Valentino Rossi sucht das Glück

24h Le Mans - Chip Ganassi: «Ich bin überglücklich»

Von Oliver Müller
Chip Ganassi (li.) mit seinem Piloten Dirk Müller

Chip Ganassi (li.) mit seinem Piloten Dirk Müller

SPEEDWEEK.com traf sich nach den 24 Stunden von Le Mans noch kurz mit US-Motorsport-Legende Chip Ganassi. Und der war schon vor dem Klassensieg seines Ford GT zum echten Le-Mans-Fan geworden.

Neben dem grossen Pech für Toyota und dem dadurch in letzter Minute eingefahrenen 18. Gesamtsieg von Porsche beim grossen Langstrecken-Klassiker an der französischen Sarthe, gab es in diesem Jahr ein weiteres, grosses Thema in Le Mans. Die werksseitige Rückkehr von Ford – und das genau 50 Jahre nach deren erstem Triumph im Jahre 1966. Dafür wurde seit letztem Jahr mit dem Ford GT ein ganz ungewöhnliches Rennauto entwickelt. Ziel: Damit in der GTE-Pro-Kategorie den Klassensieg einfahren - gegen die starke Konkurrenz von Aston Martin, Corvette, Ferrari und Porsche. Als Einsatzteam sicherte sich die Marke aus Detroit auch gleich die Dienste von Chip Ganassi Racing. Eines der erfahrensten und erfolgreichsten Teams im US-Rennsport überhaupt.

Und das Unglaubliche wurde tatsächlich erreicht: Mit dem Wagen von Joey Hand, Dirk Müller und Sébastien Bourdais schaffte Ford nicht nur die Pole-Position - sondern auch den Klassensieg beim grossen 24-Stunden-Rennen in Westfrankreich. «Wenn man sich nur mal die ganzen Trophäen im Workshop von Chip Ganassi Racing anschaut, weiss man auch, warum die gewonnen haben: Die wissen einfach wie es geht», erklärte Klassensieger Dirk Müller gegenüber SPEEDWEEK.com. «Das muss man sich einmal vorstellen: Das Team ist zum ersten Mal hier und fährt gleich auf Platz eins und drei – das ist der absolute Hammer.»

Tatsächlich hatte der Schwester-Wagen von Ryan Briscoe, Richard Westbrook und Scott Dixon mit dem Rang hinter dem zweitplatzierten Ferrari 488 GTE von Risi Competizione (Giancarlo Fisichella/Toni Vilander/Matteo Malucelli) das Podium komplettiert. Auffällig dabei: Die beiden Ford GT aus der amerikanischen IMSA-Serie stellten in Le Mans die beiden FIA-WEC-Teams (Olivier Pla/Stefan Mücke/Billy Johnson und Marino Franchitti/Andy Priaulx/Harry Tincknell) in den Schatten. «Vielleicht liegt das daran, dass wir vom amerikanischen Team mitten in der Saison sind. In Daytona und Sebring hatten wir schon zwei Langstrecken-Rennen absolviert. Dazu noch zwei Rennen in Kalifornien», erklärte Müller.

Das gerade Ferrari und Ford auf dem Klassenpodium standen, kommt nicht von ungefähr. Beide Hersteller haben ein neues Auto mit Turbo-Motor entwickelt, das radikal auf das neue technische Reglement der GTE-Pro-Kategorie ausgelegt wurde – dazu kam, dass beide von der Balance of Performance (BoP) nicht gerade benachteiligen wurden. Aber dennoch: Ein 24-Stunden-Rennen muss auch erst einmal durchgefahren werden.

Bis auf ein einziges Problem - als Sebastian Bourdais den Wagen beim Boxenstopp erst ausbekam, nachdem der Tankrüssel schon eingesteckt wurde – und man somit eine Durchfahrtsstrafe erhielt, lief der Siegerwagen problemlos. Das hatte man vor dem Rennen in dieser Form nicht erwartet. «Ich fuhr das Auto bereits im letzten Oktober. Wir haben so viel entwickelt und getestet, dass es uns kein Mensch glauben würde», meinte Teamkollege Joey Hand gegenüber SPEEDWEEK.com.

Und auch Teamchef Chip Ganassi konnte den eingefahren Triumph (trotz unzählbarer Siege in Indycar und Nascar) kaum fassen. Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com war die Legende sichtlich bewegt: «Ich bin überglücklich», sagte er voller Stolz und mit leicht angefeuchteten Augen. «Le Mans ist so ein spezielles Event. Für mich ist es ein grosses Privileg, hier mit dem Team herzukommen – und dann gleich der Klassensieg». Überhaupt outete sich Ganassi als echter Le-Mans-Fan: «Es ist unglaublich, was dieses Event alles bietet. Das hier alles erleben zu können, hat mir richtig Freude gemacht.»

In nächsten Jahr wird er mit seinem Team an die französische Sarthe zurückkehren – und versuchen den Klassensieg zu verteidigen.

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