Valentino Rossi sucht das Glück

Gut gekämpft: Latvala wird Zweiter beim Heimspiel

Von Toni Hoffmann
Jari-Matti Latvala bei seinem Heimspiel

Jari-Matti Latvala bei seinem Heimspiel

Latvala/Anttila zum dritten Mal in Folge im Polo R WRC auf dem Podium,Volkswagen dominiert Fahrer-WM: Ogier vor Mikkelsen und Latvala, Weltmeister ohne Ausbeute: Ogier erstmals ohne Punkte in 2016.

Gut gekämpft, gut belohnt: Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila haben bei ihrem Heimspiel in Finnland Platz zwei erzielt und sich damit in der Fahrer- und in der Beifahrerwertung der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) auf den dritten Rang verbessert. Das Volkswagen-Duo musste sich beim achten Saisonlauf über insgesamt 333,60 Prüfungskilometer nur Kris Meeke/Paul Nagle (GB/IRL, Citroën) geschlagen geben und stand nach zwei Siegen in 2014 und 2015 zum dritten Mal in Folge auf dem Siegerpodium der Rallye Finnland. Andreas Mikkelsen/Anders Jæger (N/N) kamen bei der 66. Auflage des Klassikers auf Rang sieben ins Ziel und machten damit in der Fahrer- und der Beifahrerwertung Boden auf die dreimaligen Weltmeister und aktuellen Spitzenreiter Sébastien Ogier/Julien Ingrassia gut. Das französische Duo blieb nach einem Ausrutscher am Freitag dieses Mal ohne Zähler in der Fahrer-/Beifahrerwertung, führt die WM aber weiterhin souverän mit 143 Punkten vor ihren Teamkollegen Mikkelsen/Jæger (98) und Latvala/Anttila (87) an.

Fan-Liebling Latvala holt beim Heimspiel 80. Podestplatz für den Polo R WRC

In den letzten beiden Jahren 2015 und 2014 war Jari-Matti Latvala jeweils der umjubelte Nationalheld, als er mit dem Polo R WRC den Sieg bei der Rallye Finnland einfahren konnte. Diesmal reichte es für den Publikumsliebling „nur“ zum zweiten Platz auf dem Podest – der insgesamt 80. Podiumsplatz für den Polo R WRC. Zu Beginn der Rallye durch einen Reifenschaden wertvolle Zeit verloren, kämpfte sich Latvala wieder zurück und fuhr letztlich einen ungefährdeten zweiten Platz nach Hause. Auch in der Fahrer-WM sieht es nun wieder deutlich besser aus für den „Vize“-Weltmeister: Durch die insgesamt 19 Punkte – Latvala wurde Dritter in der Powerstage und holte somit einen Zusatzpunkt – hat er sich auf den dritten WM-Rang vorgearbeitet. Der angekündigte Angriff auf die Spitze in der zweiten Saisonhälfte hat begonnen.

Der Weltmeister gibt alles – geht leer aus und freut sich doch

Das passiert Sébastien Ogier nicht oft: Wenn der 32-jährige Franzose in seinem Polo R WRC die Ziellinie bei einer WM-Rallye sieht, dann sind so gut wie immer auch wichtige Punkte für die Weltmeisterschaft im Gepäck. In Finnland blieb er erst zum fünften Mal in 47 Rallyes als Volkswagen-Pilot ohne Zähler. Der Grund: In einer Haarnadelkurve auf der zehnten Wertungsprüfung „Surkee2“ schnitt er die Innenseite etwas zu scharf und rutschte in den Graben. Dank der tatkräftigen finnischen Fans schafften es Crew und Auto zwar wieder auf die Strecke zurück – dennoch blieb ein uneinholbarer Zeitverlust von 16 Minuten. Gute Laune hat Ogier trotzdem mit Blick auf die anstehenden WM-Läufe. Mit Deutschland, China und Frankreich stehen drei Asphalt-Rallyes im Kalender, bei denen Ogier nicht mehr die Strecke auf Schotter eröffnen muss.

Vom Podiumskandidaten zum Straßenfeger: Mikkelsen mit Lerneffekt in Finnland

Nach dem Sieg beim WM-Lauf zuvor in Polen kam Andreas Mikkelsen mit ausreichend Selbstbewusstsein nach Finnland – eine Rallye, bei der der Norweger seine herausragenden Fahrkünste bisher noch nicht mit einem Resultat unter den Top Drei krönen konnte. Das Ziel Podium im Blick, lag der 27-jährige Osloer bis zur 13. Wertungsprüfung – der legendären «Ouninpohja» – auf Platz drei. Danach musste er den Job des ungeliebten Straßenfegers von Ogier übernehmen, der wegen einer Reparatur auf einer Verbindungsetappe und des zu späten Check-in in der Startorder nach hinten rutschte. Dank einer kämpferisch und fahrerisch sehr guten Leistung landete er am Ende auf dem siebten Platz und machte wertvolle Punkte gegenüber WM-Spitzenreiter Ogier gut.

Großer Preis von Finnland – schnellste WM-Rallye aller Zeiten

Die Rallye Finnland gehört traditionell zu den schnellsten Rallyes im Kalender der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC). Im vergangenen Jahr setzte Jari-Matti Latvala mit dem Polo R WRC und 125,44 km/h einen neuen Rekord in Punkto Durchschnittsgeschwindigkeit. Diesen Titel musste er nun abgeben. Neuer Rekordhalter: Kris Meeke mit 126,61 km/h. In 2017 steht wohl die Revanche an.

Stimmen, Tag 03 Rallye Finnland

Sébastien Ogier, Volkswagen Polo R WRC #1

«Die beste Nachricht des Tages ist für Julien und mich, dass die Straßenfeger-Rolle erstmal zu Ende ist. Seit einem halben Jahr habe ich das nun machen müssen und mental ist es extrem anstrengend, immer mit den schwierigen Streckenbedingungen kämpfen zu müssen. Jetzt freue ich mich auf die Rallye Deutschland mit hoffentlich guten Bedingungen für alle und auf einen schönen Kampf um den Sieg. Bis auf den Fehler war ich mit unserem Tempo sehr zufrieden, der dritte Platz wäre möglich gewesen. Gratulation aber auch an Kris Meeke und sein Team – natürlich konnte er ohne Druck fahren und hat von seinem Startplatz profitiert. Er hat aber auch eine absolut fehlerfreie und sehr starke Leistung gezeigt.»

Jari-Matti Latvala, Volkswagen Polo R WRC #2

«Ich bin glücklich über meine Leistung dieses Wochenende, auch wenn mir der Hattrick bei der Rallye Finnland leider nicht gelungen ist. Der zweite Platz und der Punkt in der Powerstage sind eine sehr gute Ausbeute. Noch dazu konnte ich mich in der Gesamtwertung um einen Platz verbessern. Insgesamt war an diesem Wochenende gegen Kris Meeke nicht mehr drin. Nochmals ein großes Dankeschön an all die vielen Fans, die mich unterstützt haben. Es ist immer wieder etwas Besonderes, hier in der Heimat zu fahren. Jetzt fängt die Asphalt-Saison an und die lief letztes Jahr erstaunlich gut bei mir. Daran gilt es jetzt gleich in Deutschland anzuknüpfen.»

Andreas Mikkelsen, Volkswagen Polo R WRC #9

«Insgesamt können Anders und ich mit dem siebten Platz zufrieden sein, mehr war an diesem Wochenende nicht möglich. Und das Gefühl, auf diesen fantastischen Strecken zu fahren, ist grandios. Positiv ist außerdem, dass wir gegenüber Sébastien einige Punkte gut machen konnten. Natürlich ist sein Vorsprung immer noch groß, aber wir bleiben dran. Schwierig war es, nachdem wir am Samstag plötzlich als Erstes auf die Strecke mussten. Wir haben alles gegeben, aber die erste Startposition macht einem das Leben wirklich nicht leicht. Auf einigen Prüfungen war ich ununterbrochen am absoluten Limit unterwegs, trotzdem waren die Zeiten zu langsam.»

Jost Capito, Volkswagen Motorsport-Direktor

«Wir freuen uns sehr über den zweiten Platz von Jari-Matti und Miikka. Sie haben bei ihrem Heimspiel erneut eine erstklassige Leistung gezeigt. Mehr war aus eigener Kraft nicht möglich, gleichzeitig melden sie sich in der Spitzengruppe der Gesamtwertung zurück. Für Sébastien und Julien lief die Rallye sicher nicht wie erhofft, aber ihren zeitraubenden Ausrutscher muss man unter der Rubrik ,kleine Ursache, große Wirkung‘ verbuchen – auch Weltmeister sind bekanntlich nur Menschen. Eine sehr starke Leistung, die sich nicht unbedingt im Ergebnis zeigt, haben auch Andreas Mikkelsen und Anders Jæger gezeigt. Zu Beginn auf Podiumskurs liegend, mussten sie dann aber die Strecke eröffnen, was ein großer Nachteil war. Alles in allem war es eine intensive Rallye Finnland, nach der wir mit unseren drei Crews auf den ersten drei Plätzen der Gesamtwertung liegen und die Hersteller-Wertung weiterhin deutlich anführen. So treten wir mit großer Vorfreude bei unserem Heimspiel in Deutschland an. Last but not least: Glückwunsch an Kris Meeke und Paul Nagle. Sie haben hier in Finnland eine starke, fehlerfreie Leistung gezeigt und verdient gewonnen.»

Und da war dann noch ...

... Martin Hassenpflug. Der Chefmechaniker von Weltmeister Sébastien Ogier feierte hier in Finnland vor genau sechs Jahren gemeinsam mit dem Volkswagen Team sein Rallye Debüt, damals noch mit einem von Volkswagen eingesetzten Skoda Fabia S2000. Seit dem ersten Auftritt in 2011 hat der 35-Jährige als einziger Mitarbeiter alle 63 Rallyes mitgemacht.

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