnte diesen Klassiker noch kein Norweger gewinnen.

Nicht unterschätzt werden sollte aber auch Ott Tänak. Wenn der Este mit seinem Fiesta RS WRC von M-Sport so vehement aufgeigt wie zuletzt in Polen, dann zählt er auf jeden Fall zum engeren Kreis der Siegkandidaten. Auch von den beiden Citroën-Werksfahrern Kris Meeke und Mads Östberg darf auf finnischem Schotter einiges erwartet werden. Ihr DS3 WRC sollte in puncto Konkurrenzfähigkeit näher zu den dominierenden Volkswagen aufgeschlossen haben.

Nach zwei starken Vorstellungen könnte aber auch der Neuseeländer Hayden Paddon seiner vielversprechenden Laufbahn auf WM-Ebene einen entscheidenden Kick verpassen, wenn er in Finnland brilliert. Sein Hyundai-Teamkollege Thierry Neuville wird mit dem Beginn der zweiten Saisonhälfte einen Neustart versuchen – der Belgier erlebte bisher ein Rallye-Jahr zum Vergessen.

Wie zuletzt in Polen kommt in Finnland der ersten Etappe besondere Bedeutung zu, da sie gut 160 Wertungsprüfungs-Kilometer ohne Besuch im Service Park umfasst. Dabei geht es jeweils zwei Mal über die 23,56 Kilometer lange «Päijälä» sowie die legendäre, in diesem Jahr 34,39 Kilometer lange «Ouninpohja». Am Samstag stehen dann «Mökkiperä», «Jukorvarvi» und «Surkee» auf dem Programm, bevor am Sonntag mit der «Myhinpää» die einzige neue Prüfung der Rallye doppelt gefahren wird.

Quelle: Best-of-RallyLive

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